Mitarbeitende des öffentlichen Dienstes legen am Donnerstag und Freitag in Heilbronn-Franken ihre Arbeit nieder. Eine Branche schließt sich den Warnstreiks zum ersten Mal an.
Mehrere hundert Beschäftigte aus dem öffentlichen Dienst haben sich am Donnerstag zu einer Kundgebung an der Heilbronner Harmonie versammelt. Sie waren dem Aufruf der Gewerkschaft ver.di gefolgt. Zum ersten Mal haben auch Beschäftigte der Landesanstalt für Schweinezucht gestreikt. Die Arbeitsbedingungen seien nicht mehr zeitgemäß, erklärt Bernard Armbruster, Meister an der Landesanstalt für Schweinezucht in Boxberg (Main-Tauber-Kreis). Größter Streitpunkt: die 48-Stunden-Woche.
Seit der Entstehung der Landesanstalt für Schweinezucht im Jahr 1917 ist es noch zu keinem Streik gekommen. Dabei sei das laut Bernard Armbruster schon länger nötig.
Viele Beschäftigte schließen sich den Warnstreiks an
Die Teilnehmerzahl hat die Erwartungen deutlich übertroffen, berichtet Simon Habermaaß, der stellvertretende ver.di-Geschäftsführer Heilbronn-Franken. Der Warnstreik zieht sich durch fast alle Bereiche des öffentlichen Dienstes. Der Schwerpunkt liegt auf den psychiatrischen Zentren wie in Weinsberg (Kreis Heilbronn), aber auch andere Stellen sind dabei.
Nicht nur psychiatrische Zentren im Streik
Neben dem Zentrum für Psychiatrie (ZfP) Weinsberg sind auch die Hochschule, die Duale Hochschule und das Studierendenwerk in Heilbronn zum Streik aufgerufen. Ebenfalls beteiligten sich Einrichtungen aus der Landwirtschaft, neben der Landesanstalt für Schweinezucht in Boxberg beispielsweise auch die Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg.
Die Gewerkschaft weist darauf hin, dass es im psychiatrisch-medizinischen Bereich in der Regel Notdienstvereinbarungen gibt. An einzelnen Standorten könne es aber auch zu Stationsschließungen kommen.
Deutliche Lohnerhöhung gefordert
Ver.di fordert für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst 10,5 Prozent mehr Gehalt oder mindestens 500 Euro pro Monat mehr. Im Frühjahr hatte die Gewerkschaft bei Bund und Kommunen bereits Lohnerhöhungen von durchschnittlich 11,5 Prozent durchgesetzt.
Daran müsse jetzt angeknüpft werden, fordert der ver.di-Landesbezirksleiter Martin Gross: "Bald 10 Prozent Gehaltsunterschied zwischen den Zentren für Psychiatrie und den kommunalen Kliniken treibt Beschäftigte der Zentren in die kommunalen Häuser […]. Diese Lohnlücke muss jetzt geschlossen werden."
Die Verhandlungen werden in der dritten und vorerst letzten Runde am 7. und 8. Dezember in Potsdam fortgesetzt.