Über 21.000 geblitzt in drei Monaten

Blitzer in Karlsruhe: Ist der neue Autotunnel eine Geschwindigkeitsfalle?

Stand
Autor/in
Johannes Stier

Seit rund drei Monaten ist der neue Autotunnel in Karlsruhe in Betrieb. Über 21.000 Verkehrsteilnehmer sind seitdem zu schnell gefahren und geblitzt worden, ohne es mitzubekommen.

Seit Ende Oktober können Autofahrer die Karlsruher Innenstadt unter der Erde durchqueren, im neuen Karoline-Luise-Tunnel unter der Kriegsstraße, eine der Hauptverkehrsachsen der Stadt. Mit dem eigenen Fahrzeug durch Karlsruhe, ohne Stau, es funktioniert erstaunlich gut. Gleichzeitig bekommen seitdem Unmengen Verkehrsteilnehmer Knöllchen nach Hause geschickt, wegen der neuen Geschwindigkeitsmessanlagen - denn die blitzen, ohne dass man es merkt.

21.000 Geschwindigkeitsüberschreitungen in drei Monaten

Bis Ende Januar hat es rund 21.000 mal geblitzt, seit der Tunnel eröffnet wurde. Über 21.000 mal waren Menschen mit ihren Fahrzeugen schneller als die erlaubten 50 km/h unterwegs. Und das in gerade mal drei Monaten. Dabei steht 50 auf mehreren Schildern im und auch vor dem Tunnel. Ute Donisi, stellvertretende Amtsleiterin des Ordnungsamts Karlsruhe, kann nur Vermutungen anstellen, warum es bislang so viele Geschwindigkeitsüberschreitungen gab:

"Ob es Nachlässigkeit ist, ob es der neuen Verkehrssituation geschuldet ist, das können wir schlichtweg nicht sagen, da gibt es auch keine Erhebungen bei uns."

Schwarze Infrarotkameras und Induktionsschleife im Karlsruher Tunnel

"Blitzen“, so nennt man es gemeinhin, wenn man erwischt wird, bei einer Geschwindigkeitskontrolle, wenn einen dieses typische Blitzlicht blendet. Im Karoline-Luise-Tunnel sieht man zwar die schwarzen Infrarot-Kameras vor den hellen Wänden und auf der Straße eine Induktionsschleife, aber von der Geschwindigkeitsübertretung im Tunnel bekommt man nichts mit. Drei solcher Messanlagen gibt es im neuen Autotunnel. Ganz normale Infrarotblitzer, erklärt Ute Donisi, so wie sie bundesweit in allen Tunneln verwendet werden. Und das schon seit vielen Jahren.

"Diese Infrarotblitzer werden immer dort verwendet, um Blendwirkungen durch ausgelöste Lichtblitze bei den Verkehrsteilnehmern zu verhindern."

Karoline-Luise-Tunnel: Neuer Autotunnel in Karlsruhe unter der Kriegsstraße
Karoline-Luise-Tunnel: Neuer Autotunnel in Karlsruhe unter der Kriegsstraße

Geschwindigkeitsüberschreitung nicht mitbekommen

Natürlich gilt: Fahren alle angepasst, passiert nichts. Fährt man zu schnell, wird man eben geblitzt. Aber jeder kennt auch das: fährt der Vordermann ein bisschen schneller und es blitzt nicht, fährt man selber eben auch über der erlaubten Geschwindigkeit. Aber im Tunnel merkt man das Blitzen nicht.

Im Karoline-Luise-Tunnel fehlt offenbar der unmittelbare erzieherische Aspekt durch das Blitzen. Das bedauert auch Ute Donisi vom Ordungsamt Karlsruhe, merkt aber an, man musste auf Infrarotblitzer ausweichen, um eben andere Unfälle durch Blendwirkung zu vermeiden.

Knapp 90 Stundenkilometer schneller als erlaubt

Auch sie müsse sich immer wieder disziplinieren, um sich an vorgegebene Geschwindigkeiten zu halten, erklärt die stellvertretende Amtsleiterin. Richtig übertrieben haben es einige Autofahrer kurz nach der Eröffnung des Tunnels. Der gemessene Spitzenwert lag bei 139 km/h nach Abzug der Toleranz. Das bedeutete eine Geldbuße von 800 Euro, zwei Punkte und drei Monate Fahrverbot.

Keine Geldmacherei mit Autofahrern

Übermäßig viele Geschwindigkeitsmessungen im neuen Autotunnel, von denen man nichts mitbekommt: Immer wieder ist Unmut zu hören, das machen die doch mit Absicht, die lassen viele in die Falle tappen, das spült denen Geld in die Kassen der Stadt.

"Nein, das machen wir nicht absichtlich [..] Wir haben uns wirklich aus Sicherheitsgründen dafür entschieden, weil es eben im Tunnel diese Zu- und Abfahrten gibt, um Unfälle zu vermeiden."

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Johannes Stier

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