Die Bundesregierung will Gelder für Freiwilligen-Dienste im Jahr 2025 um zwölf Prozent reduzieren. Soziale Einrichtungen wie das Kindersolbad in Bad Friedrichshall warnen vor Kürzungen.
Freiwilligendiensten drohen Kürzungen im kommenden Jahr. Die Ampel-Koalition plant ab 2025 Einsparungen im Millionenbereich. Große Träger wie das Wohlfahrtswerk in Baden-Württemberg fürchten, dass dadurch viele Plätze für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder den Bundesfreiwilligendienst (BFD) wegfallen werden.
Sie wollen die Kürzungen, wie bereits im vergangenen Jahr, verhindern. Denn die freiwilligen Helferinnen und Helfer sind eine wertvolle Unterstützung - zum Beispiel im Kindersolbad, einer Sozialeinrichtung in Bad Friedrichshall (Kreis Heilbronn).
Freiwilligendienste sind wichtige Stütze für Kinderbetreuung
Das Kindersolbad betreut Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichsten Problemen im Familienumfeld. In zehn Wohngruppen mit bis zu acht Kindern können sie teils über Jahre in einem geschützten Umfeld wohnen. Bei der Betreuung helfen Freiwillige. In der Wohngruppe "Spatzen" unterstützt Janne Henninger seit fast einem Jahr. Er macht einen Bundesfreiwilligendienst. Er betreut Kinder, fährt sie zum Einkaufen, zum Arzt oder zu Freunden und unterstützt die Erzieher der Gruppe.
Der 19-Jährige hat sich nach seinem Abitur für den Freiwilligendienst entschieden. Demnächst wird er Soziale Arbeit studieren. Mit diesem Werdegang ist er nicht alleine. Rund 70 Prozent der jungen Menschen, die in einen sozialen Dienst "reinschnuppern", suchen im Anschluss eine Ausbildung in diesem Bereich, teilt das Wohlfahrtswerk Baden-Württemberg mit. Deshalb wäre eine Kürzung bei den Geldern für Freiwilligendienste auch für die bereits angespannte Personalsituation schlecht, erklärt Corinna Mühlhausen vom Wohlfahrtswerk.
Ausfälle in der Versorgung sofort spürbar
Was passiert, wenn Freiwillige im Kindersolbad fehlen, merken die Verantwortlichen immer wieder. Bei Krankheitsfällen oder ausbleibenden Bewerbern,müsse die Alltagsgestaltung angepasst werden, erklärt der Geschäftsführer des Kindersolbads Benjamin Kaufmann.
Verbände fordern ein Recht auf Freiwilligendienst
Allein in Baden-Württemberg engagieren sich jährlich rund 18.000 Freiwillige. Anstatt in dem Bereich zu kürzen, fordert unter anderem der Landesarbeitskreis FSJ Baden-Württemberg - ein Zusammenschluss der 38 baden-württembergischen FSJ-Träger - einen Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst. Dieser soll ein Gegenentwurf zur Diskussion um die Wiedereinführung der Wehrpflicht und einem Pflichtjahr sein.
Wie sinnvoll ein BFD sein kann, zeigt das Beispiel von Janne. Ihm habe das Jahr im Kindersolbad Orientierung gegeben und der Alltag habe "mega viel Spaß gemacht".
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