Der viele Regen der vergangenen Tage ist den jungen Störchen auf dem Affenberg zum Verhängnis geworden. Ein Großteil des Nachwuchses hat die letzten Tage nicht überstanden.
Nach dem Dauerregen der vergangenen Tage gehe man davon aus, dass fast 80 Prozent der jungen Störche der Affenberg-Kolonie gestorben seien, so Dr. Roland Hilgartner, Leiter des Affenbergs in Salem (Bodenseekreis). Doch es gibt auch Grund zur Freude - bei den Affen.
Gefieder noch nicht wasserdicht
Der Grund für den Tod vieler Jungstörche sei das Wetter der vergangenen Tage, erklärt Hilgartner. Das Problem: Das Gefieder der etwa einen Monat alten Vögel ist noch nicht wasserdicht, schützt also weder vor Nässe noch vor Kälte. Gleichzeitig sind die Jungtiere aber schon zu groß, um sich unter dem schützenden Gefieder der Eltern zu verstecken. Durch die offenen Nester der Störche und die Größe des Nachwuchses seien die Störche im Vergleich zu anderen Vögeln deshalb besonders gefährdet. "Die Jungen stehen dann voll im Regen und kühlen aus", so Hilgartner. Dauert der Regen länger an, erfrieren die kleinen Störche.
Roland Hilgartner im Interview mit dem SWR über die Situation der Störche und Berberaffen auf dem Salemer Affenberg:
Besonderes Verhalten der Eltern nach Verlust der Jungen
Haben Storcheneltern ihre gesamte Brut verloren, legen sie laut Hilgartner ein besonderes Verhalten an den Tag. "Teilweise geben die Störche dann ihren Horst auf und bauen Kompensationshorste an einem anderen Ort", erklärt der Verhaltensbiologie. Die hätten allerdings keine Funktion, die Störche legen dort keine Eier ab.
Spannend sei auch, dass die Altstörche, die ihren Nachwuchs verloren haben, im darauffolgenden Jahr häufig nicht mehr zu ihrem angestammten Horst zurückkehren. Zudem suchten sie sich häufig auch einen neuen Partner, mit dem werden dann neue Horste besetzt.
Am Affenberg leben aktuell rund 50 Brutpaare in der Storchenkolonie. Zusätzlich beobachtet das Affenberg-Team rund 130 Storchen-Horste in der Umgebung um Salem. Laut Roland Hilgartner gab es Mitte der Siebzigerjahre in ganz Baden-Württemberg nur noch 15 Brutpaare, also 30 Störche. Mittlerweile hat sich die Storchenpopulation gut erholt, Hilgartner zufolge gibt es aktuell rund 2.000 Brutpaare im Land.
Nachwuchs von anderen gefiederten Affenbergbewohnern wohlauf
Neben den Störchen lebt am Affenberg unter anderem eine große Graugans-Kolonie. Deren Nachwuchs hat den Dauerregen gut überstanden. Nicht nur, weil sie wasseraffin sind, sondern auch, weil die Junggänse schon ein wenig früher geschlüpft und entsprechend entwickelter waren.
Am Affenberg Salem leben laut Leiter Roland Hilgartner über 100 Vogelarten und rund ein Dutzend Fledermausarten.
Gute Nachrichten bei Berberaffen
Trotz der verheernden Folgen für die Storchenkolonien gibt es auf dem Affenberg laut Hilgartner aber auch Grund zur Freude: Bei den Berberaffen sind schon acht Affenbabys zur Welt bekommen. Für die kleinen Äffchen sei das Wetter im Gegensatz zu den Störchen kein großes Problem. "Die werden gut versorgt von den Müttern und auch von dem Rest der Gruppe gewärmt."
Doch auch, wenn der Regen den Berberaffen und ihrem Nachwuchs nicht schadet - so sind sie doch froh, dass endlich mal wieder die Sonne scheint. Am Dienstag, dem ersten schönen Tag nach langer Regenperiode, haben viele Berberaffen die Sonne genossen, gerne auch auf den Besucherbänken.
Am Affenberg Salem leben aktuell knapp 200 Berberaffen.
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