Mini-Flugzeuge, Modell-Eisenbahnen und Schiffsnachbauten sind auf der Messe "Faszination Modellbau" in Friedrichshafen zu sehen gewesen. Tüftler und Hobby-Konstrukteure erzählen, was den Modellbau so spannend macht.
Die Welt im Miniaturformat: Modellbauten aller Art sowie Flugshows hat die Messe "Faszination Modellbau" gezeigt. Sie fand bis Sonntag auf dem Messegelände Friedrichshafen statt. Der Veranstalter erwarteten rund 40.000 Besucherinnen und Besucher.
Modellbaumesse mit großen Flugshows
Als einen der Höhepunkte bezeichnete der Veranstalter, die Messe Sinsheim, die Flugshows in Friedrichshafen: Modellhubschrauber und -Flugzeuge, sogar nachgebaute Düsenjets flogen auf dem Flughafengelände bei der Messe mit teils 400 Stundenkilometern durch die Luft, ferngesteuert von ihren Erbauern am Boden. Als weltweit einzigartig bezeichnet die Messe das Echtdampf-Hallentreffen mit zahlreichen dampfbetriebenen Modellen aller Art sowie die Internationale Modellbahn-Ausstellung. Insgesamt waren rund 300 Aussteller vor Ort sowie 1.500 private Modellbausammler und Vereine.
Verein Modellbahn Bodensee-Friedrichshafen zeigte Eisenbahnanlage auf der Messe
Einer der Vereine in Messehalle A2 hieß Modellbahn Bodensee Friedrichshafen. Er war mit einer sogenannten Modulanlage vertreten. Mehrere Meter lang schlängelte sich eine Eisenbahnstrecke durchs Grün, am Rand standen einige Bäume und ein paar Hütten. Bis zur letzten Minute vor Messebeginn hatte Christoph Stachau noch Einzelteile zusammengeschraubt. Das war Millimeterarbeit. Mit dabei waren sein Vater Jürgen Stachau sowie Vereinskamerad Hubert Moll. Die drei bilden das Kernteam des Vereins.
Dem 27-jährigen Christoph Stachau wurde das Hobby in die Wiege gelegt. Nicht nur, weil sein Vater begeisterter Modellbauer ist. Auch der Großvater hatte mit der Eisenbahn zu tun. Er arbeitete für die Bahnbaumeisterei in Friedrichshafen. Enkel Christoph packte das Eisenbahn-Fieber mit fünf Jahren, als er seine erste Modell-Eisenbahn geschenkt bekam.
Für Christoph Stachau macht das Selberbauen den Reiz beim Modellbau aus. Dabei sei ein gewisses handwerkliches Geschick gefragt und viel Liebe zum Detail. Ähnlich geht es Vereinskollege Hubert Moll. Auch er begeistert sich für das Basteln. Außerdem trifft er durch den Verein und bei Messen Gleichgesinnte, mit denen er gerne fachsimpelt.
Den Friedrichshafener Modellbauverein gibt es seit 14 Jahren und fast ebenso lang sind seine Mitglieder auf der Messe "Faszination Modellbau" präsent. Das Besondere in diesem Jahr war eine neue Modellanlage des Vereins, die er auf der Messe zeigte. Sehr stolz war man dabei auf die liebevoll gestaltete Gärtnerei und den ICE "advanced TrainLab", mit dem die Bahn neueste Technologien für den Eisenbahnverkehr erprobt. Laut Verein ist das Modell ein Unikat.
"Ringlokschuppen" schmückt Vereinsheim in Meckenbeuren
Im Vereinsheim, einer Wohnung in Meckenbeuren-Lochbrücke, steht hingegen eine andere Anlage. Sie besteht aus einem kompletten Betriebswerk mit Ringlokschuppen, in dem die Loks in einem Halbkreis stehen. Soll eine Lok rausfahren, dreht sich vor dem Schuppen ein Gleis in ihre Richtung.
Die Vereinsmitglieder treffen sich regelmäßig in ihrem Vereinsheim, immer Donnerstagabend, basteln an der Anlage oder lassen ihre mitgebrachten Loks auf ihr fahren.
Interesse an Modellbau nimmt ab
Immer nur gearbeitet werde bei den Treffen nicht, sagt Jürgen Stachau. Manchmal rede man auch über Pläne für die Eisenbahnanlage oder über die nächste Messe. Aktuell hat der Verein acht Mitglieder. Früher habe er mehr gehabt. Von einigen jedoch habe man sich getrennt, so Jürgen Stachau. Die Chemie unter den Mitgliedern müsse einfach passen. Dass der Verein nicht 70 oder 80 Mitglieder wie andere Clubs hat, findet Stachau sogar von Vorteil.
Zumal das Interesse am Modellbau generell abnehme, stellt der Modellbau-Tüftler fest. Der Altersschnitt sei sehr hoch. Deshalb freut ihn, dass Sohn Christoph sein Hobby teilt und auch mitmacht. Der sieht den Wandel im Modellbau nicht ganz so negativ. Mit der Digitaltechnik, bei der man über Tablets oder Smartphone den Fahrplan der Modelleisenbahn programmieren kann, könne man auch Jüngere begeistern.
Hobby Modellbau kostet viel Geld und Zeit
Neben viel Zeit und handwerklichem Geschick kostet das Hobby Modellbau auch einiges an Geld. Christoph Stachau sagt: Eine Lokomotive in der Baugröße H0 (Maßstab 1:87) könne schon bis zu 1.000 Euro oder mehr kosten. Je nachdem, wie detailgetreu sie hergestellt ist. Vater Jürgen schätzt, dass er von dem Geld, das er für seine Sammlung bereits ausgegeben hat, auch ein Haus hätte bauen können. Daher sei es gut, dass seine Frau das teure Hobby akzeptierte.
Aber zurück zur Messe "Faszination Modellbau". Den Kern der Modulanlage, den der Verein auf der Messe zeigte, hat er von der Firma Noch aus Wangen (Kreis Ravensburg) abgekauft. Dort diente sie einige Jahre als Showanlage, um neue Produkte wie Bäume, Gräser oder Schilder für Modellbauanlagen zu präsentieren. Jetzt gestalten Christoph, Jürgen und Hubert die Anlage nach ihren eigenen Vorstellungen um.
Auch unfertige Modellanlagen haben ihren Reiz
Ein Teil der Anlage machte dabei noch einen unfertigen Eindruck. Teils waren nur nacktes Holz und ein paar Rampen zu sehen. Aber da entstehe noch was, erklärte Christoph Stachau: Ein Bergsee mit Fischerhütte und Strand, außerdem sollten darauf kleine Autos fahren.
Er schätzt, dass es noch zwei bis drei Monate dauern könnte, bis das alles fertig ist. Den unfertigen Teil hatten sie trotzdem mitgebracht, weil es auch andere Modellbauer interessiere.
Das führe auch zu interessanten Gesprächen. Überhaupt war Christoph Stachau der Austausch auf der Messe sehr wichtig. Man sehe die anderen Vereine und Aussteller nicht etwa als Konkurrenten, sondern als Freunde, die das gleiche Hobby betreiben: "Wir wollen alle unsere Eisenbahn zeigen."
Traumjob Modelleisenbahnbau
Klar war für Christoph Stachau: Er schaut sich auf der Modellbaumesse auch andere Modelle an, etwa Flugzeuge, Hubschrauber, Lkw oder Schiffe. Treu bleibt er dennoch den Miniatur-Eisenbahnen. Darauf habe er sich spezialisiert. Und deshalb wäre es für ihn ein Traum, irgendwann auch beruflich im Bereich Modelleisenbahnbau zu arbeiten - zum Beispiel im Hamburger Miniatur Wunderland.
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