Eines von zwei Waldrapp-Paaren hat die Felsnische bei Überlingen inzwischen wieder verlassen. Das Waldrapp-Team hatte am Dienstag versucht, die Tiere dorthin umzusiedeln.
Inzwischen lebt das Waldrapp-Paar mit seinen Jungen wieder in der künstlichen Brutwand bei Überlingen-Hödingen. Weil das Brutpaar seine Küken in der Felsnische nicht fütterte, habe man sich dazu entschieden, die Küken wieder zurückzubringen, so Anne-Gabriela Schmalstieg vom Waldrapp-Team. Man habe die Kleinen nicht gefährden wollen. Zwei Brutpaare samt ihrer fünf Küken wollte das Überlinger Waldrapp-Team am Dienstag zu Nestern in einer Felsnische vor Überlingen (Bodenseekreis) bringen. Mit Erfolg. Die Tiere nahmen am Dienstag die Nische nach mehreren Fehlversuchen schließlich an und flogen am späten Nachmittag immer wieder in die Felswand zurück. Schon im vergangenen Jahr zog ein Waldrapp-Paar dort seine Jungen groß.
Umzug ins neue Nest bedeutet großen Aufwand
Für das Waldrapp-Team war es ein Kraftakt, die Brutpaare in die Felsnische zu bringen. Die Vögel wurden in Käfigen mit einer Hebebühne zu den Felsen gehievt. Die Bergwacht sicherte die Aktion ab. Zuvor hatte das Waldrapp-Team in den Nischen ein Nest vorbereitet und die Küken bereits hineingesetzt. Für die Eltern legten sie Mehlwürmer aus, um den Vögeln das neue Nest schmackhaft zu machen.
Elternpaare fliegen wieder zurück
Doch nachdem die erwachsenen Tiere die Felsnische zunächst annahmen, flogen sie danach wieder ab, um zur bekannten Brutwand in Überlingen-Hödingen zurückzukehren. Dort fingen die Helferinnen und Helfer des Waldrapp-Teams die Vögel wieder ein und brachten sie zurück. Nach mehreren Versuchen gelang dann aber der Durchbruch: Mehrere der Waldrappe kehrten von sich aus zurück in die Felsnische. Auch nachdem sie mehrmals weggeflogen waren, kamen sie wieder zurück. Das Waldrapp-Team bezeichnete dies als großen Erfolg.
Bisherige Umsiedlungsversuche scheiterten teils
Im vergangenen Jahr hatte die Umsiedelung nach mehreren Versuchen nur bei einem Paar geklappt. Es zog dort seine Jungen alleine groß. Andere Paare waren nach kurzer Zeit wieder abgeflogen, die Küken wurden wieder zurück in die künstliche Brutwand gebracht. Zwei Umsiedlungsversuche brachen die Naturschützer ab.
Andere Waldrappe brüten auf Schweizer Fensterbank
Ein anderes Waldrapp-Brutpaar des Überlinger Waldrapp-Projekts hat unterdessen einen Brutort besonderer Art gefunden. Die Vögel mit Namen Rupert und Enea ließen sich etwa 60 Kilometer weiter südwestlich auf dem Fenstersims eines Gebäudes in der Schweiz nieder. Dort seien zwei Waldrapp-Küken geschlüpft. Die ersten seit 400 Jahren in der Schweiz, berichtete Johannes Fritz, Projektleiter des Waldrapp-Teams, das sich seit 20 Jahren um die Wiederansiedlung der Vogelart in Europa bemüht. Die Küken seien wohlauf.
Waldrapp-Familie wird mit Web-Kamera überwacht
Fritz sprach von einem großen Erfolg. Im nördlichen Schweizer Alpenvorland seien genügend geeignete Lebensräume für Waldrappe vorhanden. Er hoffe, dass das Paar die beiden Jungen erfolgreich großzieht. Die Vogelfamilie wird jetzt mit einer Web-Kamera überwacht.