Ein Mann soll mehrfach Drähte quer über einen illegalen Mountainbike-Trail bei Eberstadt gespannt haben. Sie waren auf der bei Mountainbikern beliebten Strecke kaum zu sehen.
Im Waldgebiet zwischen Eberstadt und Weinsberg-Grantschen (beide Kreis Heilbronn) sollen zwischen Mitte Juni und Anfang August 2024 mehrfach Drähte über einen illegalen Mountainbike-Trail gespannt worden sein. Ein 59-jähriger Tatverdächtiger aus Hardthausen (Kreis Heilbronn) sitzt nach einer Hausdurchsuchung weiterhin in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des versuchten Mordes. Nach einem Zeugenaufruf sei bisher ein "sehr relevanter" Hinweis eingegangen. Ein Mountainbiker, der die illegale Strecke kennt, berichtet über die Gefahr.
Staatsanwaltschaft hofft auch auf Mithilfe von Mountainbikern
Michael Weik liebt es, in seiner Freizeit mit dem Mountainbike unterwegs zu sein. Rund um Weinsberg (Kreis Heilbronn) kennt er viele Strecken. Doch besonders reizen ihn die, auf denen es etwas wilder und steiler zugeht. Eine solche gibt es in einem Waldstück zwischen Grantschen und Eberstadt. Unter Mountainbikerinnen und Mountainbikern wird die illegale Strecke auch "Dachstrail" genannt. Als Michael Weik vor einigen Wochen wieder einmal auf dem Trail unterwegs ist, hat er den Eindruck, durch einen dünnen Draht durchgefahren zu sein. Er mag sich kaum ausmalen, was ihm oder anderen durch einen gespannten Draht alles hätte passieren können.
Er wiegt 90 Kilogramm und ist 1,90 Meter groß, aber ein Kind ist vielleicht 1,50 Meter. Das werde auf jeden Fall vom Bike gezogen, schätzt Weik.
Betroffene Strecke ist kein offizieller Mountainbike-Trail
Zuerst spricht Michael Weik darüber nur mit Freunden. Andere Mountainbikerinnen und -biker, die auch auf dem eigentlich illegalen Trail unterwegs waren, erzählen ihm, dass sie Drahtreste gefunden haben. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Heilbronn, nachdem sich ein Mountainbiker bei der Polizei als Zeuge gemeldet hat. Er gab an, dass auf dem Trail immer wieder Seile und Drähte gespannt worden seien und belegte dies durch Fotos, sagt Oberstaatsanwalt Martin Renninger. Zunächst sei es nur ein Flatterband gewesen, später zuerst dünne, dann dickere, grün ummantelte Drähte, so der Zeuge.
Die Drähte seien in einer Höhe von einem Meter bis 1,20 Meter angebracht worden. Sie waren unterschiedlich dick und über einen Weg im Waldgebiet gespannt, der von Mountainbikerinnen und Mountainbikern als sogenannter Single-Trail genutzt wird. Das sind Trampelpfade, die so schmal sind, dass man nicht nebeneinander fahren oder laufen kann. Laut Polizei handelt es sich dabei um keinen offiziellen Mountainbike-Trail. Beschwerden oder Anzeigen, dass die Strecke als illegaler Mountainbike-Trail genutzt wurde, gab es laut den Beamten aber nicht.
Für die Radfahrenden waren die Drähte kaum sichtbar. Bikerinnen und Biker könnten stürzen oder zu Tode kommen.
Seit Juni mehr Fälle
Die Fälle hätten sich seit Juni gehäuft und es war zu befürchten, dass der Täter weitermacht, so der Oberstaatsanwalt. "Wer sowas tut, nutzt die Wehrlosigkeit und Arglosigkeit der Mountainbikefahrer aus. Das heißt nicht, dass er beabsichtigt hätte, dass jemand zu Tode kommt, aber er hätte es in Kauf genommen, dass dies geschehen könne," erklärt Renninger. Drei Jahre bis lebenslange Haft könnten dem Beschuldigten drohen, wenn es zum Prozess kommt.
Runde Tische als Konfliktlösung?
Dass es zwischen Wanderern, Jägern, Mountainbikern und Waldbesitzern immer wieder zu Konflikten kommt, ist auch bei den zuständigen Behörden bekannt.
Hartmann kennt die vielen Interessen. Seit 2012 hätte man deshalb die unterschiedlichen Waldnutzerinnen und -nutzer immer wieder zu runden Tischen geladen, so der Förster. Die Konflikte hätten dadurch abgenommen.
Geschädigte Mountainbiker sollten sich auf jeden Fall melden, auch wenn sie auf dem "Dachstrail" illegal unterwegs waren. Die Staatsanwaltschaft hat hohes Interesse an weiteren Zeugen.
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