Für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen

Warnstreik: Eine Erzieherin aus Karlsruhe und ihr Alltag in der Kita

Stand
Autor/in
Felix Zink
Heiner Kunold
Das ist Heiner Kunold
Mathias Zurawski
Mathias Zurawski

40 städtische Kitas in Karlsruhe bleiben am Dienstag geschlossen. Erzieherinnen und Erzieher streiken für deutlich mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen. Auch Heike Schnepf.

10,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt fordert die Gewerkschaft ver.di in der aktuellen Tarifrunde für den öffentlichen Dienst. Am Dienstag sind die städtischen Kitas in Karlsruhe geschlossen. Es ist der erste Warnstreik in einem Konflikt, der lang und hart werden könnte. Erzieherinnen und Erzieher brauchen angesichts galoppierender Inflation und zunehmender Belastung dringend mehr Geld, so die Gewerkschaft.

Heike Schnepf ist Erzieherin in einer städtischen Kindertagesstätte in der Karlsruher Oststadt. Wie haben Sie diesen Winter mit Inflation und hohen Energiepreisen erlebt? Kommen Sie über die Runden mit ihrem Gehalt? 

Ja, ich komme noch über die Runden. Ich bin noch in einer glücklichen Lage. Ich habe keine Kinder, lebe mit meinem Freund zusammen, sodass wir uns Miete und Lebenshaltungskosten teilen. Aber trotzdem würde ich sagen, es merkt jeder. Und es ist definitiv ein Problem, weil unsere Löhne nicht so gestiegen sind wie andere Löhne. Und weil wir eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe übernehmen, die durch die Corona-Krise zusätzlich an Bedeutung gewonnen hat. Da müssen die Löhne auf jeden Fall steigen.

Wie zufrieden sind Sie eigentlich noch mit ihrem Job? 

Es ist ein ganz wichtiger Job und man hat eine gesellschaftliche Aufgabe. Es ist ein Beruf, in dem man jeden Tag eine ganz tolle Rückmeldung bekommt. Es ist an sich ein Traumjob. Aber nicht was die gesellschaftliche Anerkennung betrifft. Auch die Arbeitsbedingungen haben sich in den letzten Jahren schleichend verschlechtert. Und nach der Corona-Krise merken wir, es kommt niemand mehr nach. Ich bin nicht mehr so zufrieden mit den Arbeitsbedingungen. 

Sie haben es gerade schon angedeutet: Es liegt daran, dass Kolleginnen und Kollegen fehlen...

Also, es ist einfach kein System mehr drin. Beim Personal werden Löcher gestopft. Und das geht einfach zu Lasten der Qualität unserer Arbeit und der Zeit, die man mit Kindern braucht. Die Qualität ist abhängig vom Personal. Kinder brauchen Partnerschaften. Sie brauchen Vertrauenspersonen. Und wenn die wegfallen, weil die irgendwo anders arbeiten, dann wird es ganz schnell ganz schwierig. Es ist dann eine Art Verwahrung in der Kita. 

Was fehlt Ihnen? Welche Veränderung wünschen Sie sich? 

Ich hätte gerne, dass auf das Aufsichtspersonal eingegangen wird. Dass gehört wird, was die einzelnen brauchen. Dass man sich wirklich vielmehr um das Personal kümmert. Dass man wirklich neues Personal generiert. Wir bekommen keine Vier-Tage-Woche hin, da müssen wir schon auf 50 Prozent, sozusagen in Teilzeit gehen. Ich bin jetzt auf 80 Prozent und komme nicht auf fünf Tage. Das ist wirklich ein Problem. Man müsste das Personal fragen: Wie können wir das machen? Wie können wir die Teams zusammenstellen? Aber es wird auf die einzelnen Leute nicht eingegangen. Es ist ein der althergebrachtes System in meinen Augen.  

Jetzt ist also Streik. Gehen Sie auch hin? 

Auf jeden Fall. Ich halte es für wichtig, an die Öffentlichkeit zu gehen, dann ist das Thema ein bisschen im Fokus. Das ist eine wichtige Sache, weil wir das Geld brauchen. Und es geht auch um die Altersteilzeit. Das ist ebenfalls eine wichtige Geschichte, die in dieser Tarifauseinandersetzung dazukommt.  

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