Europaweit wird es in diesem Jahr weniger Äpfel geben, da zur Zeit der Blüte in Osteuropa Frost herrschte. Davon könnten die Obstbauern am Bodensee profitieren. Sie hoffen, mehr Geld für ihre Äpfel zu bekommen.
Durch Frühjahrsfröste und ungünstige Wetterbedingungen während der Blüte fällt die Apfelernte in Europa dieses Jahr deutlich geringer aus als in den Vorjahren. Die Erwartungen an die Ernte wurden am Freitag in Ungarn von Vertretern der internationalen Kernobstbranche bekannt gegeben. Die Experten gehen davon aus, dass etwa 10,2 Millionen Tonnen Äpfel geerntet werden - 1,3 Millionen Tonnen weniger als im Jahr 2023. Für die Bodenseeregion fällt die Prognose optimistischer aus. Beim Kompetenzzentrum Obstbau in Bavendorf (Kreis Ravensburg) wurde die Schätzung mit Spannung erwartet. Sie ist von Bedeutung, da sich an ihr auch die Erzeugerpreise für die Äpfel orientieren.
Obstbauern am Bodensee rechnen mit guter Ernte
Am Bodensee und in Oberschwaben wird in den kommenden Wochen eine gute Ernte erwartet, so Manfred Büchele vom Kompetenzzentrum. Die Obstbauern rechnen mit etwa 247.000 Tonnen Äpfeln. Das sind 13 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Im sehr ertragreichen Jahr 2022 waren es 258.000 Tonnen.
Die Obstbauern am Bodensee und in Oberschwaben hoffen, dass sich die europaweit geringere Erntemenge positiv auf ihre Erlöse auswirkt. Manfred Büchele schätzt, dass die Landwirte in der Region in diesem Jahr pro Kilo Äpfel doppelt soviel bekommen könnten, statt 30 bis zu 60 Cent. Für die Verbraucher würden sich die Preissteigerungen aber nicht zwingend an der Kasse im Supermarkt bemerkbar machen.
Nicht alle Äpfel von Frost und Pilzkrankheiten verschont
Voraussetzung für höhere Erzeugerpreise sei eine gute Qualität der Äpfel, so Obstbauexperte Büchele. Nicht alle Obstbauern am Bodensee und in Oberschwaben seien von Frost oder Pilzkrankheiten verschont geblieben. Es gebe Lagen, die nicht so begünstigt seien. Wer es aber geschafft habe, seine Äpfel ins Ziel zu bringen, der könne mit einer guten Ernte und auskömmlichen Preisen rechnen.
Auch im Hinterland des Bodensees, wo es viele Streuobstwiesen gibt, rechnet man mit einer guten Ernte. Die Qualität habe aber wegen des Regens und der kühlen Witterung im Frühjahr teilweise gelitten - vor allem durch Schorfbefall, so Alexander Ego von der Kreisfachberatung für Garten- und Obstbau im Landwirtschaftsamt Biberach. In manchen Regionen habe es sogar einen Totalausfall durch Sturm und Hagel gegeben.
Europäische Apfelernte-Schätzung hat Ursprung in Ravensburg
Die europäische Apfelernte-Schätzung hat übrigens ihren Ursprung in der Region: Vor etwa 50 Jahren wurde die Ernteschätzung in Bavendorf am damaligen Versuchszentrum eingeführt. Die ersten beiden Schätzungen fanden im Raum Ravensburg im Rahmen von Konferenzen statt, bis das Konzept europaweit übernommen wurde.
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