Am 2. Juni ist UNESCO-Welterbetag. Auch am Bodensee und in Oberschwaben gibt es viel zu entdecken. Außerdem wird ein weiterer historischer Ort dieses Jahr offiziell Welterbekandidat.
Am UNESCO-Welterbetag, dem 2. Juni, sollen sich Interessierte Welterbestätten besser kennenlernen können. Doch auch das restliche Jahr über gewähren Welterbestätten in der Region Bodensee-Oberschwaben Einblicke in verschiedene Epochen der Menschheitsgeschichte.
In Deutschland stehen aktuell 52 Natur- und Kulturerbestätten auf der UNESCO-Welterbeliste, davon sieben in Baden-Württemberg. Damit befindet sich Deutschland auf Platz drei der Länder mit den meisten Welterbestätten. Angeführt wird die Liste laut Online-Plattform Statista von Italien mit 59 UNESCO-Denkmälern, Platz zwei belegt China. Auch in der internationalen Bodenseeregion und in Oberschwaben gibt es gleich mehrere Welterbestätten zu entdecken:
Und auch immaterielles UNESCO-Welterbe gibt es: Dazu zählen unter anderem die Ermatinger Groppenfasnacht sowie die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht, der Funkensonntag in Vorarlberg und der Streuobstanbau in Deutschland.
Die Welterbestätten der Region in Bildern:
Bevor Sie weiterlesen: Wie gut kennen Sie sich aus? Haben Sie beispielsweise schon entdeckt, was sich in der Stiftsbibliothek St. Gallen abgesehen von Büchern verbirgt? Oder wissen Sie, warum die Fastnacht zum Immateriellen Kulturerbe Deutschlands zählt? Testen Sie Ihr Wissen!
Nicht nur Bücher in der Stiftsbibliothek
Auch in der Schweiz wird der UNESCO-Welterbetag gefeiert, so auch in St. Gallen. Insgesamt gibt es in der Schweiz dreizehn UNESCO-Welterbestätten, so das Auswärtigen Amt der Schweiz (EDA). In St. Gallen ist der gesamte Stiftsbezirk mit der barocken Kathedrale und der Stiftsbibliothek seit 1983 UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Stiftsbibliothek umfasst mehr als 170.000 Bücher aus mehreren Jahrhunderten. Doch es gibt noch das ein oder andere spannende Ausstellungsstück. Neben dem Nachbau eines Erd- und Himmelsglobus umfasst die Sondersammlung, auch Kuriositätensammlung genannt, eine Mumie aus dem Alten Ägypten, genannt "Schepenese". In einem gläsernen Sarg ist die Mumie einer Frau, die laut des Katholischen Konfessionsteils des Kantons St. Gallen über 600 Jahre v. Chr. gelebt haben dürfte, aufgebahrt und kann besichtigt werden. Auch die beiden Särge der Mumie, ein innerer und ein äußerer, sind in der Bibliothek ausgestellt.
Buntes Programm in St. Gallen
In der Schweiz findet der UNESCO-Welterbetag, anders als in Deutschland, erst am 08. Juni statt. In St. Gallen wird es deshalb Sonderführungen geben, unter anderem zu den Themen Restauration und Schutz von Welterbe. Das gesamte Programm des UNESCO-Welterbetags in St. Gallen ist online verfügbar.
Weltkulturerbe am Bodensee: Die Klosterinsel Reichenau
Allein am Bodensee finden sich zwei UNESCO-Welterbestätten: die Klosterinsel Reichenau und die Pfahlbaufunde im Bodensee. Die Klosterinsel Reichenau feiert in diesem Jahr 1.300-jähriges Jubiläum, seit knapp 25 Jahren ist sie offiziell ein UNESCO-Welterbe.
Im Jahr 724 wurde dort das Kloster Reichenau, ein Benediktinerkloster, gegründet. Es wurde mit der Zeit zu einem religiösen, aber auch kulturellen und politischen Zentrum des Mittelalters. Heute zählen nicht nur die alten Gebäude des ehemaligen Klosters, sondern die gesamte Insel zum UNESCO-Welterbe.
Reichenauer Münster-Mesner Lukas Hafner über das Weltkulturerbe Reichenau:
Weil anlässlich des Jubiläums auf der Reichenau in diesem Jahr ohnehin groß gefeiert wird, finden dort zum UNESCO-Welterbetag keine besonderen Veranstaltungen statt.
Auch Pfahlbauten Unteruhldingen dieses Jahr ohne Programm zum Welterbetag
Auch die Pfahlbauten in Unteruhldingen (Bodenseekreis) gelten seit 2011 als UNESCO-Welterbe. Damit sind jedoch nicht das Museum und die Nachbauten gemeint, sondern die originalen Funde, die an verschiedenen Stellen im Bodensee gefunden wurden, unter anderem in Unteruhldingen. Sie befinden sich unterhalb der Wasseroberfläche.
Sie sind kein eigenständiges Denkmal, sondern zählen zum grenzübergreifenden Welterbe "Prähistorische Pfahlbauten rund um die Alpen", welches mehr als 100 Fundstellen umfasst. Eine Museumsmitarbeiterin teilte auf SWR-Anfrage mit, dass es in diesem Jahr keine besonderen Veranstaltungen anlässlich des UNESCO-Welterbetags geben wird. Grund dafür sei der Umbau zur Vergrößerung des Museums.
Federseemuseum muss Welterbetag verschieben
Auch am Federsee bei Bad Buchau (Kreis Biberach) wurden prähistorische Pfahlbau-Siedlungen aus Jungsteinzeit und Metallzeit gefunden, ebenso wie Textilien, Einbäume und Räder. Die Fundorte zählen ebenfalls zum Welterbe "Prähistorische Pfahlbauten rund um die Alpen". Heute kann man im Federseemuseum in das Leben in der damaligen Zeit eintauchen und mehr zu den historischen Funden erfahren.
Der UNESCO-Welterbetag im Federseemuseum müsse wegen der schlechten Wetterprognosen auf den 21. Juli verschoben werden, teilte das Museum mit. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Federseemuseums.
Bald ein Welterbe mehr in der Region?
In den nächsten Jahren könnte Baden-Württemberg noch um ein oder zwei Welterbestätten reicher werden. Zum einen soll der Stuttgarter Fernsehturm in diesem Jahr auf die Tentativliste gesetzt werden. Zum anderen kommt auch die Heuneburg im Landkreis Sigmaringen auf die Kandidatenliste.
Für die Reihe "Sagenhafte Orte" hat der SWR bereits über die Heuneburg berichtet:
Wichtiges Zentrum der Kelten
Die Heuneburg im Kreis Sigmaringen ist eine eisenzeitliche Siedlungs- und Befestigungsanlage (1200-500 v. Chr.) und somit ein wichtiges Denkmal der keltischen Geschichte. Rund um die Heuneburg gab es auch eine Siedlung, die Stadt Heuneburg oder auch Stadt Pyrene, so die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, die für die Heuneburg zuständig sind. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts werden an dem ehemaligen keltischen Fürstensitz bei Herbertingen Ausgrabungen durchgeführt. Außerdem gibt es das Heuneburgmuseum in Herbertingen-Hundersingen.
Welterbe als Ehre und Verpflichtung
Im Dezember 2023 setzte die Kultusministerkonferenz die Heuneburg auf die Tentativliste, nachdem 2021 der Antrag durch das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg gestellt wurde.
UNESCO-Welterbe zu sein, sei eine Ehre und zugleich eine große Verantwortung, das teilte das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) über die Pressestelle des Regierungspräsidiums Stuttgart auf SWR-Anfrage mit. Schon heute sei die Heuneburg ein Schwerpunkt in der Arbeit der Landesarchäologie, so das LAD. Als UNESCO-Welterbe würde noch ein größerer Schwerpunkt für das Land Baden-Württemberg darauf liegen, die Heuneburg zu schützen, zu pflegen und Wissen darüber einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.
Lücke im UNESCO-Welterbe soll geschlossen werden
Die Heuneburg soll nicht als einziges Zeugnis der Kelten zum UNESCO-Welterbe werden. "Vorgeschichtliche Stätten sind auf der UNESCO-Welterbeliste unterrepräsentiert", heißt es auf SWR-Anfrage. Neben der Heuneburg werden noch der Glauberg in Hessen und der Mont Lassois in Frankreich für die UNESCO-Welterbeliste nominiert.
Gemeinsam sollen die Teilstätten als "Keltische Machtzentren der älteren Eisenzeit nordwestlich der Alpen" zum Welterbe werden. Mit der Ernennung der Heuneburg zur Welterbe-Kandidatin soll laut LAD also eine Lücke auf der UNESCO-Welterbeliste geschlossen werden.
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