Das Froschkuttelnessen in Riedlingen ist eine reine Männerveranstaltung. Frauen haben keinen Zutritt zum Saal - auch Journalistinnen nicht. Was spricht dafür und was dagegen?
Am Fastnachtsdienstag findet in Riedlingen im Kreis Biberach wieder das sogenannte Froschkuttelnessen statt. Frauen dürfen nicht dabei sein und haben keinen Zutritt zu dem entsprechenden Saal im Rathaus. Die Frauen feiern zunächst auch unter sich und tanzen später in den sogenannten Hemdglonkern - also in weißen Nachthemden und -mützen - vor dem Rathaus. Das Froschkuttelnessen, das es nach Angaben der Narrenzunft Gole seit dem Jahr 1829 gibt, ist der Höhepunkt der Fastnacht in Riedlingen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gilt als Stammgast. Anders als der Name vermuten lässt, bestehen die Kutteln übrigens nicht aus Fröschen, sondern aus Innereien, vor allem vom Rind.
Wegen des Ausschlusses von Frauen dürfen auch Journalistinnen nicht beim Froschkuttelnessen dabei sein. Das sieht der Deutsche Journalistenverband (DJV) Baden-Württemberg kritisch. In der Narrenzunft Gole nimmt man die Kritik gelassen hin. "Wir machen keinen Unterschied zwischen Teilnehmern und externen Berichterstattern bei der vorübergehenden Geschlechtertrennung während der Veranstaltung", so Zunftmeister Thomas Maichel. Ausnahmen wolle man auch in Zukunft nicht machen.
Sollte die Tradition aufgeweicht werden und Frauen beim Froschkuttelnessen zugelassen werden?
Pro Beibehaltung der Tradition: "Außenstehende sollten närrische Traditionen akzeptieren"
Von Rebecca Lüer
Beim Froschkuttelnessen sind Männer unter sich - und seit einem halben Jahrhundert parallel auch die Frauen. Dass ich als Journalistin nach dem Willen der Riedlinger Narren nicht vor Ort über die Männerrunde berichten darf, schränkt mich zwar dem Buchstaben nach in der Ausübung meines Berufs ein, die Pressefreiheit sehe ich in dem Fall aber dennoch nicht bedroht.
In der Fastnacht gelten nun mal eigene Gesetze, nennen wir es Traditionen. Und zwar welche, bei denen es um den Spaß geht. Man kann sie persönlich affig und überkommen finden, aber den Riedlinger Narren - und Närrinnen - ist ihre geschlechtergetrennte Froschkutteln-Tradition eben wichtig. Und das haben Außenstehende erst mal zu akzeptieren.
Als Reporterin berichte ich über Geschichten, ich mache mich nicht selbst zum Thema. Das würde ich aber, wenn ich als Reporterin erzwingen würde, den Riedlinger Männern beim Froschkuttelnessen zuzusehen, denn dann würde deren fröhliche Stimmung kippen und die Geschichte eine andere werden - dank mir. Bei den närrischen Riedlinger Frauen ist es ja genauso, da dürfen keine Männer rein.
Da bei uns im SWR sowohl Reporter als auch Reporterinnen arbeiten, sehe ich es in diesem Fall nicht als Problem, sich entsprechend aufzuteilen. Und bin darüber hinaus der Meinung, dass wir aktuell in Deutschland und in der Welt schwerwiegendere Probleme haben als ein verspätetes Frühstück ohne Frauen. Wobei: Eines möchte ich den Riedlinger Froschkuttlern dann doch gerne mitgeben: Wenn ihr schon trennen wollt, liebe Männer, dann frage ich mich, warum Ihr Euch im Rathausfoyer die Teller ausgerechnet von Frauen vollschöpfen lasst.
Contra Beibehaltung der Tradition: "Ein Froschkuttelnessen ohne Frauen ist zwar möglich, aber sinnlos"
Von Thomas Wagner
Liebe Gole in Riedlingen! Liebe und hochgeehrte Organisatoren des glückseligmachenden Froschkuttelessens am Fasnetsdienstag!
"Seid doch kein Frosch!", möchte man euch zurufen. "Springt über euren Schatten! Öffnet euch! Lasst die Frauen rein - zum Froschkuttelnessen!" Denn: Ein Froschkuttelnessen ohne Frauen ist zwar möglich, aber sinnlos. Das wird sofort klar, wenn man im Geschichtsbuch der Frauenrechte blättert.
Schaut euch nur mal an, wie das war mit dem Autofahren: Der erste Mensch weltweit am Lenkrad eines Autos war - eine Frau. 1888 steuerte Bertha Benz wagemutig den Benz-Patent-Motorwagen Nummer drei gleich 106 Kilometer weit von Mannheim nach Pforzheim. Was folgte, war ein Aufschrei der Empörung in der Männerwelt - und ein Verbot für Frauen, überhaupt ohne Einwilligung eines/ihres Mannes einen Führerschein zu machen. Genutzt hat’s nichts: Seit 1958 dürfen sie zur Fahrprüfung antreten, ob’s uns Männern nun passt oder nicht.
Und schaut euch nur an, wie das war mit dem Fußball: Bis 1970 verbot der Deutsche Fußballbund den Frauen - man mag’s heute kaum glauben - das Kicken in Wettkämpfen. Und heute? Heute sind die Eleven der deutschen Frauennationalmannschaft die deutlich erfolgreichere Partie im Vergleich zu den Männern, die bei den jüngsten internationalen Wettbewerben eher ein Bild des Jammers abgaben.
Und so wie das war beim Autofahren und beim Fußball, wird es auch irgendwann beim Froschkuttelnessen kommen. Den Lauf der Geschichte könnt ihr nicht aufhalten! Je früher die Frauen da mit dabei sind, desto besser. Und: Habt ihr euch mal überlegt, dass ihr euch durch das Beharren auf einer reinen Männerrunde selbst die närrische Butter vom Brot nehmt? Wie lustig könnte es sein, wenn in nicht allzu ferner Zukunft mal so Spaßkanonen wie Außenministerin Baerbock oder Ex-Kanzlerin Merkel eure Runde bereichern könnten? Oder gar Ricarda Lang? Was ein Spaß könnte es werden, mit ihnen nach dem Froschkutteln-Mahl nach altem Brauch die Rutschbahn Richtung Innenstadt runterzufahren? Dann, und nur dann, habt ihr Baerbock, Merkel, Lang und Co. mal wirklich fest im Griff.
Merkt ihr was? Euch geht was ab ohne Frauen bei der Kuttelnesserei. Und dann auch noch das: Während ihr in eintöniger Männerrunde den Innereien frönt, trifft sich nicht weit von euch die närrische Riedlinger Frauenriege im Sportlerheim. Und führt mutmaßlich höchst subversive Gespräche über die Männerwelt. Um derlei revolutionäre Umtriebe schon im Keim zu ersticken, gibt es nur ein Mittel: Stopft sie mit Froschkutteln voll! Holt sie in eure Runde! Und macht Schluss mit dem Frauenverbot beim Froschkuttelnessen!
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