Die Diakonie im Kreis Heilbronn fürchtet, dass Eltern in Zukunft noch länger auf einen Kur-Platz warten müssen. Grund dafür sind die geplanten Kürzungen im Bundeshaushalt.
Wenn erschöpfte und überlastete Eltern in die Kur-Beratung der Diakonie in Heilbronn kommen, erwartet sie neben Empathie und erster Hilfe auch gleich eine schlechte Nachricht. Denn schon jetzt beträgt die Wartezeit auf eine Mutter-Kind-Kur im Schnitt rund ein Jahr, sagt Beraterin Judith Kleinhans.
Diese Wartezeit könnte in Zukunft sogar noch länger werden, befürchten die Beratungsstellen. Grund sind geplante Einsparungen des Bundesfamilienministeriums beim Müttergenesungswerk (MGW). Über diese will der Bundestag Ende November beraten.
"Streichung für Kur-Kliniken eine Katastrophe"
Konkret will das Ministerium seine Baufördermittel für die Kur-Kliniken ab 2024 streichen. Geplante Erweiterungen, energetische Sanierungen, Brandschutzmaßnahmen und die Verbesserung der Barrierefreiheit in den Einrichtungen habe man daher gestoppt, heißt es vom Müttergenesungswerk. Dringend benötigte zusätzliche Kurplätze könnten so nicht mehr geschaffen werden.
Für die gemeinnützigen Kliniken sei die Streichung der gut sechs Millionen Euro schlicht eine Katastrophe, so die Träger. Denn im Gegensatz zu den Krankenhäusern werden ihre Investitionskosten nicht durch die Länder finanziert.
Lange Wartezeiten können die Situation verschlimmern
"Eine Kur ist kein Wellness, sondern eine Therapie", betont Beraterin Cornelia Hertmann-Böhme. Meist sei es bei den Eltern schon "fünf nach zwölf", wenn sie in die Beratung kommen. Diese Menschen bräuchten eigentlich sofort eine Kur, sagt sie.
Eine längere Wartezeit bedeute für angeschlagene Eltern und pflegende Angehörige zusätzliches Leid. Dazu komme, dass eine länger andauernde Phase ohne Hilfsangebote und Entlastung krank machen könne. Im schlimmsten Fall drohe dann auch eine Kindeswohlgefährdung, weil die Eltern ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können, so Hertmann-Böhme.
Familien sind nach der Pandemie erschöpft
Die Familien haben während der Corona-Zeit sehr viel auf ihren Schultern getragen, meint Judith Kleinhans - mit Home-Schooling, Home-Office und geschlossenen Kitas. "Die Folgen sehen wir jetzt in den gestiegenen Zahlen von Anträgen". Dass jetzt ausgerechnet bei der Regeneration für Eltern gespart werden soll, empört die Beraterin.
In Baden-Württemberg hat das Müttergenesungswerk zwei Kliniken, eine in Loßburg (Kreis Freudenstadt) und eine in Bad Wurzach (Kreis Ravensburg). Darüber hinaus gibt es zahlreiche Beratungsstellen, wie die der Diakonie im Kreis Heilbronn.
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