Der 29-jährige Geflüchtete Muataz Asmi darf den Friseursalon seiner Chefin nicht übernehmen, weil er kein dauerhaftes Bleiberecht hat. Dabei hat er seinen Meister hier gemacht.
Muataz Asmi will sein Ding machen und darf es nicht: Der 29-Jährige ist vor acht Jahren aus dem Irak nach Deutschland geflüchtet, machte dann hier eine Ausbildung in einem Friseursalon in Satteldorf (Kreis Schwäbisch Hall) und ist mittlerweile Friseurmeister. Den Salon seiner Ausbilderin, die in Rente gehen will, darf er allerdings nicht übernehmen. Denn er muss nach wie vor einmal im Jahr die Verlängerung seines Aufenthaltsrechts beim Landratsamt Schwäbisch Hall beantragen. Ein Geschäft darf er aber nur betreiben, wenn er dauerhaft bleiben darf.
Reingeschnuppert und ins Zeug gelegt
Muataz Asmi ist in einer Asylunterkunft in Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall) aufgefallen, weil er dort anderen die Haare geschnitten hat. Vor sieben Jahren durfte er in einem Friseursalon im benachbarten Satteldorf mal reinschnuppern, dort wurden Mitarbeitende gesucht. Muataz Asmi hat sich ins Zeug gelegt, eine Friseurausbildung gemacht und ist heute Friseurmeister.
Jetzt soll er eigentlich den Salon seiner Chefin übernehmen. Weil immer noch kein dauerhaftes Aufenthaltsrecht hat, geht das aber nicht. Das sei ein schlimmes Gefühl, erzählt er. Denn er habe sich gesagt, er müsse Gas geben und eine neue Zukunft bauen. Asmi hat sich bemüht. Er sagt, er habe seine Freizeit und seinen Urlaub gegeben, um sein Ziel zu erreichen. Die Beamten hätten immer nur große Steine in den Weg gelegt.
Salonbesitzerin klagt über langsame Bürokratie
Christine Gallasch, die 71 Jahre alte Chefin des jungen Friseurmeisters, will ihren Salon an ihn weitergeben und aussteigen. Sie schüttelt mit dem Kopf, ist "stinksauer", dass Asmi immer noch jedes Jahr eine neue Aufenthaltsberechtigung erringen müsse und damit an seinem Weiterkommen gehindert werde. Er sei jetzt acht Jahre dabei und sei keinen einzigen Tag krank gewesen. Er habe gelernt, wo er nur konnte, sie habe ihn erzogen wie den eigenen Sohn, erzählt sie.
"Er ist einfach der tolle Mensch, dem ich mein Geschäft übergeben will", meint die 71-jährige Inhaberin des Friseursalons in Satteldorf. Aber bisher haben ihre Bemühungen für sein Bleiberecht beim Landratsamt keinen Erfolg gehabt. Sie klagt über die langsam mahlenden Mühlen der Bürokratie. Das Landratsamt Schwäbisch Hall warte noch auf die Beurteilung von Muataz Asmi durch eine Bundesbehörde, heißt es auf SWR-Anfrage. Mehr könne man aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht sagen.
Kunden im Salon schütteln nur den Kopf über diesen Fall
Die Kundinnen und Kunden des Salons unterstützen Asmis Vorhaben und haben kein Verständnis für das Landratsamt: Eine Kundin des Salons findet es schlimm, dass da keine Ausnahme gemacht werde, eine andere versteht nicht, dass da nichts vorangeht. Eine weitere meint, dass immer gesagt wird, man solle sich integrieren - "wenn man dann hier ist, und wenn man es dann macht, dann werden einem Steine in den Weg gelegt", sagt sie.
Muataz Asmi findet den Umgang mit den Behörden demotivierend. Er sei dankbar, dass er hier sein dürfe und dass er arbeiten könne. Auf der anderen Seite solle sich aber auch Deutschland erkenntlich zeigen, sagt er, immerhin zahle er Steuern und Sozialversicherung. Der Frisörmeister und seine Chefin Christine Gallasch hängen beide weiterhin in der Luft. Es sei sehr traurig, meint Muataz Asmi, der jetzt zwar erst mal die Geschäfte führen darf, während seine ehemalige Chefin aber weiterhin die Inhaberin des Friseursalons bleiben muss.
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