Nach der Festnahme eines 31-Jährigen, der in Schwäbisch Hall zwei Seniorinnen getötet haben soll, gehen die Ermittlungen weiter: Ist der Mann für weitere Delikte verantwortlich?
Sorgfältige Ermittlungen und modernste Kriminaltechnik haben laut Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) zu dem Fahndungserfolg geführt. Doch mit der Festnahme des 31-Jährigen sei die Arbeit noch lange nicht getan, so die Ermittler. Gehen nur zwei tote Seniorinnen und ein Überfall auf das Konto des Mannes oder ist er auch für den Tod an einer Schwäbisch Haller Brauereierbin verantwortlich? Denn bislang ist der Fall aus dem Jahr 2020, der sich in unmittelbarer Nähe ereignete, ungeklärt. Ein Zusammenhang werde noch geprüft, heißt es. Der Tatverdächtige behauptet, erst Ende 2022 nach Deutschland eingereist zu sein.
Ist der mutmaßliche Täter im Heimatland straffällig geworden?
"Der Mann ist serbischer Staatsangehöriger. Entsprechend stehen weitere Ermittlungen an", sagte Oberstaatsanwalt Harald Lustig dem SWR Studio Heilbronn. Man werde versuchen, Kontakt mit den serbischen Behörden aufzunehmen. Womöglich gebe es dort weitere Informationen zum Tatverdächtigen. "Wir sind jetzt noch in einem relativ frühen Stadium. Aber auch um abzuklären, inwieweit bereits Vorauffälligkeiten im Heimatland vom Tatverdächtigen vielleicht vorgelegen haben könnten, ist es erforderlich, auch Kontakt mit dem Heimatland aufzunehmen", erläuterte Lustig.
Ermittlungsarbeit geht weiter
Und es kommt noch weitere Arbeit auf die Ermittler zu: Die Sonderkommission (Soko) bleibe vorerst in gleicher Stärke bestehen, so der Aalener Polizeipräsident Reiner Möller. Die Soko "Höhe" war schon im Dezember nach dem Todesfall der 77-Jährigen in Schwäbisch Hall gegründet worden. Zuletzt war sie auf 75 Personen aufgestockt worden. Die DNA-Spuren müssten jetzt weiter verifiziert werden. Dazu lägen den Ermittlern weitere Beweise und Unterlagen zur Auswertung vor, so Möller.
Sowohl in Schwäbisch Hall als auch in Michelbach an der Bilz (Kreis Schwäbisch Hall) habe die Sonderkommission verschiedene Beweismittel wie Tatwerkzeug und DNA-Spuren gefunden, hieß es auf der Pressekonferenz. Der Mann sei in Schwäbisch Hall festgenommen worden, er habe sich dabei nicht gewehrt. Der Tatverdächtige wurde am Mittwoch einem Haftrichter vorgeführt, der den Haftbefehl wegen Verdachts auf Totschlag und Mord in Vollzug setzte. Der Mann befindet sich den Angaben zufolge in einer Justizvollzugsanstalt. Zu den Vorwürfen schweigt er bislang, über ein Motiv ist noch nichts bekannt.
Innenminister Strobl lobt Polizeiarbeit
Unterdessen hat Innenminister Strobl aus Heilbronn die Arbeit der Soko "Höhe" gelobt. Unter hohem Druck habe die Sonderkommission herausragende Arbeit geleistet, sagte er. Insbesondere das Zusammenspiel sorgfältiger Ermittlungsführung und modernster Kriminaltechnik sei der Schlüssel zum Erfolg gewesen.
Aufatmen in der Schwäbisch Haller Bevölkerung
Die Festnahme des Tatverdächtigen lässt auch die Schwäbisch Haller Bevölkerung aufatmen. Noch Anfang der Woche sagten Anwohnerinnen und Anwohner in der Nähe der Tatorte, sie fühlten sich unwohl und hätten Angst. Die Stimmung drehte sich am Mittwochvormittag, als die Festnahme des 31-Jährigen bekanntgegeben wurde.
Tatverdächtiger kommt für mindestens drei Taten in Betracht
Laut Soko "Höhe" steht der Tatverdächtige mit serbischer Staatsangehörigkeit in dringendem Verdacht, kurz vor Weihnachten 2022 eine 77-jährige Frau im Schwäbisch Haller Wohngebiet Hagenbach getötet zu haben. Ebenso soll er am 25. Januar 2023 eine 89-jährige Seniorin aus Michelbach an der Bilz (Kreis Schwäbisch Hall) umgebracht haben. Er kommt auch in Betracht für den Überfall auf einen 83-jährigen Mann aus Ilshofen am 17. Januar 2023. Ob er außerdem für einen weiteren Mordfall in Schwäbisch Hall aus dem Jahr 2020 verantwortlich ist, werde weiter ermittelt, hieß es.
Ist der Festgenommene ein Serienmörder?
Mehrere Medien berichteten im Vorfeld von einem möglichen Serienmörder. Aber ist das so korrekt? Die Staatsanwaltschaft spricht beim Fall vom Dezember in Schwäbisch Hall von Mord. Damals habe auch Geld in der Wohnung der Seniorin gefehlt. Das Mordmerkmal der Habgier sei gegeben. Beim Tötungsdelikt im Januar in Michelbach an der Bilz fehlten bislang die Mordmerkmale, deswegen spreche man hier von Totschlag. Von einer Serie wird außerdem erst ab drei Taten gesprochen.
Die Polizei geht derzeit davon aus, dass der gefasste Mann ein Einzeltäter ist. Er sei wohl Anfang Dezember 2022 nach Deutschland gekommen. Wie lange er schon in Schwäbisch Hall lebt, ist bisher unklar.
Polizei sucht mit Phantombild nach Täter Versuchter Raub in Ilshofen: Zusammenhang zu toten Seniorinnen?
Nach den Ermittlungen um einen versuchten Raub in Ilshofen im Januar, überprüft die Polizei nun mögliche Zusammenhänge zu drei getöteten Seniorinnen aus dem Kreis Schwäbisch Hall.