Die Vergabe der World Games 2029 nach Karlsruhe steht massiv in der Kritik. Die DOSB-Ethikkommission bestätigt Vorwürfe und bescheinigt ein unfaires Verfahren. Die Finanzierung bleibt unklar.
Das Ergebnis des Abschlussberichts der Ethikkommission des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) ist eindeutig: Die Kritik am Vergabeprozess der World Games 2029 nach Karlsruhe ist berechtigt. Von einem gerechten Prozess könne keine Rede sein. Zuerst hatten die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) und die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (HAZ) berichtet. In Karlsruhe hängt nach dem Aus der Berliner Ampelregierung die Finanzierung für die drittgrößte Sportveranstaltung der Welt weiter in der Luft. Dort rechnet man mit einer mindestens sechsmonatigen Hängepartie.
Ärger um die Vergabe der World Games nach Karlsruhe:
- Bericht der DOSB-Ethikkommission sieht unprofessionelles Verhalten
- Stadt Hannover fordert Konsequenzen für DOSB-Präsidium
- DOSB will Bewerbungsprozesse verbessern
- Stadt Karlsruhe: Finanzierung hängt über Monate in der Luft
Bericht der DOSB-Ethikkommission: Unfaires und unprofessionelles Verhalten
Das Urteil des Berichts der DOSB-Ethikkommission ist hart. Der Vergabeprozess sei unprofessionell abgelaufen und sei nicht gerecht gewesen. Karlsruhe habe dem Bericht zufolge von einer "faktischen Vorentscheidung" für die Stadt ausgehen können. Zurückzuführen sei das auf eine mangelhafte Kommunikation zwischen Führung und Mitarbeitern des DOSB. Nach SWR-Information hatte sich der Verband vor einem Jahr im Karlsruher Rathaus gemeldet, um mit den Verantwortlichen über eine mögliche Bewerbung der Stadt für die World Games 2029 zu sprechen.
Die Ethikkommission hat dem Prüfbericht zufolge keine Hinweise auf Begünstigungen oder Zuwendungen, die zu einer Beeinflussung der Entscheidung geführt haben könnten. Auch ob Präsidium und Präsident des DOSB von Vorabsprachen mit Karlsruhe wussten, habe sich demnach nicht ermitteln lassen.
Stadt Hannover fordert Konsequenzen für DOSB-Präsidium
Die Stadt Hannover sieht sich in ihrer Kritik darin bestätigt, dass Hannover trotz fristgerechter Einreichung der Bewerbungsunterlagen nicht berücksichtigt wurde, obwohl Karlsruhe noch keine offizielle Bewerbung eingereicht hatte.
Der Bericht der Ethikkommission bestätige nun, dass das Vergabeverfahren nicht fair abgelaufen sei, so Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne). Der Oberbürgermeister forderte die Rückerstattung der Kosten für die Bewerbung in Höhe von rund 120.000 Euro.
Keine Zusagen von Bund und Land World Games Karlsruhe 2029: Finanzierung weiter auf der Kippe
Die Finanzierung der in Karlsruhe geplanten World Games 2029 ist nicht gesichert. Die Stadt hatte im Frühjahr den Zuschlag für die Ausrichtung der Wettkämpfe für nicht-olympische Sportarten erhalten.
DOSB will Bewerbungsprozesse verbessern
Seitens des DOSB heißt es auf SWR-Anfrage, dass man die Ergebnisse des Berichts der Ethikkommission sehr ernst nehme.
Der DOSB habe sich bereits bei der Stadt und der Region Hannover entschuldigt. Für eine deutsche Olympiabewerbung soll eine Steuerungsgruppe eingerichtet werden, die sich um den Prozess kümmern soll. Den Abschlussbericht der Ethikkommission hat der DOSB am Montagnachmittag online gestellt.
Wenige Wochen nach der umstrittenen Entscheidung für die Vergabe der World Games 2029 nach Karlsruhe Anfang Mai trat der zuständige Vizepräsident des DOSB, Oliver Stegemann, von seinem Amt zurück. Der DOSB bestätigt nun einen unmittelbaren Zusammenhang mit der umstrittenen Entscheidung für Karlsruhe.
Stadt Karlsruhe: Monatelange Hängepartie nach Ampel-Aus
5.000 Sportlerinnen und Sportler sowie Hunderttausende Zuschauerinnen und Zuschauer werden zu den World Games 2029 erwartet. Die Stadt Karlsruhe wäre das zweite Mal nach 1989 Ausrichterin der drittgrößten Sportveranstaltung der Welt mit nicht-olympischen Sportarten. Die Gesamtkosten für die Ausrichtung werden von der Stadt auf 100 Millionen Euro geschätzt.
Auf SWR-Anfrage betont die Stadt, dass ihr die Stellungnahme der DOSB-Ethikkommission bislang nicht vorliege, dass sie diese aber anfordern werde. Dementsprechend wolle man sich zu den aktuellen Vorgängen zunächst nicht äußern. Nach dem Regierungsaus in Berlin geht die Stadt Karlsruhe eigenen Angaben zufolge davon aus, dass sich eine verbindliche Aussage des Bundes bezüglich der Fördermittel für die World Games 2029 verschieben wird. Die Höhe des dringend benötigten Bundeszuschusses beträgt 40 Millionen Euro.
Mit dieser Verzögerung müssten Stadt und Weltverband IWGA umgehen. Für beide Seiten sei eine verbindliche Förderzusage des Bundes unerlässlich.
Petra Lorenz von den Freien Wählern im Karlsruher Gemeinderat hatte sich als eine der wenigen Stadträte gegen die World Games in Karlsruhe ausgesprochen. Sie schätzt die Gesamtkosten auf 150 Millionen Euro angesichts insgesamt weiter steigender Kosten. Durch den Ärger rund um die Vergabe und das fehlende Finanzierungskonzept sieht sie sich in ihrer Kritik bestätigt.
Man könne vom Steuerzahler nicht eine Verlängerung von Takten im ÖPNV oder höhere Kita-Gebühren verlangen, wenn man sich gleichzeitig solche World Games leiste, so die Stadträtin weiter.
Der Weltverband IWGA hat auf SWR-Anfrage mitgeteilt, dass man sich hinsichtlich der Finanzierung in Gesprächen mit der Stadt befinde und dass man entsprechende Informationen und Konzepte in den kommenden Monaten erwarte. Der Fokus liege klar auf der Realisierung der World Games 2029 in Karlsruhe, so der Verband.
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