Autofirmen wie Audi haben Abgasmanipulationen offenbar schon seit 2006 aktiv und in größerem Stil geplant. Das melden mehrere Medien.
Abgasmanipulationen gab es offenbar schon seit 2006. Das zeigen nach Angaben des Bayerischen Rundfunks und des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" Unterlagen des Zulieferers Bosch. Auch Audi mit einem Werk in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) steht dabei im Fokus.
In einer internen Präsentation vom 2. Oktober 2015 hat Bosch zusammengefasst, welche Softwarefunktionen "ein besonderes Potenzial für nicht behördenkonforme Applikationen" bieten. 44 Funktionen sind dabei in einer Tabelle aufgeführt. So sorgen mehrere Softwarestrategien dafür, dass die Zufuhr des für die Abgasreinigung notwendigen Harnstoffs AdBlue reduziert wird - "über Bauteilschutzgründe hinaus" hinaus, hält Bosch fest. Wichtig - da Abschalteinrichtungen nach EU-Recht nur erlaubt sind, wenn sie zum Schutz von Motorbauteilen notwendig sind. Als Kunden werden Hersteller wie Audi, BMW, Daimler, Porsche und weitere genannt. In zwei Dokumenten aus den Jahren 2006 und 2009 hält Bosch fest, die Rechtfertigung der Funktionen selbst liege beim Kunden.
DUH-Anwalt: Unterlagen zur Betrugssoftware "rauchender Colt"
Für den Rechtsanwalt Remo Klinger, der die Deutsche Umwelthilfe (DUH) seit Jahren bei verschiedenen Diesel-Gerichtsverfahren vertritt, sind die Dokumente "ein rauchender Colt". Niemand könne sich nun damit herausreden, nicht gewusst zu haben, was man tat. Die Dokumente liegen der Staatsanwaltschaft Stuttgart vor. Die Behörde teilte auf Anfrage von BR und Spiegel nicht mit, ob es aktuell Ermittlungen gegen Bosch-Mitarbeitende im Zusammenhang mit dem Dieselkomplex gibt. Bosch war bereits 2019 im Rahmen eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens zu einer Bußgeldzahlung in Höhe von 90 Millionen Euro verpflichtet worden. Jetzt betont Bosch auf Medien-Anfrage "die von ihnen angeführten Punkte sind nicht neu und allesamt aufgearbeitet."
Abgasskandal durch "Profitgier von Automobilunternehmen"
In einer Mitteilung vom Donnerstag schreibt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch: "Die von uns bereits an die Staatsanwaltschaft Stuttgart weitergeleiteten Unterlagen weiten den größten Industrieskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte aus." Es hätten nicht einzelne VW-Ingenieure, sondern die "Profitgier der vier größten Automobilunternehmen Deutschlands" zu der Entwicklung von insgesamt 44 unterschiedlichen Varianten der Betrugssoftware geführt.