Vertreter von Kirchen, Kommunen sowie Architekten haben in Weingarten getagt. Sie diskutierten, wie kirchliche Gebäude im Sinne des Gemeinwohls anders genutzt werden können.
Wie können kirchliche Räume oder ganze Gebäude künftig für neue Wohnformen genutzt werden? Das war Thema eines zweitägigen Symposiums in Weingarten (Kreis Ravensburg). Es stand unter dem Motto "Gemeinschaft baut Zukunft" und fragte, wie sich Kirchen in eine gemeinwohlorientierte Orts- und Stadtentwicklung einbringen können. Denn Schätzungen zufolge werden bis zum Jahr 2060 ein Drittel der Kirchen und kirchlichen Gebäude in Deutschland nicht mehr benötigt - weil immer mehr Menschen aus der Kirche austreten und auch die Zahl der Mönche und Nonnen in den Klöstern zurückgeht.
Kloster Reute baut Klosterzellen zu Wohnraum um
Beispielhaft ist das Franziskanerinnen-Kloster Reute bei Bad Waldsee, wo Klostergebäude zu Wohnquartieren umgebaut werden. Die Ordensfrauen waren Veranstalterinnen der Tagung in Weingarten und hatten Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen, des Landes, einiger Kommunen sowie Raumplaner und Architekten eingeladen. Wie kirchlicher Raum umgewandelt und anders genutzt werden kann, erfuhren die Tagungsteilnehmerinnen und Teilnehmer bei einer Exkursion ins Kloster Reute: Hier entsteht Wohnraum in freigewordenen Klosterzellen und auf dem Klostergelände.
Bezahlbarer Wohnraum für Senioren
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung diskutierten darüber, wie trotz des Verschwindens kirchlicher Strukturen soziale Bindungen und ehrenamtliches Engagement erhalten bleiben können. Zum Beispiel, indem bezahlbarer Wohnraum in kirchlichen Gebäuden entsteht – vor allem auch für ältere Menschen. Diese könnten in dorfähnlichen Wohnquartieren wie dem Areal des Klosters Reute künftig länger selbstbestimmt leben, wenn sich kirchliche Einrichtungen und jüngere Nachbarn um sie kümmern.
Zahl der Kirchenaustritte gestiegen
Nicht nur Klostergemeinschaften wie in Reute werden kleiner und entwickeln deshalb neue Nutzungskonzepte. Auch viele Kirchengebäude werden in Zukunft nicht mehr gebraucht werden - es fehlt an Kirchenmitgliedern. Mehr als eine halbe Million Menschen sind 2022 in Deutschland aus der katholischen Kirche ausgetreten - so viele wie nie zuvor. Das hat die Katholische Deutsche Bischofskonferenz kürzlich bekanntgegeben. Alleine in Baden-Württemberg haben demnach mehr als 81.500 Menschen die katholische Kirche verlassen, auch hier so viele wie noch nie. Im Erzbistum Freiburg waren es rund 41.800 und im Bistum Rottenburg-Stuttgart rund 39.700 Menschen.
Auch die evangelische Kirche hat mit bundesweit 380.000 Mitgliedern im Jahr 2022 mehr verloren als zuvor. In Baden-Württemberg sind aus der evangelischen Landeskirche in Baden 2022 rund 22.150 Mitglieder ausgetreten. Die evangelische Landeskirche Württemberg hat 32.800 Mitglieder verloren.
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