Der Unmut über die Bad Mergentheimer Verkehrspolitik wächst. Gewerbetreibende beklagen fehlende Parkplätze sowie eine schlechte Verkehrsführung und sorgen sich um ihre Existenz.
Einzelhändler und Gewerbetreibende kritisieren die Verkehrspolitik der Stadt Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis) massiv und fordern schnelle Lösungen. So auch Stefan Dietz, Apotheker am Deutschordenplatz. Seit die Durchfahrt vor dem Residenzschloss gesperrt wurde, blieben Kundinnen und Kunden weg, sagt er. Spontaneinkäufe würden fehlen, nicht nur bei ihm, sondern bei vielen Händlern im Bereich der Burgstraße. Der Unternehmer und Stadtrat wurde aktiv. Zusammen mit zwei Mitstreitern hat er Fragebögen unter Einzelhändlern, Geschäftsleuten und Gewerbetreibenden verteilt.
Gespräch im Rathaus
"Das Ergebnis ist eindeutig", berichtet er. Alle der rund 160 Teilnehmenden erklärten ihre Unzufriedenheit mit der Verkehrsführung in der Innenstadt. Und bis auf zwei Personen fanden alle die Parkplatzsituation schlecht. Auch die Kosten für die Landesgartenschau 2034 treiben die Gruppe um. Ebenso scheinen einige Passantinnen und Passanten in der Bad Mergentheimer Innenstadt mit der Verkehrssituation unzufrieden zu sein, ergab eine nicht-repräsentative SWR-Umfrage. Mit dem geballten Unmut und seinen Umfrageergebnissen suchten Dietz und rund 30 weitere Geschäftsleute jetzt das Gespräch im Rathaus.
Sind Parkhäuser die Lösung?
Oberbürgermeister Udo Glatthaar (CDU) hat nach eigenem Bekunden Verständnis für die Sorgen der Gewerbetreibenden. Er sagt aber auch, dass sich der Gemeinderat mit großer Mehrheit für eine Verkehrsberuhigung und den eingeschränkten Durchgangsverkehr ausgesprochen habe, um Plätze neu zu gestalten und die Aufenthaltsqualität zu verbessern.
Als dauerhafte Lösung plädiert der Rathauschef für Parkhäuser und spricht von bislang "großer Scheu" wegen der Kosten von 10 bis 15 Millionen Euro. Die Investition sieht der OB als Wirtschaftsförderung und Standortmarketing an. Vielleicht helfe der Aufschrei der Einzelhändler, dass solche große Themen, vor denen alle Respekt haben, jetzt doch "ein bisschen Drive kriegen", meint er.
Oberbürgermeister hat teilweise Verständnis
Weniger Verständnis hat Glatthaar für die Kritik an der Landesgartenschau. Sie bringe der Stadt Fördergelder und Entwicklungsmöglichkeiten. Das, was Bad Mergentheim seit 20 Jahren möchte - Fußgängerzone sanieren, Marktplatz herrichten, historische Bausubstanz verschönern - sei mit der Landesgartenschau möglich, so OB Glatthaar.
Die Gewerbetreibenden fühlen sich laut Apotheker Dietz von der Stadtverwaltung nicht ernst genommen und verlangen jetzt schnelle Lösungen. Dietz verweist auf ihre Kernforderungen. Dazu gehört unter anderem die Öffnung des Deutschordenplatzes von Montag bis Freitag für den Verkehr, aber auch die halbseitige Befahrung des Gänsmarktes sowie neue Parkplätze im geöffneten Oberen Graben. Das alles seien schnell umsetzbare Maßnahmen, die für eine belebte Innenstadt sorgen könnten, ist sich Dietz sicher. Denn natürlich seien Existenzängste da, sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Mitarbeitenden. "Wir wollen weiter für unsere Kunden da sein", so der Apotheker.
Kunden kritisieren Parkplatz-Situation
Auch Passantinnen und Passanten in der Bad Mergentheimer Fußgängerzone stören sich an der Verkehrsführung und Parkplatzsituation in der Stadt. Gerade für die kleineren Läden und die älteren Menschen sei es schade, dass man nicht "direkter hinfahren kann an die Stadt", sagt eine Frau. Insgesamt sei die Verkehrsführung sehr unübersichtlich, kritisiert eine weitere Kundin. Eine andere spricht von einer "Katastrophe" in der Bad Mergentheimer Innenstadt und meint: "Wenn ich nicht unbedingt rein muss, geh' ich nicht."
Im Februar wird sich der Gemeinderat mit dem Thema befassen. Die CDU-Fraktion hat einen Antrag eingebracht. Darin verlangt sie eine "aktive Wirtschaftsförderung für die Innenstadt". Neben neuen Parkplätzen, besserer Ausschilderung und einem regelmäßigen Innenstadt-Dialog schlägt sie beispielsweise auch zwei Stunden kostenloses Parken vor.
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