Warme Temperaturen und Trockenheit sind ideal für Borkenkäfer, die jetzt wieder ausschwärmen und Bäume befallen. Die Lage, nicht nur in der Randzone des Nationalparks, ist dramatisch.
Nationalpark-Gebietsleiter Tim Tschöpe löst vorsichtig die Rinde einer von Borkenkäfern befallenen Fichte bei Baiersbronn (Landkreis Freudenstadt) ab. Der Baum wurde kürzlich gefällt und dient nun als eine Art Borkenkäfer-Kontrollfalle.
Unter der abgelösten Rinde wimmelt es von Buchdruckern, einer Unterart der Borkenkäfer. Die Tiere haben bereits Gänge zwischen Holz und Rinde gebohrt und stehen kurz davor, den Baum zu verlassen, um auch andere Bäume zu befallen.
200 Borkenkäfer reichen, um einen Baum absterben zu lassen
Alarmstufe Rot also für die Förster: Sie erwarten in diesen Tagen das erste Ausschwärmen der Borkenkäfer in diesem Jahr. Die befallenen Bäume müssen schnellstmöglich aus dem Wald gebracht werden, damit nicht andere Bäume in Mitleidenschaft gezogen werden.
Schon 200 Borkenkäfer genügen, um einen einzigen Baum so zu schädigen, dass er nicht weiterleben kann. Die gefällten Fichten kommen zunächst in Trocken- oder Nasslager oder gleich in Sägewerke.
In diesem Jahr ist es besonders schlimm mit den Borkenkäfern. Etwa 5.000 Festmeter Holz sind im Nationalpark vom Borkenkäfer beschädigt worden – das ist mehr als doppelt so viel, wie in der Saison zuvor. Und der Borkenkäfer ist für den Wald nicht das einzige Problem.
Fallen dienen der Kontrolle der Käfer
Aus einem kleinen Borkenkäfer können unter idealen Bedingungen - drei Generationen in einem Jahr vorausgesetzt - bis zu sage und schreibe 100.000 Tiere werden. Kein Wunder also, dass in einzelnen Fallen im Verlauf nur einer Woche 12.000 und mehr Tiere gefangen wurden.
Die Fallen in und um den Nationalpark Schwarzwald dienen den Förstern lediglich zur Kontrolle der Schädlingsbestände. Die Idee, die Buchdruckerpopulationen mithilfe von Fallen zu reduzieren, haben die Förster bereits vor Jahren verworfen.
Dafür geben die Fallen den Förstern sehr genaue Hinweise, mit welchen Aktivitäten der Borkenkäfer sie zu rechnen zu haben. Die Ergebnisse werden vom Nationalpark und der Forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg sehr genau aufgearbeitet und in Handlungsvorschläge für den Forstbetrieb umgesetzt.
Genaue Kontrolle verhindert Käferschäden
Der Nationalpark bietet den Forstwissenschaftlern dabei besonders genaue Hinweise, weil hier die sogenannten Pufferstreifen am Rande des Naturschutzgebiets mit einem aufwändigen Monitoring- und Managementsystem überwacht werden. Ziel ist, sofort zu reagieren, wenn sich die Käferzahlen erhöhen, damit die Schädlinge nicht aus dem Nationalpark in umliegende Wälder abwandern können. Dieses System hat in den vergangenen fast zehn Jahren seit Gründung des Parks gut funktioniert.
Im Nationalpark ist der Borkenkäfer kein Schädling
In der sogenannten Kernzone des Parks, also hinter dem 500 Meter breiten Pufferstreifen, werden Borkenkäfer grundsätzlich anders betrachtet, als in Wirtschaftswäldern außerhalb des Nationalparks. Hier sind die Borkenkäfer keine Schädlinge, sie gehören vielmehr zum Wald dazu und dürfen sich frei entwickeln.
Nicht zuletzt, weil sie mit ihrer zerstörerischen Arbeit an den Fichten wichtige Lebensräume für andere, möglicherweise bedrohte Tiere und Pflanzen schaffen. Der Borkenkäfer, sagen die Nationalparkförster, ist ein wichtiger Teil des lebendigen Ökosystems.