Fast alle Waldrappe aus Überlingen sind aus ihrem Winterquartier in Italien an den Bodensee zurückgekehrt. Nun beginnt laut Waldrappteam die Brutsaison der stark bedrohten Ibis-Vögel.
Sie sind wieder da: Die Überlinger Waldrappe. Fast alle Vögel der Kolonie seien aus ihrem Winterquartier in der Toskana an den Bodensee zurückgekehrt, so das Waldrappteam, das für dieses Wiederansiedlungsprojekt verantwortlich ist. Über GPS-Sender verfolgt das Team die Standorte der einzelnen Tiere. Zwölf von ihnen sind demnach wieder in Überlingen angekommen, zwei weitere befinden sich noch in der Schweiz. Die Tiere beginnen laut Waldrappteam nun mit dem Nestbau. Urmel war Ende März der erste Waldrapp, der an den Bodensee zurückgekehrt war.
Felswand nicht angenommen - Vögel brüten wieder in Holzwand
Eigentlich sollten die Vögel in diesem Jahr in einer Felswand in der Nähe von Überlingen nisten. Doch die Tiere haben es sich wieder an einer künstlichen Brutwand aus Holz gemütlich gemacht, die das Waldrappteam eigentlich abgehängt hatte. In der großen Holzkonstruktion bauen jetzt sechs bis sieben Pärchen ihre Nester. Pro Paar erwartet das Waldrappteam drei bis vier Eier.
Waldrapp-Babys werden derzeit im Zoo Karlsruhe aufgezogen
Zeitgleich werden im Zoo in Karlsruhe derzeit über 30 Waldrapp-Küken von Menschen per Hand aufgezogen. Die Tiere wurden vor einigen Tagen aus Kärnten (Österreich) nach Karlsruhe gebracht. In Karlsruhe bleiben die Ziehmütter mit ihren Küken für rund drei Wochen. Zoobesucher können in dieser Zeit die Handaufzucht beobachten.
Im Mai sollen die Tiere dann in die Nähe von Hilzingen (Kreis Konstanz) gebracht werden, wo sie von den menschlichen Ziehmüttern das Fliegen lernen sollen. Im Winter werden die Tiere erstmals zum Überwintern nach Südspanien begleitet, statt wie bisher nach Italien. Das liege am Klimawandel, so Anne-Gabriela Schmalstieg vom Waldrappteam in Überlingen.
Klimawandel: Neue Route für das Winterquartier wird nötig
Der Herbstzug der Tiere hat in den vergangenen Jahren immer später eingesetzt. Das stehe offensichtlich in direktem Zusammenhang mit der globalen Erwärmung und den immer länger andauernden herbstlichen Wärmeperioden, heißt es vom Waldrappteam. Den Vögeln falle es später im Jahr schwer, die Alpen zu überfliegen. Vermutlich benötigten Waldrappe – insbesondere in größeren Gruppen – geeignete Thermiken, um Alpenpässe zu überqueren, und diese Thermiken stünden später im Jahresverlauf immer weniger zur Verfügung.
Route ohne Alpenüberquerung wurde gesucht
Die globale Erwärmung bedrohe das eigenständige Überleben der Kolonien nördlich der Alpen. Aus diesem Grund plant das Waldrappteam eine Zugroute in ein neues Wintergebiet in Andalusien in Südspanien zu etablieren, welches die Tiere auch spät im Jahr ohne Alpenüberquerung sicher erreichen können.
Mit rund 2.300 Kilometern ist die Strecke fast dreimal so lang wie die bisherige Flugroute in die Toskana. Sie führt von Baden-Württemberg quer durch Frankreich über die südlichen Ausläufer der Pyrenäen und quer durch Spanien bis zum Ziel nahe Gibraltar.
In den vergangenen 20 Jahren wurde laut Waldrappteam eine sesshafte Waldrapp-Population in Andalusien etabliert. Die mittlerweile rund 200 Vögel des "Proyecto Eremita" leben ganzjährig in der Region und brüten an mehreren Orten.
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