Ab dem ersten Mai gilt eine höhere Steuer auf Flugreisen. In Heilbronner Reisebüros ist die Nachfrage trotz gestiegener Preise weiter hoch.
Die Reiselust ist trotz gestiegener Urlaubspreise und der nun fälligen höheren Luftverkehrssteuer in Heilbronner Reisebüros überwiegend weiter groß. Von einer sinkenden Nachfrage sei derzeit nichts zu spüren berichten mehrere Reisebüros bei einer Umfrage des SWR.
Ute Roos vom Reisebüro DERPART geht von einem hohen Umsatz in diesem Jahr aus. Bereits zurzeit sei die Auslastung sehr hoch. Aufgrund des coronabedingten Nachholbedarfs nähmen die Urlauber auch die im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegenen Preise in Kauf, glaubt Roos.
Kurzreisen werden durch neue Steuer um rund drei Euro teurer
Auch Martina Shakya, Professorin an der Heilbronner Hochschule für Nachhaltige Tourismusentwicklung, stellt fest, dass die Buchungszahlen in vielen Bereichen wieder auf vor Corona-Niveau sind, zum Teil sogar darüber. Die Erhöhung der Luftverkehrssteuer schlägt für Flugreisen ab dem ersten Mai für Passagiere innerhalb Europas mit knapp drei Euro pro Ticket zu Buche. Reisende, die auf ihrem Flug mehr als 6.000 Kilometer zurücklegen, müssen pro Strecke mit Mehrkosten von knapp 13 Euro rechnen.
Mehreinnahmen von rund 400 Millionen Euro in diesem Jahr
Die Steuererhöhung wird auch mit der besonderen Klima- und Umweltschädlichkeit des Flugverkehrs begründet. Shakya erwartet aufgrund der höheren Steuer aber keinen relevanten Effekt auf die Nachhaltigkeit der Branche. Dafür sei die steuerbedingte Preissteigerung bei den Flugtickets zu niedrig. Zudem fließen die erwarteten Steuermehreinnahmen in den Bundeshaushalt und sind nicht an die Verwendung für klimafreundliche Maßnahmen gebunden, kritisiert Shakya. Für dieses Jahr erwartet die Bundesregierung Mehreinnahmen von rund 400 Millionen Euro, für die Folgejahre etwa 580 Millionen Euro. Für eine nachhaltigere Verkehrspolitik ist es notwendig, auch den Flugverkehr mit einer energiegebundenen Steuer wie beim Auto- oder Bahnverkehr zu belegen, sagt Shakya.
Klimafreundliche Reisen sollen gekennzeichnet werden
Shakya setzt sich zudem für mehr Transparenz in der Reisebranche ein. In einer noch nicht veröffentlichten Studie hat die Wissenschaftlerin zusammen mit anderen Forschenden untersucht, ob die Entscheidung für oder gegen eine Reise auch davon abhängt, wie klimaschädlich diese sei. Die Teilnehmenden der Studie konnten zwischen verschiedenen Reisen auswählen, für die jeweils die CO2-Emissionen angegeben wurden. Nach dem vorläufigen Ergebnis wählten die Befragten tendenziell klimafreundlichere Reisen, wenn der CO2-Fußabdruck kenntlich war, so Shakya. Die Professorin für Nachhaltige Tourismusentwicklung hält daher eine Kennzeichnung von Reisen je nach Schädlichkeit für das Klima für sinnvoll.