Am Eppinger Bahnhof weckt der anstehende Prozessauftakt gegen zwei Jugendliche traurige Erinnerungen an die Tat. Einige fühlen sich nach den tödlichen Schlägen nicht mehr sicher.
Vor dem Landgericht Heilbronn soll diese Woche der Prozess gegen zwei 14 und 16 Jahre alte Jugendliche beginnen, die einen Mann in Eppingen (Kreis Heilbronn) derart zusammengeschlagen haben sollen, dass dieser später im Krankenhaus starb. Den genauen Prozesstermin will die Staatsanwaltschaft zum Schutz der minderjährigen Angeklagten nicht nennen. Das Verfahren findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Rund um den Bahnhof in Eppingen herrscht wenige Tage vor Prozessbeginn noch immer Fassungslosigkeit.
Passant: "Erschreckend, dass junge Menschen so gewalttätig sind"
Frank Fischer zeigt das Video der Tat auf seinem Handy, das in den sozialen Netzwerken kursierte. Er wünscht sich, dass die Angeklagten "richtig bestraft werden". Auch Artur Dornhof kannte den 52-jährigen Getöteten. Er sei ein guter Kumpel gewesen, Vater einer Tochter und auch seine betagten Eltern lebten noch in der Gegend.
Der Motorradfahrer Sahin Kurban kannte ihn ebenfalls vom Sehen. Der Mann sei immer freundlich gewesen, habe jeden gegrüßt, sagt er. Es sei erschreckend, dass junge Menschen schon so gewalttätig seien, meint Konrad Plank.
Tat war Thema im Unterricht
Am Bahnhof und an den nahegelegenen Bushaltestellen sind mittags viele Schülerinnen und Schüler unterwegs. Kalt lässt die Tat hier niemanden der Angesprochenen. "Wir haben das damals im Ethik-Unterricht mit unserem Lehrer besprochen", erzählen Schülerinnen der 6. Klasse einer Gemminger Schule (Kreis Heilbronn).
Andere kennen die beiden jugendlichen Angeklagten. "Die sind eigentlich nicht so", sagt ein Junge. Ein Mädchen daneben ärgert sich über einen älteren Zeitungsartikel, in dem der Migrationshintergrund thematisiert wurde. Ein Schüler der Realschule in Eppingen sagt, er hätte sich damals gewünscht, dass man den Fall im Unterricht besprochen hätte. Denn viele hätten damals Redebedarf gehabt.
Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge
Die beiden Angeklagten waren zum Tatzeitpunkt im Dezember vergangenen Jahres 14 und 16 Jahre alt. Laut Staatsanwaltschaft hatten der alkoholisierte 52-Jährige und eine Begleiterin eine Tasche und ein Getränk auf dem Roller des Vaters eines der Angeklagten abgelegt. Daraufhin sei es zum Streit gekommen.
Die beiden Jugendlichen sollen den Mann gegen das Eisengestänge eines Unterstands gestoßen und dann auf ihn eingeschlagen und eingetreten haben. Der Mann starb kurz vor dem Jahreswechsel im Krankenhaus an den Folgen. Zudem sollen die Jugendlichen wenige Monate zuvor - im September - zwei 15-Jährige ausgeraubt haben.