Der Schock sitzt immer noch tief in Gernsbach-Reichental (Landkreis Rastatt). Nach dem Brand in einem Wohnhaus mit drei toten Kindern suchen Bewohner, die fast alles verloren haben, einen Weg zurück zur Normalität.
Die Vögel zwitschern, der Himmel leuchtet blau über der Brandruine in Gernsbach-Reichental: Kaum vorstellbar an diesem sonnigen Tag, wie sich die dörfliche Idylle plötzlich in einen Albtraum aus Flammen verwandelte. Doch wenn Andreas Steinhöfel mit Schäferhündin Sewa an dem Gebäude vorbeigeht, kommt die Erinnerung wieder in ihm hoch - an die Nacht, in der seine Wohnung mitsamt dem ganzen Haus abbrannte.
Hund zur Rettung aus dem Fenster geworfen
Am Abend zuvor hatte der 48-Jährige noch mit einem Freund zwei Bier getrunken. Nachts wachte er dann auf dem Sofa auf. Es roch nach Rauch, der Griff seiner Wohnungstür war bereits heiß. Gedankenschnell habe er dann seinen Hund aus dem Fenster im ersten Obergeschoss einem Feuerwehrmann entgegen geworfen. Er selbst habe dann ein Staubsaugerkabel abgeschnitten, an der Heizung festgebunden und sich abgeseilt.
Ein Zaun und ein weiß-rotes Absperrband umgeben die Ruine: Statt der Fenster gähnende, schwarze Öffnungen, verkohlte Fassaden. An einer Ecke wurden Blumen für die drei verstorbenen Kinder abgelegt, dazu eine pinke Puppe und ein Ball neben den Fotos der Opfer.
Andreas Steinhöfel fehlen die Worte, wenn er das sieht. Mit dem jüngsten Kind, einem vierjährigen Mädchen, habe er immer wieder Mal herumgealbert, auch am Abend vor dem Brand habe er ihr im Flur "Gute Nacht" gesagt.
Ermittlungen zur Brandursache in Gernsbach dauern an
Wie es zu dem Brand kam, ist immer noch unklar. Polizei und Staatsanwaltschaft teilten in der vergangenen Woche mit, dass sie eine verdächtige Person im Blick hätten. Inwiefern diese mit dem Brand in Verbindung stehen könnte, sei aber völlig offen. Zeitweise waren laut Polizei zwischen 20 und 30 Menschen in dem privat vermieteten Wohnhaus gemeldet, das früher mal ein Hotel war. Wie es dort um den Brandschutz bestellt war, ist eine Frage, die auch Ortsvorsteher Guido Wieland umtreibt.
Bewohner haben durch den Brand fast alles verloren
Andreas Steinhöfel sagt, dass es zumindest in seiner Wohnung keinen Brandmelder gegeben habe. Der 48-Jährige verlor fast alles in jener Nacht. Neben seinem Geldbeutel fiel auch sein Gebiss den Flammen zum Opfer, weshalb man gut zuhören muss, wenn er erzählt. Er wurde von der Stadt in einer Wohnung untergebracht und versucht langsam wieder klar zu kommen. Gerade hat er einen neuen Personalausweis beantragt – der alte verbrannte mit seinem Geldbeutel. Gut, dass wenigstens Schäferhündin Sewa bei ihm ist: "Die schläft bei mir im Bett. Zuneigung ist da. Die kommt zu mir, wenn ich sie rufe."
Andreas Steinhöfel will sich demnächst Hilfe bei einem Notfall-Seelsorger holen. Bald will er auch wieder arbeiten, er ist als Dachdecker-Helfer bei einer Firma im Ort beschäftigt. Der Job bringe ihn auf andere Gedanken, meint er. Auch wenn er die Brandnacht wohl nie mehr richtig vergessen kann.
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