Die Zahl registrierter Fälle von häuslicher Gewalt in Baden-Württemberg lag 2023 um rund zehn Prozent höher als im Vorjahr. Die Behörden gehen weiter von einer hohen Dunkelziffer aus.
Tatort Familie: Die Zahl der registrieren Fälle von häuslicher Gewalt in Baden-Württemberg hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Bedrohung, Nötigung, Nachstellungen und körperliche Übergriffe - mehr als 16.400 Fälle von häuslicher Gewalt verzeichnete die Polizei. Das sind rund zehn Prozent mehr Fälle als im Vorjahr - ein neuer Höchststand.
Zwei Drittel der Opfer in Deutschland sind Frauen
Ein ähnlicher Trend ist auch bundesweit zu erkennen: Wie die "Welt" nach einer Abfrage bei allen Bundesländern berichtet, hat die Polizei in ganz Deutschland mehr als 255.000 Opfer von häuslicher Gewalt registriert. Dies entspricht einem Anstieg von rund sieben Prozent gegenüber dem Jahr davor, zwei Drittel der Opfer sind demnach Frauen.
Vergleicht man die Fallzahlen von 2023 aus Baden-Württemberg mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 beträgt der Anstieg der Fallzahlen von häuslicher Gewalt nahezu 30 Prozent. Möglicherweise hängt die Zunahme damit zusammen, dass immer mehr Opfer Anzeige erstatten. Aber auch die oftmals schwierigen häuslichen Bedingungen während der Pandemie und der Corona-Lockdowns kommen als Ursache für die starke Zunahme im Vergleich zum Niveau vor der Pandemie in Frage.
Innenminister Strobl sieht Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Lage und Kriminalität
Nach Einschätzung des baden-württembergischen Innenministers Thomas Strobl (CDU) sind auch die wirtschaftliche Lage und finanzielle Probleme Gründe für die steigende Kriminalitätsentwicklung. Dies zeige sich zum Beispiel bei Straftaten wie Ladendiebstählen oder Körperverletzungen, sagte Strobl vor wenigen Wochen bei der Vorstellung der aktuellen Kriminalstatistik.
Beim Thema häusliche Gewalt ist allerdings die Dunkelziffer nach wie vor sehr hoch. Die Flucht vor dem eigenen Mann - möglicherweise mit Kindern - vor diesem schwierigen Schritt schrecken viele Frauen zurück und trauen sich nicht, Anzeige zu erstatten. Oft ertragen die Betroffenen ein Martyrium und reagieren erst dann, wenn nicht nur sie selbst geschlagen werden, sondern auch die Kinder in der Familie. Auch hier gibt es in Baden-Württemberg eine erschreckende Entwicklung: Die Gewalt gegen Kinder im familiären Umfeld ist im vergangenen Jahr um 17 Prozent gestiegen auf mehr als 1.800 Fälle. Laut Innenministerium ein neuer Höchststand.
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