Eine Rheinhäuser Fähre gab es schon im Mittelalter. Heute ist sie eine beliebte Verbindung für Ausflügler über den Rhein zwischen Rheinhausen und Speyer. Ein neuer Fährmann hält die Tradition am Leben.
Wenn Sebastian Sztander das Ruder der "Neptun" in seinen Händen hält, dann wirkt er fast selbst wie einer der Helden seiner Kindheit. Als kleiner Junge verschlang er Bücher über Magellan und andere große Entdecker. Der Fährmann sieht aus, wie man sich einen erfahrenen "Seebären" vorstellt: Der dichte, lange Bart reicht fast bis zur Brust, neben ihm hat es sich Sennenhund "Nord" mit seinem zottligen, schwarzen Fell gemütlich gemacht.
Fähre zwischen Speyer und Rheinhausen hat Tradition
Seit dem Frühjahr ist Sebastian Sztander Fährmann auf der "Neptun". Die Fähre bringt Radfahrer und Fußgänger über den Rhein, hat bei Ausflüglern Kultstatus. Schon 1296 wurde hier eine Fährverbindung urkundlich erwähnt, damals von weltlichen Fürsten und den Speyerer Bischöfen genutzt. Heute vor allem von Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad die Natur rund um den Rhein genießen oder Speyer erkunden wollen.
Für Sebastian Sztander bedeuteten Schifffahrt und Flüsse immer schon Freiheit, erzählt der Pole. Als kleiner Junge schon setzte er sich zum Ziel, die Grenzen des kommunistischen Polens eines Tages hinter sich zu lassen und Schiffsführer zu werden. Später fuhr er mehr als 20 Jahre große Güterschiffe, auch in Deutschland und der Niederlande. Ein einsamer Job, nicht familientauglich.
Fähre für Ausflüge rund um den Rhein genutzt
Da ist der Ausflugstrubel auf der Rheinhäuser Fähre eine willkommene Abwechslung. Wenn Sebastian Sztander nicht steuert, kassiert er die Fahrgäste, die meist entspannt und gut gelaunt sind. Der ein oder andere nimmt sich eine gekühlte Flasche Bier aus einem Kühlschrank an Bord. Da der Fährmann nur drei Tage pro Woche im Einsatz ist, ist er nun auch öfter zuhause bei seiner Frau und seinen Söhnen in Neckargmünd. Aufträge auf Güterschiffen nimmt er nur noch an, wenn er Lust hat.
Investitionen in die Rheinfähre
Sein Vorgänger, Ernst Hessenauer, der die Fähre 27 Jahre lang steuerte, besucht ihn noch ab und zu auf dem Schiff. Die Fähre sei jetzt in guten Händen, meint der Rentner, während hinter ihm ein paar Schwäne auf dem idyllischen Berghäuser Althrein bei Speyer schwimmen.
Ein traumhafter Arbeitsplatz für Sebastian Sztander, der die Fähre bis zu seinem Ruhestand betreiben will. Im Winter will er die "Neptun" modernisieren, den Motor austauschen. Insgesamt wird er dann knapp 200.000 Euro in das Schiff investiert haben. Und langfristig soll ihn sein 24 Jahre alter Sohn unterstützen. Der ist nämlich auch Schiffsführer.