Dermatologen sprechen teilweise von einer Epidemie: In Baden-Württemberg sind die Hautpilz-Fälle nach Friseurterminen extrem angestiegen.
Auch in einigen Barber-Shops in Baden Württemberg ist der Hautpilz mit der Bezeichnung Trichophyton tonsurans zum Problem geworden. Adrian Eitel und seine Freunde aus Freiburg haben sich bei einem solchen jahrelang die Haare schneiden lassen - bis plötzlich die gesamte Clique mit einer Infektion vom Friseur kam.
Hautpilz nach Besuch im Barbershop: Betroffener berichtet
Die Gruppe hatte sich wohl mit einem hochinfektiösen Hautpilz angesteckt - und der ist nicht ungefährlich. Bilder einer Hautklinik zeigen, wie sich die Krankheit bemerkbar macht: Von leichten Rötungen und Jucken über Haarausfall bis hin zu großflächigen, eitrigen Wunden.
"Es war schon wirklich ekelerregend, vor allem dann rauszugehen", erzählt er. "Man wusste auch nicht genau, was das wirklich ist. Und dann haben andere Leute dich angeguckt und haben gedacht: 'Was ist denn das da hinten auf deinem Kopf.'"
Barbershop-Chef erklärt: Ein Grund sind Dumpingpreise
Das Problem liege in der Regel an mangelnder Hygiene, wenn Kämme, Scheren oder Rasiermesser nicht korrekt gereinigt werden. Das sagt Barbier Ioannis Chronakis aus Stuttgart - und wundert sich darüber nicht: Viele seiner Mitbewerber würden wegen des Preisdrucks nicht ausreichend auf Hygiene achten, kritisiert der Inhaber des Stuttgarter Barbershops "Jack the Ripper". "Man hat grundsätzlich keine Zeit, denn mit gewissen Preisen, die man aufruft, muss man dementsprechend im Akkord arbeiten, damit es sich am Ende lohnt", sagte er dem SWR. Dann bleibe am Ende auch keine Zeit für die Hygiene.
Bei Chronakis und seinen Kollegen ist das anders: Sie desinfizieren vor und nach jedem Kunden Geräte, Scheren und Klingen. Rasiert wird zudem nur mit einer frischen Einweg-Klinge. Dafür kostet der Haarschnitt hier auch 37 Euro und das "volle Programm" mit Bart fast 70 Euro.
Ein weiteres Problem ist nach Ansicht von Chronakis, dass in vielen Barbershops nicht ausgebildete Kräfte arbeiten, die nur wenig über die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen wüssten. Er hofft deshalb, dass die Arbeit in Barbershops zu einem Ausbildungsberuf oder zu einem prüfungsrelevanten Teil der Friseurausbildung wird.
Hautpilz nach Barbershop-Besuch: Aus drei Fällen pro Jahr sind 40 bis 50 geworden
Angesichts vieler Fälle sprechen manche Fachleute von einer Epidemie. Auch an der Universitäts-Hautklinik in Tübingen ist von einer enormen Zunahme die Rede. Normalerweise werde der Hautpilz innerhalb eines Jahres drei Mal isoliert. Nun seien es 40 bis 50 Fälle in diesem Zeitraum und neun von zehn Patienten hätten einen Barbershop besucht, berichtet Martin Schaller, der Ärztliche Vize-Direktor.
Erste Gesundheitsämter haben bereits angekündigt, künftig verstärkt Barbershops zu kontrollieren und auf die geltenden Hygienestandards hinzuweisen. Adrian Eitel und seine Freunde schauen nach ihrer Pilzinfektion inzwischen genauer hin. "Ich hätte niemals gedacht, dass man sich durch den Friseur so eine Infektion holen kann, dass sich das so ausbreiten kann", sagt er. Mittlerweile, so berichtet er, hätten sie einen neuen Friseur gefunden.