Die Landkreise und Kommunen in der Region Bodensee-Oberschwaben sowie im Allgäu müssen immer mehr geflüchtete Menschen aufnehmen. Es werden dringend Unterkünfte gesucht.
In der Region Bodensee-Oberschwaben-Allgäu stoßen Landkreise, Städte und Gemeinden bei der Unterbringung von Geflüchteten an ihre Grenzen. In Ravensburg beispielsweise sollen Flüchtlingsfamilien in der ehemaligen Taldorfer Grundschule untergebracht werden, doch der Ortschaftsrat hat die Entscheidung zum zweiten Mal verschoben. Auch im Allgäu sowie im Kreis Konstanz und dem Bodenseekreis wird nach mehr Unterkünften für Geflüchtete gesucht. Im Laufe des Oktobers werden überall in der Region noch mehr geflüchtete Menschen erwartet.
Leutkircher Ausländerbehörde bricht unter Belastung zusammen
In der Allgäu-Stadt Leutkirch werden bereits Leichtbauhallen aufgestellt, weil es keine freien Wohnungen mehr gebe, sagte Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle (parteilos) gegenüber dem SWR. Er sehe aber nicht nur Schwierigkeiten bei der Unterbringung der Flüchtlinge. Wenn man Menschen aufnehmen und integrieren möchte, müsse man neben Wohnungen beispielsweise auch Sprachkurse oder Kita-Plätze zusätzlich anbieten, so Henle.
Aufgrund dieser Belastung sei die Leutkircher Ausländerbehörde Anfang des Jahres komplett zusammengebrochen, alle Mitarbeitenden hätten gekündigt. Mittlerweile seien neue Kolleginnen und Kollegen in der Behörde tätig. Er hoffe, dass sie mit der Belastung umgehen können, so Henle.
In der Nachbarstadt Wangen gibt es laut Oberbürgermeister Michael Lang (parteilos) Überlegungen, wie im vergangenen Jahr, die Stadthalle für Flüchtlinge vorzubereiten. Von der Bundespolitik erwarte er, dass sie den Zuzug von Flüchtlingen einschränkt.
Die Stadt Ravensburg muss für eine immer größerer Zahl geflüchteter Menschen Unterkünfte finden. Noch würden sie es schaffen, so ein Sprecher der Stadt gegenüber dem SWR, doch langsam käme Ravensburg an die Belastungsgrenze.
Leichtbauhallen in den Kreisen Konstanz und Ravensburg sollen helfen
Auch die Landkreise stehen vor großen Herausforderungen: Die Kreise Ravensburg und Konstanz bereiten derzeit Leichtbauhallen für Flüchtlinge vor. Die Halle auf der Burachhöhe in Ravensburg soll Platz für 300 Menschen bieten und noch im Oktober bereit sein, heißt es vom Landratsamt. Aktuell wohnen rund 1.400 Menschen in vorläufigen Unterkünften des Landkreises. Mehr als 200 Geflüchtete werden noch im Oktober zusätzlich erwartet.
Die Leichtbauhalle in Konstanz steht bereits zur Verfügung. Sie sei eine große Entlastung bei der Aufnahme der neu zugewiesenen Menschen, so eine Sprecherin des Landratsamtes. Der Kreis Konstanz rechnet im Oktober mit der Aufnahme von etwa 230 Geflüchteten, darunter 170 Asylsuchende und 60 Menschen aus der Ukraine.
Platz für 480 Geflüchtete Oktoberfestzelt in Konstanz wird Notunterkunft
In Konstanz öffnet nächste Woche eine Notunterkunft mit Platz für 480 Geflüchtete. Es handelt sich um das ehemalige Oktoberfestzelt. Eine belegte Sporthalle wird dadurch wieder frei.
Der Landkreis Biberach stößt bei der Unterbringung von Geflüchteten ebenfalls an seine Grenzen. Man rechne in nächster Zeit mit 200 neuen Personen, die jeden Monat ankommen. Die Lage sei schwierig, so Landrat Mario Glaser am Freitag bei einem Pressegespräch.
Ab Frühjahr Unterbringung im Bodenseekreis schwierig
Auch der Bodenseekreis erwartet in den kommenden Monaten weiter steigende Flüchtlingszahlen. Es sei absehbar, dass man voraussichtlich ab dem kommenden Frühjahr die Menschen nicht mehr geregelt unterbringen könne, heißt es in einer Mitteilung des Kreises. Derzeit seien allein aus der Ukraine mehr als 3.000 Kriegsflüchtlinge im Bodenseekreis gemeldet. In den Gemeinschafts- und Notunterkünften lebten Ende September rund 1.300 Menschen aus aller Welt.
Grüne und CDU im Land fordern Begrenzung von Zuwanderung
Immer mehr Städte und Gemeinden in ganz Baden-Württemberg fordern eine Begrenzung der Migration, weil sie mit der Unterbringung Geflüchteter überfordert sind. Das war am Donnerstag Thema einer Landtagsdebatte. CDU und Grüne fordern ein Umdenken in der Asylpolitik.