Schmierereien werden beseitigt

Pforzheim nimmt Kampf gegen illegale Graffiti wieder auf

Stand
Autor/in
Peter Lauber
Ein Bild von Peter Lauber

Das Anti-Graffiti-Mobil in Pforzheim ist eine Erfolgsgeschichte. Nach zwei Jahren Pause nimmt es nun die Arbeit wieder auf. Per App können Bürger illegale Schmierereien melden.

Fast 20 Jahre lang hat es in Pforzheim für eine Stadt nahezu frei von Schmierereien gesorgt: das Anti-Graffiti-Mobil. Nach zweijähriger Pause soll die Aktion jetzt neu durchstarten – unter Federführung der Stadt.

Das Anti-Graffiti-Mobil ist tatsächlich ein Fahrzeug, ausgestattet mit diversen Reinigungsgeräten. Doch in erster Linie ist es ein Projekt: das Projekt saubere Stadt. Nach zwei Jahren Pause, bedingt durch Meinungsverschiedenheiten zwischen einigen Trägern und der Stadt, will man jetzt neu durchstarten - organisiert und finanziert von der Stadt.

"Uns allen liegt eine saubere Innenstadt am Herzen. Da haben Schmierereien einfach nichts verloren."

Über die Abfall-App der Stadt können Bürger künftig neben wilden Müllablagerungen auch illegale Graffiti melden und Hilfe anfordern. Diese kommt dann wieder  - wie bis vor zwei Jahren – in Form des Anti-Graffiti-Mobils.

Anti-Graffiti-Projekt ist bundesweit beachtete Erfolgsgeschichte

Das Projekt ist eine bundesweit beachtete Erfolgsgeschichte. In Zusammenarbeit von Polizei, Malerinnung, Bürgerverein und Bezirksverein für soziale Rechtspflege hat es fast zwei Jahrzehnte lang Schmierereien in der ganzen Stadt entfernt. Häufig unter Beteiligung der oft jugendlichen Urheber, die im Rahmen eines Täter-Opfer-Ausgleichs die Schäden beseitigten.

Jugendliche Sprayer entfernten Graffiti unter Aufsicht

Der Polizeibeamte Volker Weingardt war 20 Jahre lang Herz und Seele des Anti-Graffiti-Mobils. Zahlreiche jugendliche Straftäter hatte er über die Jahre unter seinen Fittichen. 30.000 Quadratmeter beschmierte Fassaden haben die jungen Täter unter seiner Aufsicht wieder gereinigt. Pforzheim galt weitgehend als Graffiti-frei.

"Man konnte bei vielen den Schalter umlegen und den Bezug zu fremdem Eigentum wieder herstellen."

Kaum Rückfälle bei Sprayern, die selber reinigen

Doch die saubere Stadt ist für Weingardt nur ein Teil des Erfolgsrezepts. Auch unter Federführung der Stadt soll bei dem Projekt weiterhin der Täter-Opfer-Ausgleich im Fokus stehen. Der führe in der Regel zu einer Win-Win-Situation, sagt Weingardt. Die Rückfallquote bei den Tätern, die in mühsamer Arbeit die von ihnen verursachten Schmierereien an privaten und öffentlichen Gebäuden wieder beseitigen müssen, liege bei nahezu null Prozent, berichtet er stolz. Viele Strafverfahren und Zahlungen von Schadensersatz konnten vermieden werden.

"Die Gerichte wurden entlastet, weil nicht ein einziges Strafverfahren zur Anklage führte."

Hausfassade mit Graffiti beschmiert - Blumenstrauß als Entschuldigung

Besonders in Erinnerung geblieben sei ihm der Fall einer alten Dame. Auch ihre Hausfassade wurde verunreinigt. Das Anti-Graffiti-Mobil kam vorbei und mit ihm der reumütige Täter – mit einer Entschuldigung unter Tränen und einem Blumenstrauß. Die Seniorin erfuhr von ihm, dass sie nur Zufallsopfer war und dass er sie nicht persönlich habe schädigen wollen. Daraufhin habe die alte Frau nachts wieder ruhig schlafen können.

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