Eine Petition hatte den vorzeitigen Abbruch der temporären Fußgängerzone in Crailsheim gefordert. Am Dienstag hat der Gemeinderat allerdings entschieden: Die Fußgängerzone bleibt.
Seit Anfang April führt eine temporäre Fußgängerzone durch die Crailsheimer Innenstadt (Kreis Schwäbisch Hall) und seitdem reißt die Kritik daran nicht ab. Denn für die Fußgängerzone hat die Stadt Teile der B290 (Karl- und Wilhelmstraße) für den Verkehr gesperrt. Der Versuch soll zeigen, ob eine Fußgängerzone die Attraktivität der Innenstadt erhöhen könnte. Am Dienstagabend hat sich der Gemeinderat nun mit einer Petition befasst, die den vorzeitigen Abbruch fordert. Die Entscheidung: Die temporäre Fußgängerzone bleibt. Das Projekt läuft also bis zum offiziellen Ende am 21. Juli weiter.
Auch Gemeinderat ist sich bei dem Thema uneinig
Eindeutig war das Ergebnis dann allerdings auch nicht: 17 Stimmen für, 13 Stimmen gegen die Fußgängerzone und 6 Enthaltungen - auch der Gemeinderat war sich uneinig darüber, wie es mit dem Projekt weitergehen soll. Somit sprach sich nur eine knappe Mehrheit für die Fortführung aus. Noch viel knapper war es zuvor im Bau- und Sozialausschuss: mit nur einer Stimme mehr empfahl dieser dem Rat die Fortführung des Projekts.
In der Petition wurden weniger Kunden und Umsatzeinbußen als Gründe für den geforderten Abbruch genannt. Zudem entstünden Frust und Umweltbelastungen durch Umwege und längere Fahrtzeiten, hieß es weiter. Die Fraktionen der Grünen, CDU, SPD und AWV (Allgemeine Wählervereinigung Crailsheim) griffen die Argumente auf, allerdings hieß es auch, dass diesen die Grundlage fehle. Dennoch nehme man die Kritikpunkte ernst.
Für fundiertes Ergebnis braucht es alle Daten
Um die Effekte und Auswirkungen der temporären Fußgängerzone wissenschaftlich messen zu können, werden während des Versuchszeitraums dauerhaft Daten erhoben, wie Befragungen von Händlern, Bürgerinnen und Bürgern, Verkehrszählungen und Mobilfunkdatenauswertungen. Um alle Daten für ein fundiertes Ergebnis zu bekommen, müsse man den Versuch bis zum ursprünglich geplanten Ende durchführen, so die Argumentation der Befürworter.
Im Herbst sollen Ergebnisse diskutiert werden
Laut Mathias Grimm, Pressesprecher der Stadt Crailsheim, wurde der Beschluss vom Publikum mit Applaus begrüßt. Es sollen etwa gleich viele Befürworter und Gegner der Fußgängerzone anwesend gewesen sein. Auch das kann man als weiteres Zeichen für die Spaltung durch die temporäre Fußgängerzone sehen.
Das Projekt läuft also weiter bis zum 21. Juli, der Rückbau soll bis zum 28. Juli abgeschlossen sein. Basierend auf den ausgewerteten Daten soll dann im Herbst ergebnisoffen beraten werden, welche Lehren und Schlüsse man für die Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Crailsheimer Innenstadt ziehen könne, so der Pressesprecher.
Verkehrsversuche auch in anderen Städten
Ein ähnlicher Versuch läuft aktuell auch in Stuttgart, dort heißt das Projekt "Superblock Augustenstraße" und ist am 4. Juni gestartet. Dabei handelt es sich um einen Verkehrsversuch, der zwar nicht das Reinfahren ins Quartier verhindert, dafür aber den Durchgangsverkehr reduzieren soll. Gleichzeitig soll mit Sitzmöglichkeiten an der Straße, Bäumen am Straßenrand sowie Stellplätzen für Fahrräder und Lastenräder das Wohnen und Leben in dem Quartier mit seinen rund 700 Haushalten attraktiver gemacht werden.
Mehr Artikel zu Crailsheim
Flanieren auf der gesperrten Bundesstraße Zwischen Lust und Frust - die temporäre Fußgängerzone in Crailsheim
Seit drei Wochen dient die B290 durch Crailsheim als temporäre Fußgängerzone. Einige Pendler und Händler würden den Versuch der Stadt am liebsten abbrechen. Andere sind begeistert.