Seit zehn Jahren gibt es in Deutschland den gesetzlichen Mindestlohn. Mit dem Für und Wider müssen zum Beispiel auch die Erdbeerbauern klarkommen. Die Saison geht gerade los.
Die Erdbeersaison startet in diesem Jahr relativ früh - ein Grund dafür ist der warme Winter. Ihren Erntehelfern müssen die Erdbeerbauern seit Jahresbeginn 12,41 Euro pro Stunde bezahlen. Denn der Mindestlohn ist zum Jahreswechsel um 41 Cent gestiegen. Das sorgt in der Kalkulation erst einmal für Kopfschmerzen - unter anderem auch in Weinsberg-Gellmersbach (Kreis Heilbronn) bei Obstbauer Andreas Frank. Bei ihm arbeitet ein fester Stamm von Mitarbeitern, die teilweise schon zwanzig Jahre lang auf seinen Feldern ernten.
Größter Kostenpunkt ist das Personal
Frank sagt, er ist inzwischen mehr Kaufmann als Landwirt. Und auch der Verband Südwestdeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE) bestätigt die Sorgen. Geschäftsführer Simon Schumacher unterstreicht, dass das Personal mit 50 bis 60 Prozent der größte Kostenpunkt ist. Dementsprechend wirke sich auch jede Erhöhung des Mindestlohns drastisch auf die Kosten aus.
Der gesetzliche Mindestlohn feiert in diesem Jahr zehnjähriges Jubiläum. Eine Bilanz gibt es hier.
Schumacher sagte dem SWR, er ist über die Erhöhung auf 12,41 Euro die Stunde aber auch erleichtert gewesen. Er habe eher mit 13 Euro gerechnet. Dennoch sei die Entwicklung über die letzten Jahre immens. Bei der Einführung des Mindestlohns 2015 lag er noch bei 8,50 Euro. Auch nach Bereinigung der Inflation ist er damit inzwischen deutlich gestiegen.
Mindestlohn macht Arbeit attraktiver
Schumacher gibt aber auch zu, dass es nun deutlich leichter ist, Erntehelfer zu finden. In anderen Ländern, wie etwa Italien gebe es keinen gesetzlichen Mindestlohn. Deutschland sei also für viele Saisonarbeit deutlich attraktiver.
Zurück zu Obstbauer Frank. Er sagt, um den steigenden Mindestlohn und damit die gestiegenen Personalkosten zu kompensieren, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder steigert man die Produktivität oder man erhöht die Preise. Für letzteres hätten seine Kundinnen und Kunden zumindest teilweise Verständnis.
Erdbeerbauern wollen produktiver werden
In Sachen Produktivitätssteigerung, heißt es vom VSSE, gibt es einige Möglichkeiten. So werden inzwischen deutlich mehr Erdbeeren im geschützten Anbau gezogen. Regen oder Hagel können so der Ernte nicht mehr so viel anhaben. Zudem arbeite man inzwischen viel mit sogenannten Stellagen. Die Ernte erfolgt dann nicht mehr am Boden, sondern in Hüfthöhe, was deutlich schneller und angenehmer sei.
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