Jeder dritte Schüler erreicht in der neunten Klasse nicht die Mindeststandards in Deutsch. Im Ländervergleich fällt der Abwärtstrend in Baden-Württemberg allerdings geringer aus.
Die Deutschleistungen von Neuntklässlerinnen und Neuntklässlern haben sich einer Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) zufolge bundesweit und auch in Baden-Württemberg verschlechtert. Das geht aus dem IQB-Bildungstrend hervor, der am Freitag zum Abschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin vorgelegt wurde.
Beim IQB-Bildungstrend wird regelmäßig in großflächigen Tests überprüft, inwieweit Schülerinnen und Schüler die Bildungsstandards der KMK erfüllen. In diesen ist festgelegt, was Schülerinnen und Schüler können sollten, wenn sie eine bestimmte Bildungsetappe abgeschlossen haben.
Im Vergleich zu den meisten anderen Ländern sei die negative Entwicklung im Fach Deutsch in Baden-Württemberg aber deutlich abgeschwächt, hieß es aus dem Kultusministerium. Allerdings scheitern auch hierzulande 28,7 Prozent aller Neuntklässlerinnen und Neuntklässler an den Mindeststandards beim Lesen und 32,3 Prozent beim Hörverständnis - also knapp jeder dritte.
BW-Schüler beim Lesen und Rechtschreibung über Bundesdurchschnitt
Die Studienautorinnen und -autoren vom IQB nennen die bundesweite Entwicklung "in hohem Maße besorgniserregend". Allerdings stellt die Studie auch erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern fest. Bayern und Sachsen schneiden demnach besser ab, Berlin, Bremen und Nordrhein-Westfalen schwächer. Baden-Württemberg sei meist auf den vorderen Plätzen, liege etwa bei der Lesekompetenz und Rechtschreibung der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler klar über dem Bundesdurchschnitt.
Gleichzeitig hänge der Bildungserfolg noch stärker von der Herkunft ab als bei der letzten Studie vor acht Jahren. Hier sieht Grünen-Kultusministerin Theresa Schopper die größten Herausforderungen. Sie will die frühkindliche Sprachförderung beim Übergang von der Kita in die Grundschule ausbauen.
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Probleme bei Textverständnis und Schrift - Englischkenntnisse werden besser
Die Ergebnisse der Studie bestätigen einen schon länger anhaltenden und viel diskutierten Trend: Mit den Leistungen in Kernfächern Deutsch und Mathe geht es bergab. Im vergangenen Jahr zeigten das die schlechten Testergebnisse bei Viertklässlerinnen und Viertklässlern. Nun werde bei den Neuntklässlerinnen und Neuntklässlern deutlich, dass sie zunehmend Probleme mit Textverständnis und Schrift haben. Einziger Lichtblick: Im Fach Englisch werden Jugendliche laut der Untersuchung besser.
Mehr als 30.000 Neuntklässlerinnen und Neuntklässler im Land mussten für den IQB-Bildungstrend Aufgaben in Deutsch und Englisch lösen - in einigen Bundesländern auch in Französisch. Bei den neunten Klassen wurde das zum dritten mal getestet - nach 2009 und 2015. Getestet wurde zwischen April und Juli 2022. Schulen und Klassen wurden repräsentativ ausgewählt.
Bildungsgewerkschaft: Studie ist ein "bereits bekanntes Alarmsignal"
Die Bildungsgewerkschaft GEW bezeichnet die Ergebnisse des IQB-Trends für Baden-Württemberg als Ansporn, besser zu werden. "Wenn etwa ein Drittel der Schülerinnen und Schüler in der neunten Klasse Mindeststandards im Lesen nicht erreicht, ist das zugleich ein bereits bekanntes Alarmsignal. Kultusministerin Theresa Schopper hat die Ursachen richtig erkannt, wenn sie vor allem in Kitas und Grundschulen dafür sorgen will, dass diese Ergebnisse besser werden", sagte GEW-Landesvorsitzende Monika Stein in Freiburg.
Das Bildungssystem in Deutschland sei laut GEW seit Jahrzehnten deutlich unterfinanziert. In allen Bildungsbereichen, insbesondere in Kitas und den Schulen, herrsche ein riesiger Fachkräftemangel. Dass reichere Bundesländer teilweise bessere Leistungsergebnisse in Deutsch verzeichnen als ärmere, mache zudem die soziale Spaltung in Deutschland deutlich. Die GEW forderte deshalb ein 100-Milliarden-Euro-Programm für Investitionen in die Bildung sowie eine sozial gerechtere Verteilung der Bundesmittel an die Länder.
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