Erst die Coronakrise, dann die hohen Energiekosten und anschließend die Inflation bei den Lebensmittelpreisen. Die heikle Situation macht besonders Studierenden zu schaffen.
Um das abzufedern, gab es eine BAfög-Reform, die Energiepreispauschale und Zuschüsse zu den Heizkosten. Im Dezember wurde zusätzlich auch eine 200-Euro-Energiepreispauschale beschlossen, welche Studierende und Fachschülerinnen und Fachschüler ab Mitte März beantragen können. Viel zu kompliziert, viel zu spät und viel zu wenig, sagen die Karlsruher Studierenden.
Eine Auszahlung an rund 3,5 Millionen Menschen in 16 Bundesländern an mehr als 4.000 unterschiedlichsten Ausbildungsstätten habe es so noch nicht gegeben, erklärt eine Sprecherin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Angesichts der rund 3,5 Millionen Antragsberechtigten handele es sich um ein Massenverfahren, welches nur durch die Einrichtung vollständig digitaler Entscheidungswege angemessen bewältigt werden könne.
Die vollständig digitale Abwicklung der Anträge und Zahlungen erfordere zwingend einen hinreichend sicheren digitalen Identitätsnachweis der Antragstellenden, lautet es in dem Statement weiter. Um in der Kürze der Zeit eine funktionsfähige Lösung bereitstellen zu können, wäre auf bestehendes Know-how aus bewährten Digitalisierungsprojekten wie BAföG Digital zurückgegriffen worden.
KIT-Studierenden vom Verfahren nicht überzeugt
Die KIT-Studierenden sind allerdings von dem Verfahren nicht überzeugt. Es sei "zu kompliziert für einen zu kleinen Betrag. […] Das könnte man besser machen", fasst ein KIT-Student im Gespräch mit dem SWR zusammen.
Wachsende Not beim AStA sichtbar
Die wachsende Not der Studierenden wird auch beim Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) am KIT deutlich. Normalerweise hat der Vorstand der Studierendenschaft Geld, um notleidenden Studierenden zu helfen. Das sei aber schon seit Dezember ausgeschöpft, erzählt An Tang vom AStA am KIT. Er findet, dass die Hilfe viel zu spät kommt.
Bezuschussung der Studierendenwerke sei sinnvoller
Nachdem jetzt aber das Verfahren eingerichtet ist, könne es in den Augen von Tang auch für weitere Unterstützungen verwendet werden. Sinnvoller sei aber zum Beispiel eine stärkere finanzielle Bezuschussung der Studierendenwerke.
SWR-Reporterin Mirka Tiede über die aktuelle Stimmung der Studierenden in Karlsruhe:
Das Geld geht dann indirekt wieder an die Studierenden, zum Beispiel über günstigere Essenskosten in der Mensa. Auch der Wohnheimausbau könne damit finanziert werden und somit würden mehr Wohnheimplätze für die Studierenden entstehen.
Große Verlierer sind internationale Studierende
Aktuell besonders hart sind aber die internationalen Studierenden betroffen. Neben der Miete und den Essenskosten müssen sie noch eine private Krankenversicherung und 1.500 Euro Studiengebühren zahlen.
Dazu kommt auch noch die sprachliche Barriere, durch die die Aufbereitungszeit länger dauert. "Wenn schon diese Zeit zum Lernen fehlt, weil der Student eher arbeiten muss, […] dann wird es einfach für uns schwierig", erzählt der internationale Student Elisé.
Fachkräfte werden eigentlich gesucht
"Wir haben hier Leute, die sehr gut ausgebildet sind in den Ingenieurwissenschaften, in den Naturwissenschaften, die gerade hier studieren und gerade hier Geld ausgeben und die wir hier durch unsere Studiengebühren vergraulen", ärgert sich Tang über das Land Baden-Württemberg, das dringend auf der Suche nach Fachkräften ist. "Ich hoffe, dass der politische Konsens in Zukunft so sein wird, dass wir generell Bildungsgebühren einfach abschaffen."