Die Rakete ist auf dem Weg nach Australien, Ende April soll sie ins Weltall fliegen - befeuert durch einen innovativen Antrieb auf Basis von Kerzenwachs.
Kerzenwachs und flüssiger Sauerstoff: Mit dieser Kombination will das Start-up HyImpulse aus Neuenstadt am Kocher (Kreis Heilbronn) ihr Raketenmodell SR75 Ende April in eine Höhe von 60 Kilometern schießen. Es ist der erste Flugtest für das Team, das seit 2006 an dem Antrieb forscht. Gestartet wird vom australischen Raketentestgelände Koonibba; die zwölf Meter lange Rakete ist bereits per Schiff dorthin unterwegs.
Treibstoff aus Kerzenwachs: Nachhaltig, sicherer, billiger
Das Besondere: Sie ist bereits mit dem Festbrennstoff Paraffin, also Kerzenwachs, betankt. Denn es besteht, anders als bei bisherigen Raketentreibstoffen, keine Explosionsgefahr. Ein großer Vorteil, sagen die HyImpulse Gründer Mario Kobald und Christian Schmierer. Durch die Verwendung von Kerzenwachs soll die Rakete sicherer, nachhaltiger und vor allem billiger sein als bisherige Raketenantriebe.
Neben dem ersten Einsatz von Paraffin als Treibstoff ist es gleichzeitig auch noch der erste rein privat finanzierte Raketenstart aus Deutschland. Ganz normales Kerzenwachs ist es natürlich nicht, erläutert Schmierer. Damit der Antrieb funktioniert, sind mehrere Zusatzstoffe enthalten. Welche genau, das ist aber das Betriebsgeheimnis von HyImpulse.
Entwicklung zusammen mit dem DLR
Die Nähe zum Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Lampoldshausen (Kreis Heilbronn) kommt für das Start-up nicht von ungefähr: Bereits von 2006 bis 2016 arbeitete Mitgründer Kobald als Student der Universität Stuttgart an dem Antrieb, damals noch mit Lachgas statt Sauerstoff. Bereits ab 2011 wurden die Triebwerke am DLR getestet, da es an der Uni "einfach zu laut wurde", muss Schmierer schmunzeln. Die beiden Gründer und weitere Kollegen arbeiteten auch als Doktoranden am DLR.
Im Anschluss daran gründeten Kobald und Schmierer HyImpulse. Rund 60 Mitarbeiter hat das Unternehmen, die meisten in Neuenstadt, aber auch welche in München und Glasgow. In Schottland fanden auch schon mehrere Triebwerktests statt, in Lampoldshausen befinden sich mehrere Prüfstände in der Vorbereitung, dann kann dort wieder getestet werden.
Größere Rakete bereits in Planung
SR75 ist nur die erste Stufe des Start-ups. Mit der Rakete sollen der Treibstoff getestet und Investoren von der Machbarkeit überzeugt werden. Dann sollen in der größeren Variante SL1 mehrere Triebwerke parallel eingesetzt werden, aufgeteilt auf zwei Stufen. Diese Rakete soll bis zu 600 Kilogramm in eine niedrige Erdumlaufbahn befördern können, das entspricht zwei bis drei Kleinsatelliten pro Flug. Allerdings ist dafür noch etwas Geduld gefragt, frühestens Ende 2025 wird es soweit sein.