Nur selten ist der Bunker auf der Hornisgrinde im Schwarzwald für Besucher offen. Am Sonntag können die Räume tief unter der Erde besichtigt werden, viel ist noch im Originalzustand.
Wo heute Wanderer und Ausflügler über den Hornisgrinde-Gipfel laufen, war noch bis 1999 militärisches Sperrgebiet und der Zutritt für die Öffentlichkeit absolut verboten. Spuren der ehemaligen Wehr- und Befestigungsanlage der französischen Armee sind dort noch heute sichtbar. Ein einziger Bunker ist erhalten geblieben. Erbaut von der französischen Armee in der Mitte der 1950er Jahre, diente er der geheimen Nachrichtenübermittlung.
Tief unter der Erde: Im Bunker ist es feucht und kalt
Der Eingang zum Bunker ist unscheinbar und leicht zu übersehen: Unterhalb des Hornisgrinde-Turms führt eine Eisentür in das Innere des Bunkers, der sich drei Meter unter der Erde befindet. Über eine steile Treppe gelangt man hinab in die Räume. Hier ist es kühl und feucht. Und es hallt. Graue Farbe blättert von den Wänden.
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Der Bunker ist rund 20 Meter lang und zehn Meter breit. Von außen sieht man nur einen Grashügel. "Hier unten hat es nur 13 oder 14 Grad, im Sommer wie im Winter", erklärt Friedrich Wein, der an drei Tagen im Jahr Besucherinnen und Besucher ehrenamtlich durch den Bunker und über die Hornisgrinde führt. "Die meisten Besucher sind fasziniert von der Geschichte und von den Räumen hier, die ja alle im Originalzustand erhalten sind. Es ist ein bisschen wie ein Lost Place."
Bunker an der Schwarzwaldhochstraße als eine Art "Lost Place"
Friedrich Wein hat sich der Denkmalpflege verschrieben. Die Führungen auf der Hornisgrinde macht er ehrenamtlich. Drei Mal pro Jahr öffnet er die Eisentür zum Bunker und erzählt Besuchern, was es mit dem Gebäude auf sich hatte. "Hier oben kann man 60 Jahre Wehrgeschichte hautnah erleben", so Wein, "viele Menschen kennen das Gebiet hier oben noch aus der Schulzeit, als hier oben mit Stacheldraht alles abgesperrt war." Erst als 1999 die Franzosen abzogen, übernahm die Waldgenossenschaft Seebach den Bunker.
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Im Bunker an der Hornisgrinde weht der Hauch des Kalten Krieges
Im Zweiten Weltkrieg befand sich auf der Hornisgrinde eine Flugabwehrstellung der Deutschen Wehrmacht. Nach dem Krieg nahm 1945 die französische Armee das Areal in Beschlag und richtete eine militärische Sperrzone ein. Der Bunker war ein wichtiger Standort für die Franzosen: Von hier aus wurden wichtige Nachrichten bis nach Nancy in Frankreich und Trier nicht nur übermittelt, sondern auch entschlüsselt - auch zu Spionage-Zwecken: Der französische Auslandsgeheimdienst war auf der Hornisgrinde in der Zeit des Kalten Krieges ebenfalls aktiv und hatte große Lausch- und Abhöranlagen auf dem gesamten Gelände installiert.
Zu sehen gibt es die Originalräume, Lüftungsanlagen und einen Notausgang. Sanitäranlagen fehlten damals, zum Schlafen gab es eine Kaserne weiter unterhalb des Hornisgrinde-Gipfels und die Kaserne in Achern. Die Einrichtung fehlt. An den Wänden hängen alte Schwarz-Weiß-Fotos, die 60 Jahre Wehrgeschichte dokumentieren. Auch eine rostige Original-Kabeltrommel ist zu sehen, "die war für die damaligen Telefonleitungen", erklärt Friedrich Wein.
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Lernen aus der Geschichte
Er hofft, dass am Tag des offenen Denkmals viele Besucher kommen, um sich den Bunker anzusehen. Die Bewahrung solcher Orte hält er für wichtig. "Weil wir aus der Vergangenheit lernen können, wie daraus unser gemeinsames Europa entstanden ist. Heute ist es nicht mehr so, dass Deutsche und Franzosen auf beiden Rheinseiten in den Bunkern sitzen und sich belauern und beschießen. Wir haben gelernt, dass wir an einem Strang ziehen müssen - und dies in Zukunft auch weiter machen müssen."
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