"Reichsbürger" widersetzte sich Hausdurchsuchung und schoss auf Polizisten

Nach SEK-Einsatz in Boxberg: Schock bei Anwohnern sitzt tief

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Nach dem großen Polizei- und SEK-Einsatz in Boxberg (Main-Tauber-Kreis) am Mittwoch sind Anwohner fassungslos. Spürhunde, Ballistiker und die Spurensicherung sind im Einsatz.

Bei einer Wohnungsdurchsuchung wegen Verdachts auf illegalen Waffenbesitz sind in Boxberg-Bobstadt am Mittwoch Schüsse gefallen. Ein wohl den sogenannten Reichsbürgern zuzuordnender Mann widersetzte sich der Durchsuchung und schoss auf die Beamten. Ein Polizist wurde am Bein getroffen und verletzt, allerdings nicht lebensgefährlich. Der Mann konnte nach einem Brand und telefonischer Verhandlung mit der Polizei festgenommen werden.

Spürhunde, Spurensicherung und Ballistiker vor Ort

Die Ermittlungen dauern an. Aktuell sind Polizisten mit Spürhunden und die Spurensicherung sowie das THW vor Ort. Auch Ballistiker sind da, um Einschusslöcher zu überprüfen. Im Laufe des Tages werde die Polizei nach Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft weitere Details zum Einsatz bekanntgeben, hieß es am frühen Morgen von einem Sprecher. Um 16 Uhr sollen in einer gemeinsamen Pressekonferenz vom Polizeipräsidium Heilbronn, der Staatsanwaltschaft Mosbach und dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg weitere Informationen veröffentlicht werden. Der Heilbronner Polizeipräsident Hans Becker rechnet allerdings mit mehreren Tagen, bis Ergebnisse feststehen. 

Schock in Boxberg sitzt tief

Der Einsatz startete um 6 Uhr am Mittwochmorgen, noch Stunden später hielt er das Dorf im Main-Tauber-Kreis in Atem. Zwischenzeitlich stand das zu durchsuchende Haus in Flammen, Anwohner wurden gebeten, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Es wurde vermutet, dass sich in dem Haus auch Munition befand. Tatsächlich kam es zu mehreren Explosionen - gezielte Sprengungen seien das gewesen, wie ein Polizeisprecher inzwischen mitteilte. Wozu diese dienten, dazu gibt es allerdings noch keine weiteren Details. Auch wieso das Gebäude in Brand geriet, ist bisher unklar.

Brand Bobstadt
Löscharbeiten aus sicherer Entfernung: Im brennenden Haus wurde Munition vermutet

Währenddessen sind die rund 500 Einwohner des Teilorts Bobstadt schockiert. Auch Ortsvorsteher Alwin Deissler war vor Ort und berichtete von der in dem Haus lebenden Familie. Diese habe sich zuletzt aus dem dörflichen Leben zurückgezogen, wohl weil sie große Hunde halte. Im Zusammenhang mit Waffen sei ihm über besagte Personen aber nichts bekannt gewesen.

"Mit so etwas hat keiner gerechnet", so Deissler über den Einsatz. Auch andere Anwohner sind fassungslos. "Das ist nicht ohne. Ich muss ehrlich sagen, ich zittere immer noch", sagte ein Bobstädter dem SWR, ein weiterer ergänzt: "So etwas dürfte es in Deutschland nicht geben." Die Befragten wollten anonym bleiben. Ein weiterer Bürger sagte, er kenne die Familie gut, "man weiß nicht, was man dabei denken soll."

Festgenommene wohl "Reichsbürger"

Neben dem 54-Jährigen, der auf die Polizisten geschossen haben soll, wurden insgesamt sieben Personen, die auf dem Gelände leben, festgenommen. Das teilte die Polizei auf SWR-Anfrage mit. Sie sollen den sogenannten Reichsbürgern zuzuordnen sein - jener Gruppierung, der auch eine vierköpfige Gruppe angehören soll, die zuletzt in einer Chatgruppe die Entführung des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) geplant haben soll. Konkrete Zusammenhänge dazu gebe es allerdings bislang keine, sagte die Polizei.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) sieht in der Gruppierung der sogenannten Reichsbürger eine "zunehmende Gefahr für den Rechtsstaat und die Innere Sicherheit". Das ging aus einer Pressemitteilung vom Mittwochnachmittag hervor.

Dass der mutmaßliche "Reichsbürger" in Boxberg-Bobstadt auf die Polizisten geschossen habe, zeige, mit welcher Brutalität diese Gruppierung vorgehe, wird Ralf Kusterer, der Landesvorsitzende der DPolG in Baden-Württemberg zitiert. "Das zeigt auch, dass "Reichsbürger" vor nichts zurückschrecken." Die sogenannten Reichsbürger greifen immer wieder Polizeibeamte an.

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SWR

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