Zu Weihnachten ist das Paketaufkommen besonders hoch. Manche Pakete bleiben auf der Strecke, wenn weder Empfänger noch Sender gefunden werden. Dann landen sie bei Markus Elsässer.
Wenn beispielsweise das Etikett mit der Adresse verloren geht oder aus sonstigen Gründen weder der Empfänger noch der Absender zu finden sind, dann landen Briefe und Pakete im Fundbüro der Post. "Unabdingbare Postsendung" nennt sich das dann. Findet sich auch nach einem halben Jahr kein Besitzer, werden die Pakete kistenweise versteigert. Dann landen sie möglicherweise im Lager von Markus Elsässer aus Bad Wimpfen (Kreis Heilbronn).
Glück spielt eine große Rolle
Markus Elsässer ersteigert Boxen mit Fundsachen der Post. Die werden bei ihm sortiert, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter helfen, sie für eBay aufzubereiten - und dann heißt es warten. Manche Artikel werden schnell verkauft, manche liegen auch erst einmal eine Weile im Regal, hier im Keller des Einfamilienhauses. Nur wenige Kilometer weiter gibt es auch noch ein größeres Lager, dort liegt der Hauptteil der Artikel.
Was sich genau in den Kisten der Post befindet, ist zu einem gewissen Grad Glückssache. Auf Fotos kann Elsässer zwar begutachten, was obenauf liegt. Wie viel der Inhalt dann aber am Ende wert ist, weiß er erst nach dem Sortieren. Als Faustregel muss er den Einkaufspreis einer solchen Box verdreifachen, damit es sich nach Abzug von Gebühren, Versandkosten und Lohnkosten für ihn lohnt.
eBay, Kleinanzeigen, Flohmarkt
Die Artikel landen dann im eBay-Shop. Knapp 7.000 sind dort im Moment gelistet, pro Stunde können über ein Dutzend dazukommen. Die Preise liegen immer etwas unter den vergleichbaren Angeboten, auch wenn es sich häufig um Neuware handelt. Ist mal der Karton einer Sammelfigur beschädigt, dann muss Markus Elsässer auch deutlich unter den Neuwert gehen.
Artikel unter zehn Euro lohnen sich gar nicht. Die können dann über Kleinanzeigen persönlich abgeholt werden, oder es geht ein Konvolut an Sammler oder Flohmarktverkäufer. Er hat Stammkundinnen und -kunden, die Kugelschreiber im Kilopreis abkaufen.
Zur Weihnachtszeit ist die Nachfrage besonders hoch
Gerade zur Weihnachtszeit gibt es viel zu tun. Gegenüber dem restlichen Jahr verschickt Markus Elsässer rund doppelt so viele Pakete am Tag. Wobei der Anstieg bereits im Oktober losgeht. Besonders gefragt ist dann Spielzeug, beispielsweise die Figuren der Marke "tonies". Wenn er da welche zum Verkauf anbietet, weiß er, am nächsten Tag klingelt im Fünfminutentakt sein Handy. Viele Kundinnen und Kunden kaufen gleich mehrere der Figuren auf einmal.
Dass der Gürtel bei vielen Leuten enger geschnallt werden muss, macht sich auch in den Anfragen bemerkbar. Es würden mittlerweile deutlich häufiger Nachfragen kommen, ob man am Preis noch was machen könne. Oder ob es billiger werden würde, wenn man direkt mehrere Artikel kauft. Häufig lässt sich da auch was machen, sagt Elsässer.
Im Sommer gibt es Weihnachtsartikel
Die Ersteigerung der Artikel verläuft antizyklisch: Zu Weihnachten wird viel versandt, da finden so einige Pakete nicht ihren Bestimmungsort. Doch da die Post sie eben erst einen gewissen Zeitraum aufbewahrt - falls sich doch ein Besitzer meldet - gibt es dann erst im Sommer die verpassten Weihnachtsartikel vom Vorjahr.
Das Geschäft wird auf jeden Fall immer größer, obwohl Markus Elsässer es nur nebenberuflich betreibt. Für das nächste Jahr ist bereits eine Vergrößerung der Lagerflächen geplant.