In Niederstetten hat die Verlegung von Truppen an die NATO-Ostflanke begonnen. Dort wartet die größte NATO-Übung seit dem Ende des Kalten Krieges.
Rund 400 Soldatinnen und Soldaten vom Bundeswehrstandort Niederstetten (Main-Tauber-Kreis) nehmen an der NATO-Großübung "Steadfast Defender" teil. Die ersten Fahrzeuge haben sich am Montag schon auf den Weg nach Rumänien gemacht. Die Hauptkräfte sollen kommende Woche verlegt werden. Die viertägige 1.600 Kilometer lange Route führt dabei über Tschechien, die Slowakei und Ungarn, sagte Oberleutnant Frederik Ströhlein dem SWR.
Bei den Stopps werden sie von den Streitkräften der jeweiligen Länder mit Verpflegung und Material unterstützt. Geschlafen wird auf den Lkw. Am 7. Mai sollen noch ein gutes Dutzend Transporthubschrauber vom Typ NH90 des Regiments folgen.
Die Planungen für den Einsatz waren aufwendig: Vom sicheren Internetzugang für jeden bis zur Routen- und Materialplanung, um die Straßen nicht unnötig zu belasten, musste vieles bedacht werden, so Ströhlein.
Mehrere Arten von Hubschraubern beteiligt
Ungewöhnlich seien vor allem der Umfang der Übung und die Breite an eingesetzten Luftfahrzeugen, erklärt Ströhlein. Neben den Transporthubschraubern aus Niederstetten werden auch welche vom Schwesterregiment in Faßberg (Niedersachsen) teilnehmen. Dazu kommen Mehrzweckhubschrauber vom Typ EC135. Die Spanier nehmen zum Beispiel mit Transporthubschraubern vom Typ "Chinook" und Kampfhubschraubern "Tiger" teil.
Auch die Rumänen und die Amerikaner sind mit Hubschrauberaufgeboten beteiligt. Die Führung des multinationalen Verbandes übernimmt das Regiment aus Niederstetten. "Natürlich schwingt da auch ein bisschen Stolz mit", so der stellvertretende Regimentskommandeur Tobias Schwarz.
Übung wichtig für Dauereinsatz
"Für uns ist diese Übung der letzte Schliff, multinational auch außerhalb von Deutschland üben zu können, bevor wir in eine Dauereinsatzaufgabe einsteigen", sagte Schwarz dem SWR. Denn zum 1. Januar muss das Regiment dem NATO-Force-Model an der Ostflanke 16 Hubschrauber bereitstellen. In Rumänien soll zum Beispiel gemeinsam mit Fallschirmjägern die Anlandung aus der Luft und die Verlegung von Truppen geübt werden.
Bereits der lange Anmarsch nach Rumänien sei eine gute Übung, sagt Schwarz. "Ein solches Maß an Mobilität wie jetzt haben wir lange nicht mehr geübt, dazu kommt die Logistik, die dahinter steckt". Denn die Heeresflieger waren in den letzten Jahren eher in Feldlagern unterwegs. Wenn die Soldatinnen und Soldaten in Deutschland üben, ist vieles wie Treibstoff und Ausrüstung einfach da. Jetzt müssen es die Konvois alles mitnehmen.
Krisenherde sorgen für Anspannung
Natürlich sei die Anspannung im Moment da, alle können ja die Nachrichten verfolgen, sagt Schwarz mit Blick auf den russischen Angriffskrieg. "Wir sehen die Litauen-Brigade, die gerade aufgebaut wird", sagt Schwarz. Außerdem seien die Hardheimer Kameraden (Neckar-Odenwald-Kreis) erst vor Kurzem aus der Rotation im Baltikum zurückgekehrt. Dennoch freuten sich die Soldatinnen und Soldaten, dass es nach all der Planung mit der Übung nun endlich losgehe.