Immer mehr Tiere werden im Heilbronner Tierheim abgegeben, die Boxen seien alle belegt, aber kein Ende in Sicht. Auch deutschlandweit schlagen Tierschützer Alarm.
Das Heilbronner Tierheim platzt aus allen Nähten: Täglich werden neue Tiere abgegeben, die Zahl der ausgesetzten Hunde, Katzen und Kleintiere steigt, so Anja Fischer, Vize-Vorsitzende des Heilbronner Tierheims. Hunde- und Katzenboxen seien belegt, bei den Kleintieren sehe es nicht anders aus, sagt sie.
Das liege jedoch nicht an den Ferien, sondern sei mittlerweile Dauerzustand. Auch wenn das Tierheim alles daran setze, Mensch und Tier in Not zu helfen, könne aufgrund der hohen Belegung nicht mehr allen Tierhaltern, die ihre Haustiere abgeben wollen, geholfen werden, bedauert Fischer.
Ursachen für vermehrte Haustierabgabe: Unüberlegte Anschaffungen
Ein Grund für die vermehrte Abgabe sieht Anja Fischer in der zunehmend unüberlegten Anschaffung von Haustieren. Das sei auch ein gesellschaftliches Problem.
Wenn das Tier sich dann nicht leicht in den Alltag integriere, weil es tagsüber nicht allein sein könne, beiße oder eine Allergie entwickelt hat, werde es schnell wieder abgegeben. Bevor man sich ein Haustier zulegt, sollte man sich deshalb bewusst machen, dass man die Verantwortung für ein Lebewesen übernimmt, betont Fischer. Auch die Inflation spiele bei der Abgabe eine Rolle, denn diese würde auch vor Tierfutter und Tierarztkosten nicht haltmachen.
Erst niedlich, dann gefährlich
Bei den Hunden kommt noch ein weiter Faktor dazu. Im Internet oder bei privaten Züchtern werden oft niedliche Welpen verkauft, die sich hinterher als Herdenschutzhunde entpuppen. Die Hunde hätten aufgrund ihrer Genetik einfach das Bedürfnis, zu bewachen. Ein Bedürfnis, das in einer kleinen Stadtwohnung oft nicht erfüllt werden könne, so Silke Anders, Vorsitzende vom Heilbronner Tierheim. Sind die Besitzenden nicht entsprechend geschult oder wussten vor dem Kauf nicht, was mit dem erwachsenen Hund auf sie zukommt, landen die Hunde schnell im Tierheim.
Brandbrief an die Politik
Mit der großen Zahl an abgegebenen Hunden und Katzen ist nicht nur das Heilbronner Tierheim an seine Kapazitätsgrenze gelangt. Mit dem "Brandbrief Tierheim" haben sich Tierschützende aus ganz Deutschland an die Bundesregierung gewandt, um auf die große Zahl von Hunden in den Tierheimen aufmerksam zu machen.
Einige Forderungen aus dem Brief hält auch Fischer für geeignet, beispielsweise eine stärkere Reglementierung des Internethandels. Besonders via Internet würden sich unüberlegt Hunde angeschafft, die nach kurzer Zeit im Tierheim landen würden. Auch ein Befähigungsnachweis für Neuhundehalter könnte einer schnellen Abgabe des neuen Haustiers im Tierheim entgegenwirken. Bei den Katzen könnten Katzenschutzverordnung mit Kastrationspflicht helfen, sagt sie, hier müssten die Gemeinden und Städte aktiv werden.
Unterbringung in den Ferien
Wer trotz Haustier in den Urlaub fahren möchte, sollte sich frühzeitig um eine Versorgung kümmern, empfiehlt Fischer. Mittlerweile gibt es Pensionen nicht nur für Hunde, sondern auch für Kleintiere, Schildkröten und Katzen. Sogenannte Heimtierservices versorgen die Tiere sogar in den eigenen vier Wänden.