Immer mehr kleine Krankenhäuser in der Region Bodensee-Oberschwaben werden geschlossen. Ein Arzt der Oberschwabenklinik (OSK) warnt deshalb vor ernsten Versorgungsproblemen.
In Oberschwaben wurden die Krankenhäuser in Pfullendorf und Bad Saulgau bereits geschlossen. Ärzte, Rettungsdienste und Patientenverbände schlagen wegen der Klinikschließungen seit Monaten bundesweit Alarm. Auch ein OSK-Arzt, der anonym bleiben möchte, sagt: Ohne kleine Krankenhäuser werde die Versorgung von Patienten für Krankhausverbünde wie die OSK ein richtiges Problem.
OSK-Arzt beklagt immer schlechtere Notversorgung
OSK-Arzt Patrick Hausmann (Name von der Redaktion geändert) sagt, schon jetzt seien Notaufnahmen teilweise nicht in der Lage, die Patienten in der vorgeschriebenen Zeit zu behandeln. Sterben werde aufgrund der Situation niemand, hofft der Mediziner. Wer aber eine stationäre Grundversorgung brauche, werde sich immer weniger gut versorgt fühlen. Zum Beispiel bei Lungenentzündungen oder Unfallverletzungen wie Brüchen.
Zu lange Krankentransporte
Rettungsdienste bestätigen dem SWR dieses Problem. Michael Mutschler, Rettungsdienstleiter des Deutschen Roten Kreuz im Landkreis Biberach, warnte gegenüber dem SWR schon vor Monaten vor den Folgen, dass zu viele Rettungswagen auf der Straße seien und zu wenige verfügbar in den Leitstellen. OSK-Mediziner Hausmann widerspricht der Politik, die die Weichen auf die großen Krankenhäuser stelle und nur sie durch Hightech-Medizin als überlebensfähig erachte. In vielen Fällen wie einem verstauchten Fuß oder einem verstopften Katheter brauche es lediglich zupackende Mediziner und Pflegekräfte.
Kleine Krankenhäuser sollen nach dem Willen von Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) durch Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und Primärärztliche Versorgungszentren (PVZ) ersetzt werden, zum Beispiel in Bad Waldsee, Bad Saulgau oder Pfullendorf. Doch Patrick Hausmann ist mehr als skeptisch, ob das funktioniert. Und sieht ein drohendes Scheitern:
Oberschwabenklinik widerspricht Vorwürfen
Der Oberschwabenklinik-Verbund hat sich gegenüber dem SWR zu den Vorwürfen und Bedenken geäußert. Der Sprecher des Verbundes, Winfried Leiprecht, sieht die Versorgung in den Notaufnahmen nicht gefährdet. Auch in einer großen Notaufnahme wie in Ravensburg würden Lungenentzünden und Brüche innerhalb der notwendigen Zeit und auch sorgfältig behandelt. Der Standort Ravensburg verfüge zudem über eine spezielle Notaufnahme für Kinder. Dies sei in kleinen Krankenhäusern gar nicht möglich.