Vor allem rund um Feiertage und zum Saisonwechsel werden Gräber auf Friedhöfen bestohlen. Die Strafverfolgung ist schwierig. Eine Gemeinde setzt auf Videoüberwachung.
Ein entwendeter Engel aus Bronze, ein aufwendiges Gesteck oder einfach fehlende Vasen: Auch Friedhöfe sind in Heilbronn-Franken vor Diebstählen nicht sicher. Auf dem Grab seiner Eltern auf dem Heilbronner Hauptfriedhof wurden schon drei oder vier Mal in diesem Jahr Pflanzen gestohlen, berichtet Klaus Schoch dem SWR. Den letzten Fall gab es erst vor rund zwei Wochen.
Besonders beliebt seien eingepflanzte Gewächse. Aber auch zwei Metallvögel wurden schon entwendet. Der finanzielle Schaden sei für ihn nebensächlich, solche Diebstähle seien allerdings "einfach pietätlos".
Klaus Schoch berichtet über den Diebstahl am Grab seiner Eltern:
Eigene Pflanzen auf anderem Grab am Friedhof wiederentdeckt
Eine andere Frau, deren Angehörige auf dem Heilbronner Hauptfriedhof beerdigt sind, macht gerne aufwendige Blumengestecke. Nachdem diese auf dem Grab fehlten, fand sie sie in unmittelbarer Nähe auf einem anderen Grab, erzählt Klaus Schoch. Jemanden auf frischer Tat zu erwischen, sei aber sehr unwahrscheinlich.
Auch in Dörzbach (Hohenlohekreis) werden regelmäßig auf dem Friedhof Gestecke geklaut. Die Gärtnerei von Karin Jachmann-Reuter übernimmt dort für Angehörige oft die Grabpflege. Sie bekommt aber immer wieder Anrufe, dass die Pflanzen fehlen, obwohl sie eingepflanzt wurden. Hauptsächlich an Feiertagen, wie zum Beispiel Allerheiligen oder zum Saisonwechsel, kämen die Gestecke weg.
In diesem Jahr wohl wieder mehr Diebstähle auf Friedhöfen
Nach Angaben des Polizeipräsidiums Heilbronn gab es im vergangenen Jahr im Stadt-und Landkreis Heilbronn sowie den Kreisen Schwäbisch Hall, Main-Tauber und Hohenlohe 13 Diebstahlsdelikte in und um Friedhöfe. Für dieses Jahr würde sich im Vergleich zu 2023 eine steigende Tendenz abzeichnen.
Am beliebtesten unter Dieben sind Figuren aus Kupfer oder Bronze. In seltenen Fällen, wie im Januar in Gundelsheim (Kreis Heilbronn), werden ganze Dächer an Friedhöfen abgedeckt. Sarah Bonomo vom Verband der Friedhofsverwalter rät, grundsätzlich nicht allzu hochpreisige Wertgegenstände an der Grabstätte abzulegen. Sie würde auch die Bürgerinnen und Bürger dahingehend sensibilisieren, dass bei auffälligem Verhalten die Friedhofsverwaltung oder Polizei informiert werden kann. Allerdings sei die Beweislage oft schwierig.
Keine Diebstähle mehr durch Videoüberwachung am Friedhof
In Ittlingen (Kreis Heilbronn) wird seit mehr als zehn Jahren auf Videoüberwachung gesetzt, trotz anfänglicher Bedenken wegen des Datenschutzes. Schilder weisen die Besucherinnen und Besucher auf die Überwachung hin, bei Beerdigungen sind die Kameras aus. Rund 80 Prozent der Grabstellen werden auf den Bildern abgedeckt, sagt Bauhofleiter Stefan Kompe dem SWR. Seit Einführung der Kameras hätte es keinen einzigen Fall von Diebstahl gegeben. Es mussten daher auch noch keine Videos angeschaut werden.