In zahlreichen Ausländerbehörden ist die Personalsituation sehr angespannt. Das ergab eine anonyme SWR-Umfrage unter den Leitungen. So wie in Öhringen geht es offenbar vielen.
Frank Stransky leitet den Fachbereich in Öhringen (Hohenlohekreis), es ist eine vergleichsweise kleine Ausländerbehörde. Eine freie Stelle sei bereits mehrfach ausgeschrieben worden aber der Markt sei leergefegt, sagt er. Teilweise werben sich die Behörden die Mitarbeiter gegenseitig ab oder überlastete Mitarbeiter wechselten in einen anderen Fachbereich.
Der SWR hatte 135 Behördenleitungen angeschrieben, 70 haben geantwortet:
Mit Sorge blickt Frank Stransky auf die steigenden Fallzahlen in den Landeserstaufnahmeeinrichtungen und den Gemeinschaftsunterkünften. Nach einigen Monaten werden die Menschen zur Anschlussunterbringung auf die Kommunen verteilt. Dort sollen sie in Wohnungen untergebracht werden, doch geeignete Gebäude sind auch in Öhringen knapp.
Wertheim: "Personalausstattung angemessen"
In Wertheim (Main-Tauber-Kreis) haben die Mitarbeitenden der Ausländerbehörde ebenfalls gut zu tun. Die Personalausstattung in ihrer Behörde sei allerdings angemessen, da auf die Situation bereits reagiert worden sei und man personelle Verstärkung gewinnen konnte, so Jutta Berberich.
Vorgänge würden bei der Ausländerbehörde der Stadt Wertheim dennoch zeitnah bearbeitet. Den Bedürfnissen der Antragsteller könne meist Rechnung getragen werden.
Crailsheim prüft, Personal aufzustocken
In Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall) habe die Ausländerbehörde temporär Unterstützung mit Personal aus anderen Bereichen bekommen, so Sprecher Kai Hinderberger. Dennoch sei eine gewisse Verlängerung der Wartezeit teilweise nicht zu vermeiden. Die Stadt prüfe, ob das Personal aufgestockt werden könne. Allerdings sei es eine Herausforderung, geeignetes Personal für diesen Bereich dauerhaft zu gewinnen.
Viele Afghanische Ortskräfte in Bad Mergentheim
"Die Situation ist angespannt", sagt die zuständige Sachgebietsleiterin, Sabine Stutz. "Die große Zahl an Geflüchteten aus der Ukraine (hier in Bad Mergentheim über 400) war eine Herausforderung und brachte eine hohe Arbeitsbelastung für die Mitarbeitenden." Ein erfahrener Kollege sei temporär aus dem Ruhestand zurückgekehrt, um auszuhelfen.
Neben den Kriegsvertriebenen aus der Ukraine habe Bad Mergentheim auch einen starken Zugang afghanischer Ortskräfte gehabt. Dazu seien Schulungs- sowie Krankheits- und Quarantänezeiten gekommen. Gerade mit Blick auf die Schutzsuchenden würden sie und die Mitarbeitenden sich eine stärkere Vereinheitlichung der Verfahren wünschen, so Stutz. "Und ganz allgemein, dass bei Erlass gesetzlicher Vorgaben auch der dahinter stehende zusätzliche Personal-Aufwand mit berücksichtigt wird."
Bundesweite SWR-Umfrage Ausländerbehörden in BW: Dramatische Lage beim Personal
Monatelange Wartezeiten in BW-Ausländerbehörden. Mitarbeitende kurz vor dem Burnout und klagende Geflüchtete. Wie dramatisch die Lage ist, zeigt jetzt erstmals eine SWR-Umfrage.