Das Hochwasser Anfang Juni hat zahlreiche Spuren in der Region hinterlassen. Schlamm und Schutt sind beseitigt, beim Hochwasserschutz soll aber teils nachgebessert werden.
Sonne und knapp 30 Grad, aber auch immer wieder Unwetterwarnungen und Platzregen: Das Wetter in Heilbronn-Franken ist und bleibt wechselhaft. Dabei sind die Schäden aus dem schweren Unwetter Anfang des Monats noch nicht überall beseitigt. Das Hochwasser ist zwar schon lang zurückgewichen, beschäftigt Betroffene, Kreise und Gemeinden aber weiterhin. Nach und nach wird Bilanz gezogen - ein kompletter Überblick über die Schäden ist vielerorts aber noch nicht vorhanden.
Schäden im Landkreis Heilbronn
Die Schutzmaßnahmen hätten im ganzen Kreis funktioniert, heißt es vom Landkreis Heilbronn. Das Hochwasser habe aber deutlich gezeigt, dass im Kreis weitere Ausrüstung erforderlich sei, teilte eine Sprecherin mit. Wie zum Beispiel Hochwasser- und Schmutzwasserpumpen, die schnell in betroffene Gebiete verlegt werden können. Derzeit arbeitet der Kreis daran, den Katastrophenschutz zu verbessern. Unter anderem soll es speziell ausgestattete Einheiten geben, die die örtlichen Einsatzkräfte bei Hochwasser oder anderen Schadensfällen unterstützen. Bei der Hochwasserlage habe es sich kreisweit nur um ein zehnjähriges Hochwasser gehandelt, bei dem die dafür vorgesehenen Ausuferungsgebiete überschwemmt wurden. Die Höhe des Gesamtschadens wird durch den Kreis allerdings nicht erfasst.
Weiter viel zu tun im "Happy Match"
Zu den überfluteten Hochwassergebieten gehörte auch der Bereich zwischen Neckarsulm und Obereisesheim (beide Kreis Heilbronn). Dort gibt es viele landwirtschaftlichen Flächen, aber auch die Tennis- und Freizeitanlage "Happy Match".
Betreiber Sebastian Häberlen beschäftigt das Hochwasser immer noch jeden Tag. Die Duschen müssen saniert werden, Fliesen und Estrich müssen raus. Auch die Böden der Sportplätze in der Halle sind nicht mehr zu gebrauchen. Zudem hat ein Gutachter festgestellt, dass der Altbau, in dem auch die Gaststätte untergebracht ist, abgerissen werden muss. Selbst die normale Stromversorgung ist noch nicht wieder verfügbar, derzeit behilft sich der Betreiber mit Baustrom. Mittlerweile konnte aber immerhin der Biergarten mit abgespecktem Angebot wieder öffnen und auch auf den Tennisplätzen wurden unter freiem Himmel wieder die ersten Bälle geschlagen, freut sich Häberlen. Er hofft, dass auch die Hallenplätze bis Herbst wieder zur Verfügung stehen.
Unterspülungen, Abbrüche und Hangrutsch im Hohenlohekreis
Der Hohenlohekreis schätzt die Hochwasserschäden auf etwa 3,7 Millionen Euro. Allein an den Straßen sei durch Unterspülungen, Abbrüche und einen Hangrutsch ein Schaden von rund 2 Millionen Euro entstanden. Insgesamt sei der Kreis aber eher glimpflich davon gekommen, heißt es aus dem Landratsamt. Seit der verheerenden Sturzflut in Braunsbach (Kreis Schwäbsich Hall) 2016, bei der auch der Hohenlohekreis von Unwettern betroffen war, sei an vielen Stellen in den Hochwasserschutz investiert worden. Das habe sich nun ausgezahlt. In Niedernhall wurden beispielsweise 6,3 Millionen Euro von Land und Stadt in Dämme und Entwässerung investiert.
Im Kreis Schwäbisch Hall war unter anderem Vellberg betroffen
Trotz der Schwüle und Hitze bleibt für die Vellberger ihr Freibad weiterhin geschlossen. 52 Liter Regen pro Quadratmeter fielen Anfang Juni in nur einer halben Stunde. Die Bühler stieg massiv an und überschwemmte Teile von Vellberg, mehrerer Teilorte sowie zahlreiche Keller und das Freibad. Dort richtete das Hochwasser Schäden an Technik und Becken an, die die Stadt immer noch beschäftigen, sagt Bürgermeister Jürgen Reichert (parteilos). In der kommenden Woche soll die Technik testweise in Betrieb gehen - wann das Bad wieder öffnen kann, ist aber noch unklar.
Trotz der Überschwemmungen habe die Stadt aber noch Glück gehabt, glaubt Reichert. Und das, obwohl Vellberg ein solches Starkregenereignis bisher noch nicht erlebt hat. Dennoch blieben die kommunalen Schäden, bis auf das Freibad, überschaubar. Über die Kosten, die durch die vielen voll gelaufenen Keller der Vellberger entstanden sind, hat die Stadt aber keine Übersicht. Derzeit werden im Rahmen des Starkregenrisikomanagements die bereits getroffenen Maßnahmen untersucht und geprüft, ob die Stadt mit zusätzlichen Überflutungsflächen oder weiteren Entwässerungsgräben noch nachbessern kann. Aber auch der Bürgermeister ist überzeugt: Bei so viel Regen wie Anfang des Monats wird es kaum möglich sein, Überschwemmungen komplett zu verhindern.
Ebenfalls Schäden im Main-Tauber-Kreis
Auch im Main-Tauber Kreis blieben die Schäden nach einer ersten groben Schätzung von Betroffenen und Behörden geringer als zunächst erwartet. In Niederstetten wurde eine Fußgängerbrücke aus ihrer Verankerung gerissen, der Schaden voraussichtlich: 250.000 Euro. Zudem wurden Straßen in den Ortsteilen Rüsselshausen, Herrenzimmern und Heimberg unterspült und beschädigt. Auch standen einige Keller und eine Maschinenhalle unter Wasser. Bei den Landwirten waren vor allem Wiesen für die Heuproduktion betroffen. Das Gras kann jetzt nur noch über Biogasanlagen verwertet werden. Nach einer Schätzung liegt der Schaden bei rund 230.000 Euro. Aus Sicht des Landratsamtes habe das Hochwasser gezeigt, dass die vorgesehen Abläufe gegriffen haben.
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