Eine IT-Panne hat am Freitag weltweit Probleme verursacht. Teilweise wurden ganze Flughäfen lahmgelegt. Auch in Baden-Württemberg meldeten Unternehmen IT-Probleme. Noch immer sind viele nicht behoben.
Eine weltweite IT-Panne hat am Freitag Störungen verursacht. Nach und nach werden diese behoben, doch auch am Wochenende können noch Probleme spürbar sein. Betroffen sind unter anderem Fluggesellschaften, Medienorganisationen und Banken. Die Ursache für die Panne lag offenbar in einem fehlerhaften Update eines IT-Sicherheitssystems des US-Herstellers CrowdStrike und wirkte sich vor allem auf die M365-Dienste von Microsoft aus. Zu diesen gehören unter anderem Teams, Outlook und Sharepoint. Wie die Cybersicherheitsagentur Baden-Württemberg mitteilte, handelte es sich nicht um einen Cyberangriff.
Auch Deutschland war von der Panne betroffen. Am Berliner Flughafen BER war der Flugbetrieb zeitweise eingestellt, auch am Freitagabend kam es noch zu Wartezeiten und Ausfällen. Die Flughäfen in Hamburg, München und Köln meldeten ebenfalls Probleme. Auch in Baden-Württemberg berichteten unter anderem Flughäfen von Problemen.
Auch am Wochenende noch Einschränkungen an Flughäfen in BW möglich
Am Flughafen Stuttgart und am Baden-Airpark sind längere Wartezeiten durch Computer-Probleme entstanden. Da die Systeme für den Check-In ausfielen, musste man auf das manuelle, deutlich langsamere Verfahren ausweichen. Laut dem Flughafenbetreiber waren in Stuttgart viele Flüge teils stark verspätet, mehrere Flüge hätten von Airlines gestrichen werden müssen.
Auch am Samstag sind am Flughafen Stuttgart noch Nachwirkungen zur spüren. Das teilte eine Flughafensprecherin am Vormittag auf SWR-Anfrage mit. Die Systeme würden zwar wieder funktionieren - die Flugausfällen am Samstag zögen aber noch Planänderungen nach sich. Der Flughafenbetreiber rät Reisenden, vorab ihren Flugstatus online zu checken und sicherheitshalber mehr Zeit am Flughafen einzuplanen als sonst.
Am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden war am Freitag zudem das Abfertigungssystem betroffen, den Angaben zufolge fiel es sporadisch aus. Fluggäste sollten auf Informationen ihrer Airlines achten, oder sich Informationen zum derzeitigen Ablauf einholen, so die Flughafengesellschaft.
Nach SWR-Informationen gab es auch an den Flughäfen Memmingen und Friedrichshafen Probleme bei den Abfertigungen. Es komme zu Verzögerungen für die Passagiere, so eine Sprecherin des Flughafens Memmingen am Freitag. Check-In und Boarding müssten manuell durchgeführt werden. Passagiere sollten etwa zwei Stunden vor Abflug vor Ort sein und Geduld mitbringen.
Der Bodensee-Airport in Friedrichshafen war am Freitag nur indirekt von der IT-Panne betroffen. Es gab Verspätungen an anderen Flughäfen, von denen aus Maschinen erwartet wurden. Inzwischen läuft der Betrieb wieder normal, wie ein Sprecher des Bodensee-Airport sagte.
Eurowings-Flüge fallen wegen IT-Problemen aus
Die Fluggesellschaft Eurowings strich am Freitag insbesondere innerdeutsche Flüge. Aufgrund der IT-Probleme seien die Check-In- und Boarding-Prozesse beeinträchtigt, hieß es. Mit den Streichungen solle das betroffene IT-System entlastet werden. Wann der Flugverkehr wieder ohne Einschränkungen laufen kann, war am Freitagnachmittag unklar. Ein Online-Check-In war auch am Freitagabend noch nicht möglich. Fluggäste, deren Flug innerhalb Deutschlands gestrichen wurde, sollen sich eigenständig ein Bahn-Ticket buchen und dieses bei Eurowings für eine Erstattung einreichen. Eine Liste aller betroffenen Flüge hat das Unternehmen auf seiner Website veröffentlicht.
Bei der Deutschen Bahn gab es keine Probleme mit der Software. Wie eine Sprecherin auf Nachfrage der Tagesschau mitteilte, liefen alle Systeme reibungslos. Der Zugverkehr sei nicht beeinträchtigt.
IT-Probleme auch bei Mercedes-Benz und John Deere
Von der IT-Panne betroffen war SWR-Informationen zufolge auch das Mercedes-Werk in Sindelfingen. Dort sei die Frühschicht früher nach Hause gegangen. Weltweit sei das Produktionsnetzwerk teilweise betroffen gewesen, teilte der Konzern mit. Dieses kehre "wieder in den normalen Schichtbetrieb zurück", hieß es am Freitagmittag. Gemeinsam mit einem Dienstleister seien Maßnahmen getroffen worden, die die Störungen beheben.
Auch beim Landmaschinenhersteller John Deere ist die Produktion in Mannheim am Freitag ausgefallen. Wie das Unternehmen auf SWR-Anfrage mitteilte, arbeiteten die IT-Fachleute am späten Freitagnachmittag weiter daran, die Computersysteme wieder ins Laufen zu bringen. Wann alles wieder reibungslos läuft, war noch nicht klar.
Die Wagner-Gruppe, ein weltweit tätiges Maschinenbau-Unternehmen aus Markdorf im Bodenseekreis, meldete ebenfalls große Probleme. Ein Sprecher sagte dem SWR, am Freitagmorgen seien die Computer durch das Update der Sicherheits-IT eingefroren und hätten nicht neu gestartet werden können. Betroffen waren Standorte in Deutschland und der Schweiz. Mitarbeitende hätten bis zum Mittag nicht arbeiten können, sie wurden teilweise nach Hause geschickt. Die betroffenen Computer müssen laut dem Sprecher einzeln und händisch zurückgesetzt werden, das werde noch dauern. Von möglichen Datenverlusten hatte er am Freitagnachmittag noch keine Kenntnis.
Nicht von der Panne betroffen waren eigenen Angaben zufolge das Künzelsauer Handelsunternehmen Würth, BASF, Porsche, EnBW sowie die Stuttgarter Börse. Der Stuttgarter Maschinenbauer BOSCH wollte sich zu den IT-Problemen auf Anfrage nicht äußern. An den Finanzmärkten waren die Auswirkungen ebenfalls zu spüren, teilweise kam es zu Einschränkungen beim Handel.
IT-Störung: tegut...-Supermärkte wieder geöffnet
In den Supermärkten der tegut...-Kette kam es eigenen Angaben zufolge zu einem flächendeckenden technischen Problem "im Rahmen der globalen Störung durch ein Softwareupdate eines IT-Dienstleisters". Sämtliche Filialen und Kassensysteme waren betroffen, hieß es in einer Mitteilung. Am Abend wollte das Unternehmen wieder alle Märkte wieder uneingeschränkt geöffnet haben. Vereinzelt könnte es noch zu Unregelmäßigkeiten kommen, so das Unternehmen.
Störung bei Sparkassen behoben
Kurzzeitig waren auch die Sparkassen in Deutschland von den weltweiten Technik-Ausfällen betroffen. Am frühen Freitagnachmittag habe es Probleme bei "Verfügungen mit Karten einzelner Anbieter" gegeben, so der Deutsche Sparkassen- und Giroverband. Kartenzahlungen in Geschäften seien nicht betroffen gewesen. Mittlerweile sei das Problem wieder behoben.
Auch viele Apotheken, die die Software WINAPO verwenden, waren bundesweit von den IT-Problemen betroffen. Im Laufe des Tags hat der Software-Anbieter einen Workaround veröffentlicht, mit dem die Probleme umgangen werden können.
Mehrzahl an Kliniken in BW nicht von Panne betroffen
Neben Unternehmen meldete in Baden-Württemberg auch das Ortenau Klinikum Probleme. Die Klinik schrieb auf ihrer Webseite, dass in den Betriebsstellen des Ortenau Klinikums mehrere IT-Systeme ausgefallen seien. Es seien unter anderem die Telefonanlage sowie weitere IT-Systeme betroffen, teilweise müssten nicht dringend notwendige Operationen verschoben werden. Die Notfallversorgung habe aber Vorrang und sei sichergestellt. Betroffen seien sämtliche Standorte in Offenburg, Lahr, Kehl, Wolfach und Achern. Am frühen Mittag waren die Störungen demnach teilweise behoben. Bis die Versorgung wieder ganz ohne Einschränkungen funktioniere, werde es voraussichtlich bis Anfang der kommenden Woche dauern.
Die Unikliniken Freiburg, Heidelberg, Ulm und Tübingen sowie das Klinikum Stuttgart teilten auf SWR-Anfragen dagegen mit, keine IT-Probleme zu haben. Auch die RKH Kliniken mit Sitz in Ludwigsburg sowie die SLK Kliniken spürten eigenen Angaben zufolge keine Auswirkungen der IT-Panne, ebenso die Krankenhäuser in der Region Stuttgart und Bodensee-Oberschwaben.
Mehr zu IT-Problemen in BW
Landratsamt für Kunden geschlossen Kreis Ludwigsburg wohl Opfer eines Cyberangriffs
Der Kreis Ludwigsburg ist nach eigenen Angaben Opfer eines mutmaßlichen Cyberangriffs geworden.
Cyberkriminelle legen Rathäuser lahm Staatsanwaltschaft ermittelt: Hacker-Angriff auf elf Kommunen im Kreis Neu-Ulm
Ein Hackerangriff hat die Computersysteme in insgesamt elf Gemeindeverwaltungen im Kreis Neu-Ulm lahmgelegt. "Die Auswirkungen sind immens", sagt der Roggenburger Bürgermeister.