Das letzte Hochwasser in der Wertheimer Altstadt liegt inzwischen zwölf Jahre zurück. Viele haben noch gar keines erlebt. Die Bürgergemeinschaft Hochwasser informiert deswegen.
Die Bürgergemeinschaft Hochwasser informiert derzeit in der Wertheimer Altstadt (Main-Tauber-Kreis) über mögliche Gefahren einer Überschwemmung. Solche hatte es dort in der Vergangenheit immer wieder gegeben.
Weil das letzte Hochwasser bereits zwölf Jahre zurückliegt, ist es gut, mal wieder daran zu erinnern, findet Thomas Wettengel von der Bürgergemeinschaft. Mit einem Friseursalon, den er früher geführt hat, war er schon mehrfach selbst betroffen. Weil seiner Meinung nach bei den Hochwassern nicht immer alles glatt lief, gründete er nach dem Hochwasser 2003 die Bürgergemeinschaft.
Derzeit ist er in der Altstadt von Wertheim unterwegs und klärt auf. Vor allem Geschäftsleute, die noch kein Hochwasser erlebt haben, oder zugezogene Privatleute will er erreichen. Bei seiner Tour wird aber auch schnell klar: die meisten Wertheimer kennen die Problematik und leben schon immer mit dem Hochwasser. Erfahrungen hat auch Bäcker Gerd Frischmuth, er ruft direkt..
In Wertheim gibt es eben Öffnungszeiten und Öffnungspegel.
Für manchen Ladenbesitzer wäre ein Hochwasser das Aus
Auch Norbert Väth, der ein Modegeschäft führt, erinnert sich an verschiedene Hochwasser. In seinem Laden stand das Wasser schon gut einen halben Meter hoch. Kurz vorher heißt es immer: alles hinaufräumen ins Obergeschoss. "Wir sind vorbereitet, brauchen dann aber viele helfende Hände", sagt er. Ein paar Meter weiter betreibt Udo Lehmkühler einen Dekoladen und hat mit diesem noch kein Hochwasser mitgemacht. Über 5.000 verschiedene Artikel verkauft er, auch der Keller ist voll mit Lagerware. Er bräuchte drei bis vier Tage, um das Geschäft auszuräumen. Im Grunde, deutet er an, wäre ein echtes Hochwasser wohl das Aus für seinen Laden.
Pro Straße in der Altstadt gibt es einen Hochwasserobmann
Thomas Wettengel spricht mit all diesen Menschen, verteilt Flyer und beruhigt sie auch. In jeder Straße in der Altstadt gebe es einen Hochwasserobmann, der sich im Falle des Falles um Geschäftsleute und Anwohner kümmert. An ein Hochwasser erinnert er sich besonders. Am 4. Januar 2003 hatte seine Frau Geburtstag, doch er selbst war unterwegs, um zu helfen und anzupacken. Ein Fernsehteam, das auf der Suche nach ihm war, lud dann seine Frau auf ein Glas Sekt in einer "hochwassersicheren Kneipe" ein, wie er erzählt. Später kam er zum Glück dazu.
Wertheims gefährliche Lage
Die Wertheimer Altstadt liegt genau am Zusammenfluss von Main und Tauber. Problematisch wird es laut Wettengel, wenn der Main kommt und die Tauber zurückstaut. Bis 5,20 Meter sei das Wasser zu halten, danach kommt die "Brühe" in die Altstadt. Die vielen Hochwassermarken an Häuserfassaden lassen das Ausmaß nur erahnen. Beim letzten Hochwasser 2011 waren 1.300 Menschen und 500 Gebäude betroffen. Der Schaden betrug fast 3 Millionen Euro. Nur über Hochwasserstege war die Altstadt passierbar, und über den Bootsverkehr. Damit wurden Einkäufe erledigt, die Post ausgefahren, Einwohner zum Arzt gebracht oder der Hund Gassi geschippert.
Spezielles Hochwasserboot soll helfen
Noch nicht im Einsatz war das neue spezielle Hochwasserboot, das die Bürgergemeinschaft Hochwasser von einem Unternehmen geschenkt bekommen hat. Inzwischen steht es bei der Feuerwehr. Der Vorteil: das Boot hat Rollen. Denn beim letzten Hochwasser kam es in der Altstadt zu 3.500 Fahrten mit Schlauchbooten, und wenn man diese Boote über den Asphalt zieht, leidet das Material, weiß Wettengel. Mit dem Hochwasserboot passiert das nicht, zudem erleichtert das Geländer den Ein- und Ausstieg vor allem für ältere Menschen. Es scheint, Wertheim ist mehr gerüstet denn je. Und trotzdem hofft Thomas Wettengel, dass die Stadt verschont bleibt: "Wir haben einen Beschluss gefasst bei der letzten Versammlung des Hochwasservereins. Es kommt keines mehr. Fertig. Aus!"