Sie entlasten und sorgen für kleine Auszeiten, in denen die Eltern wieder Kraft für den Familienalltag sammeln können. Seit 15 Jahren ist das Projekt der "Wellcome-Engel" in Ravensburg eine Hilfe für zahlreiche junge Familien.
Was viele junge Familien nach der Geburt ihres Kindes brauchen? Einen Engel. In über 1.000 Fällen rund um Ravensburg haben in den vergangenen 15 Jahren die "Wellcome-Engel" die Familien im stressigen Alltag unterstützt - eine Erfolgsgeschichte, wie die Verantwortlichen betonen. "Ich kannte das von meinen eigenen Kindern, dass mir auch mal die Unterstützung gefehlt hat. Und da gibt es so viele schöne Erlebnisse", sagt Conni Sinnwell, die seit zehn Jahren eine der ehrenamtlichen "Wellcome-Engel" ist.
Wie sie engagieren sich viele Frauen freiwillig in dem Projekt. Ein- bis zweimal pro Woche helfen sie jeweils für zwei bis drei Stunden in den Familien aus - so lange, bis das Kind, um das es geht, ein Jahr alt wird. Die Bandbreite der Aufgaben ist groß: Vom Wickeln und Füttern der Babys über das Spielen mit den größeren Geschwistern bis hin zur moralischen Unterstützung für die jungen Eltern ist alles dabei, so Sinnwell. Das Angebot, 2002 in Hamburg erstmals umgesetzt, gibt es inzwischen bundes- und landesweit.
Viele Familien nehmen Hilfe im Alltag gern in Anspruch
Alleine im Kreis Ravensburg nahmen rund 50 Familien das Angebot im vergangenen Jahr in Anspruch. Gut 40 Frauen waren dafür ehrenamtlich unterwegs. Koordiniert wird ihr Einsatz von Anlaufstellen in Leutkirch und Ravensburg. Koordinatorin in Ravensburg ist Silke Haller. Sie war selbst schon "Wellcome-Engel" und ist nun Ansprechpartnerin für Familien und die Ehrenamtlichen. Von Studierenden an der Hochschule bis zu Frauen, die selbst schon Oma sind, deren Enkelkinder aber weiter weg wohnen, sei alles dabei, so Haller im SWR.
So bunt gemischt wie die Helfer seien die Familien, die betreut werden, so Bianca Rippel, Wellcome-Koordinatorin im Bodenseekreis: "Wellcome ist für alle da", so ihre Aussage. Egal ob Alleinerziehende, Mehrlingseltern oder Familien, in denen das klassische Oma-Opa-System nicht gegeben ist: alle seien willkommen. Maximal fünf Euro pro Stunde müssten die Eltern bezahlen. Aber wenn das nicht geht, "an dem scheitert es nicht", so Rippel weiter.
Wenn richtige Freundschaften entstehen
Eine junge Mutter, die das Angebot für ihre drei Monate alte Tochter Antonia gern annimmt, ist Susanne Gillig aus Ravensburg. Früh wusste sie, dass sie im Alltag Hilfe brauche. "Ich war im zarten Alter von 40 überhaupt nicht auf ein Kind eingestellt", sagt die Alleinerziehende im Gespräch mit dem SWR. Sie freue sich sehr, dass ihre Tochter da sei. Aber "wenn ich dann nicht den Schlaf bekomme, den ich brauche, zehrt das wahnsinnig. Und wenn man dann am nächsten Tag zwei Stunden für sich hat, ist das unheimlich viel wert."
"Wellcome-Engel" Conni Sinnwell jedenfalls möchte noch lange weitermachen. Zumal manchmal auch richtige Freundschaften entstehen: "Manchmal wurde ich sogar zur Schuleinführung eingeladen oder es gab einen Geburtstag zu feiern. Man ist schon so eng verbunden in dem Zeitraum mit der Familie, so dass schon etwas bleibt."
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