Keine hinreichenden Hinweise auf Fremdverschulden

Drittes Tötungsdelikt in Schwäbisch Hall? Staatsanwaltschaft verteidigt Vorgehen

Stand
Autor/in
Jan Arnecke
Nicole Heidrich

Im Fall um zwei getötete Seniorinnen gab es Mutmaßungen, ein weiterer Todesfall könnte auf das Konto des Tatverdächtigen gehen. Die Staatsanwaltschaft verteidigt das damalige Vorgehen.

Nach der Festnahme eines 31-Jährigen am 31. Januar, der in dringendem Tatverdacht steht, zwei Frauen aus dem Raum Schwäbisch Hall (77 und 89 Jahre alt) umgebracht zu haben, gab es am Freitagmorgen neue Spekulationen.

Wie das "Haller Tagblatt" mutmaßte, könnte ein weiterer Todesfall einer 86-jährigen Frau am 14. Dezember 2022 auf das Konto des Tatverdächtigen gehen. Die Frau wurde ganz in der Nähe eines Tatortes in Schwäbisch Hall tot aufgefunden. Die Ermittler gingen damals von einem Unfall aus. Die Zeitung wirft der Staatsanwaltschaft Versäumnisse und schwere Fehler vor, denn die Leiche der am 14. Dezember zu Tode gekommenen Frau ist bereits eingeäschert. Oberstaatsanwalt Harald Lustig rechtfertigte am Freitag die Entscheidung, die Leiche freizugeben, im dem SWR.

Keine hinreichenden Hinweise auf Fremdverschulden

Zwar habe der Notarzt aufgrund der Verletzungen einen natürlichen Tod der 86-Jährigen ausgeschlossen. Für ein Fremdverschulden hätten allerdings keine hinreichenden Anhaltspunkte vorgelegen. Das habe eine intensive Prüfung der Staatsanwaltschaft ergeben, so Lustig.

"Die Staatsanwaltschaft versteht natürlich die Sorge der Angehörigen, dass ihre Verwandte eventuell auch einem Tötungsdelikt zum Opfer gefallen sein könnte. Aber nach unseren bisherigen Erkenntnissen liegen dafür keine zureichenden, tatsächlichen Anhaltspunkte vor."

Außerdem hätten sich rückblickend betrachtet die Auffindesituation und die konkreten Verletzungen der 86-Jährigen stark von denen der anderen beiden toten Frauen aus Hall und Michelbach an der Bilz (Kreis Schwäbisch Hall) unterschieden, so der Oberstaatsanwalt.

Fehlendes Geld wieder aufgetaucht?

Im Fall der toten 86-Jährigen sagten die Hinterbliebenen aus, es sei Geld aus der Börse der Seniorin entwendet worden. Auch im Fall der in Schwäbisch Hall getöteten 77-jährigen Frau habe Geld gefehlt, hieß es bei einer entsprechenden Pressekonferenz am Mittwoch. Das deuten die Ermittlungsbehörden als Mordmerkmal der Habgier. Wieso ist also im wenige Wochen zuvor geschehenen Fall nicht von Mord ausgegangen worden?

Lustig relativiert diese Tatsache. Im Laufe der Ermittlungen habe es die Aussage gegeben, das Geld sei doch wieder aufgetaucht. Dennoch werde die Soko "Höhe", die nach dem Fund der Getöteten am 23. Dezember 2022 gegründet wurde, diesen Fall noch einmal in den Fokus nehmen und auch das Wiederauftauchen des Geldes noch einmal ermitteln. Auch könne man, obwohl die Leiche inzwischen eingeäschert ist, auf zahlreiche Fotografien und weitere Spuren zu diesem Fall zurückgreifen und werde auch diese nochmals prüfen.

Lustig bleibt aber vorerst bei seiner Aussage, dass die Ermittler zum jetzigen Zeitpunkt weiter von einem Unfall und nicht von Fremdverschulden ausgehen.

Verdacht auf weitere Taten

Am 31. Januar war in Schwäbisch Hall ein 31-jähriger Mann festgenommen worden, der mindestens zwei Frauen getötet haben soll. Zudem besteht der Verdacht auf weitere Taten. Hier eine Übersicht:

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