Aus einem ungenutzten Bauernhof in Igersheim ist ein Hof mit Kulturangebot, Hofladen und Brauerei geworden. Das Bier unterscheidet sich deutlich zu dem aus dem Supermarkt.
Aus einem nicht mehr genutzten Bauernhof in Igersheim-Holzbronn (Main-Tauber-Kreis) haben Jascha Derr und seine Frau Ruth in Eigeninitiative den Derr-Hof gestaltet. Auf dem Gelände gibt es nun eine Brauerei, dazu einen Hofladen und eine Kultureinrichtung. Im alten Kuhstall hat die Familie einen modernen Gastraum eingerichtet, zum Beispiel für Konzerte. Die Brauerei in der alten Scheune konnten sie mithilfe von Fördergeldern des Landes und der EU bauen. Dort brauen sie in kleinen Chargen Bier und müssen im Gegensatz zu einer Großbrauerei auch immer wieder improvisieren.
Jeder Sud schmeckt anders
Früh morgens legen sie los und produzieren pro Tag eine kleine Charge an handgemachtem Bier. Jedes Mal schmeckt es ein wenig anders. Denn auch für die kleine Brauerei ist nicht jeder Tag gleich: Jascha Derr und Ruth Langer zeigen, dass in einem Braumeister gleichzeitig Elektriker, Putzkraft und Familienmensch stecken kann.
Hof ist über 250 Jahre alt
Ohne das Erbe der Großmutter wäre die Einrichtung gar nicht möglich gewesen. Über 250 Jahre ist der Hof nun alt, doch zuletzt lebte hier bis zu ihrem Tod nur noch Jaschas betagte Großmutter. Der Hof zerfiel mehr und mehr - bis Jascha und Ruth aus dem Ausland zurückkamen. Die beiden arbeiteten als Entwicklungshelfer im Niger. Als die Geburt ihres ersten Kindes anstand, suchten sie eine neue Heimat. Die romantische Idee vom Leben auf dem Land gefiel ihnen. Doch sie luden sich damit auch jede Menge Arbeit auf. Denn vieles ist einsturzgefährdet. Ruth und Jascha holten sich deshalb Hilfe. Jaschas Mutter Christa und ihr Mann Uli kommen regelmäßig aus Wiesbaden dazu. Christa erfüllt sich damit auch einen eigenen Traum vom Leben auf dem Land.
Start up auf dem Land - wer kauft das Derr Bier?
Klein und fein und - unbekannt! Jascha und Ruth sind Quereinsteiger, ihr Bier erst seit einem Jahr auf dem Markt. Gleichzeitig sollte es stets kühl stehen, denn es ist nicht pasteurisiert. Für den breiten Getränkehandel kommt es so schwer infrage. Aber für wen dann? Jascha und Ruth müssen ihre Nische finden. Vielleicht könnten Hotels wie das Schaffers in Bad Mergentheim ihr Bier verkaufen? Bei einer Einladung zur Verkostung können Ruth und Jascha überzeugen.
Der Kuhstall wird zum Gastraum
Ruth und Jascha sind Gastronomen geworden. Den ehemaligen Kuhstall haben sie in einen großzügigen Gastraum ausgebaut. Bei Konzerten laden zu sich ein - ohne sicher wissen zu können, wie viel Bier und Essen sie vorbereiten müssen. Und welche Preise sind eigentlich angemessen? Stiefvater Uli findet die beiden verkaufen ihr Bio-Chili con Carne mit 9,50 Euro zu billig - und behält am Ende sogar Recht.
Die nächsten Konzerte stehen dann wahrscheinlich erst wieder im Herbst an. Denn jetzt im Frühjahr beginnt die Saison der Märkte und Jascha und Ruth touren mit dem Ausschankwagen durch die Region.