In Friedrichshafen wird am 29. September ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Sieben Kandidaten sind zugelassen, unter ihnen keine einzige Frau. Amtsinhaber Andreas Brand tritt nicht mehr an.
Sieben Männer bewerben sich um das Amt des Oberbürgermeisters von Friedrichshafen. Wahlberechtigt sind in der zweitgrößten Stadt am Bodensee rund 45.900 Menschen, die mindestens 16 Jahre alt sind, Deutsche oder EU-Bürger und seit mindestens drei Monaten in Friedrichshafen gemeldet sind.
So sieht der Wahlkampf in der Innenstadt aus:
Was der OB von Friedrichshafen "nebenher" zu tun hat:
Der Job des Oberbürgermeisters der Stadt Friedrichshafen bedeutet Verantwortung über die Stadt mit ihren rund 62.000 Einwohnerinnen und Einwohnern hinaus. Denn der OB ist zugleich Vorsitzender der Zeppelin-Stiftung mit einem Stiftungskapital von fast 1,5 Milliarden Euro. Außerdem sitzt er im Aufsichtsrat mehrerer Unternehmen und Gesellschaften, darunter:
- ZF Friedrichshafen AG
- Luftschiffbau Zeppelin GmbH
- Zeppelin GmbH
- Zeppelin Systems GmbH
- Zeppelin Baumaschinen GmbH
- Klinikum Friedrichshafen
- Messe Friedrichshafen GmbH
- Stadtwerk am See GmbH & Co. KG
Laut Stadt fließen die Nebeneinkünfte aus diesen Nebentätigkeiten des Oberbürgermeisters bis auf einen zu versteuernden Freibetrag von 9.600 Euro in den Haushalt der Stadt. 2022 waren dies gut 270.000 Euro.
Wer sind die sieben Bewerber?
Dies sind die Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters von Friedrichshafen in der Reihenfolge, wie sie auf dem Stimmzettel erscheinen:
Johannes Henne (CDU-Mitglied) ist seit 2018 Bürgermeister im benachbarten Immenstaad (Bodenseekreis). Er ist 1987 geboren und in Sigmaringendorf aufgewachsen. Der Familienvater lebt nach eigenen Angaben in Friedrichshafen-Fischbach. Henne tritt als unabhängiger Kandidat an und gibt als seine Vision an, dass Friedrichshafen "mehr kann". Er hat dazu einen Zukunftskompass und Maßnahmenpläne erstellt. Dazu gehören ein Zukunftswettbewerb für Start-ups und Gründer mit besonderen Geschäftsideen für Friedrichshafen, ein zukunftsfähiger Flughafen und mehr Grün in der Stadt.
Simon Blümcke (parteilos) ist derzeit Erster Bürgermeister in Ravensburg und führte zuvor zwölf Jahre die Gemeinde Hagnau im Bodenseekreis. Er ist 1974 in Tübingen geboren, hat Politik, Geschichte und Öffentliches Recht studiert. Blümcke will "Friedrichshafen gemeinsam besser machen", mit soliden Finanzen, priorisierten Projekten, einer funktionierenden Gesundheitsvorsorge und ausreichend Wohnraum.
Dieter Baldauf (parteilos) ist 66 Jahre alt, ledig und als Schlosser selbstständig. Auf SWR-Anfrage schreibt er, er möchte als Oberbürgermeister von Friedrichshafen die junge Generation nicht zur letzten machen, sondern zur nächsten, und vor allem Rentner und alte Menschen nicht auf das Abstellgleis stellen, sondern ihnen zu einem würdigen Lebensabschnitt verhelfen.
Rocco Granato (parteilos) ist 48 Jahre alt und lebt mit Tochter und Lebensgefährtin in Meckenbeuren-Brochenzell im Bodenseekreis. Er ist eigenen Angaben zufolge gelernter Gas-Wasser-Installateur und arbeitet seit 2000 bei ZF.
Wahlkampf wolle er nicht machen, erklärte er auf SWR-Anfrage, deshalb hingen in der Stadt auch keine Plakate von ihm und es gebe auch keine Website. Seine Ziele als Oberbürgermeister der Stadt seien bessere Angebote für Kinder und Jugendliche, dass Rentner umsonst Bus fahren dürfen, Entlastung von Beschäftigten zum Beispiel durch mehr Personal und mehr Sicherheit.
Frank Schmid (parteilos) ist 57 Jahre alt und lebt nach eigenen Angaben seit mehr als einem Vierteljahrhundert in Friedrichshafen. Der selbstständige Immobilienmakler hat auch 26 Jahre berufliche Erfahrung bei ZF. Als Oberbürgermeister möchte er Verwalter und gleichzeitig kreativer Kopf für die Stadt Friedrichshafen sein.
Schmid sieht eine nachhaltige Stadtentwicklung und den Ausbau von Infrastrukturprojekten als vorrangig. Gleichzeitig möchte er dem Wohnraummangel und den Verkehrsbelastungen begegnen sowie innovative Ansätze zur Digitalisierung und Umwelt zukunftsfähig gestalten.
Markus Werner (parteilos) ist 56 Jahre alt und studierter Maschinenbau-Ingenieur. Er hat mehrere mittelständische Unternehmen geleitet, ist jetzt Hausmann und lebt in Friedrichshafen. Oberbürgermeister würde er in keiner anderen Stadt werden wollen, schreibt er auf seiner Homepage.
Werner will sich für eine gesicherte Kinderbetreuung einsetzen, für einen Neubau für das Krankenhaus in Friedrichshafen und für eine bessere Verkehrsanbindung aller Stadtteile, damit auch ältere Mitbürger einfach am gemeinsamen Leben teilhaben können.
Franz Eduard Gruber wirbt mit dem Slogan "Wandel wagen, Werte wahren". Er ist 61 Jahre alt und Familienvater, im Allgäu aufgewachsen und Wirtschaftsingenieur. Bis 2022 war er eigenen Angaben zufolge selbstständiger Software-Unternehmer. Er lebt in Stetten im Bodenseekreis. Seine Homepage nennt er "Hafen32", weil es ihm in Friedrichshafen um ein "gemeinsames Veränderungsprojekt" bis 2032 geht.
OB-Wahl Friedrichshafen: Amtsinhaber Andreas Brand tritt nicht mehr an
Die Amtszeit des künftigen Oberbürgermeisters beträgt acht Jahre. Sollte eine Stichwahl nötig sein, findet diese am Sonntag, den 13. Oktober, statt. Der amtierende Oberbürgermeister Andreas Brand (parteilos) tritt zur Wahl nicht an. Er war 2017 mit 79,9 Prozent der gültigen Stimmen für eine zweite Amtszeit an der Spitze der Zeppelinstadt wiedergewählt worden. Der 60-Jährige geht Ende Oktober und damit sieben Monate vor dem regulären Ende dieser Amtszeit in den Ruhestand.
Öffentliche Vorstellungsrunde der OB-Kandidaten stößt auf großes Interesse
Am Montag vor der Wahl konnten alle sieben zugelassenen Bewerber im Graf-Zeppelin-Haus ihre Ideen und Ziele für die Arbeit als Oberbürgermeister präsentieren und auf Fragen der Einwohnerinnen und Einwohner antworten. Das stieß bei den Wählerinnen und Wählern auf großes Interesse. Laut Stadt kamen etwa 1.250 Menschen. Jeder Kandidat hatte 25 Minuten. Das Besondere: Die jeweils anderen mussten währenddessen in Nebenräumen warten, damit keiner auf das, was ein anderer Kandidat gesagt hat, eingehen konnte.
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