Seit Freitag ist bekannt, dass das Krankenhaus in Radolfzell zum 30. Juni geschlossen wird. Der Radolfzeller Oberbürgermeister Simon Gröger ist bestürzt. Das sei ein großer Verlust.
Das Krankenhaus in Radolfzell (Kreis Konstanz) wird bereits Ende Juni dieses Jahres geschlossen. Über diese Entscheidung des Aufsichtsrates informierte der Gesundheitsverbund des Landkreises Konstanz (GLKN) am Freitag. Der Oberbürgermeister der Stadt Radolfzell, Simon Gröger (parteilos), reagierte auf SWR Anfrage bestürzt auf diese Nachricht. Damit gehe ein wichtiger Teil Radolfzells verloren.
Für Oberbürgermeister Gröger gehe es nun in erster Linie darum, die örtliche medizinische Grundversorgung für die Bürgerinnen und Bürger in Radolfzell zu sichern, sagte Simon Gröger dem SWR. Die Stadt Radolfzell sei etwa offen für die Einrichtung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ).
Medizinisches Versorgungszentrum oder Ärztezentrum für Radolfzell
Der Konstanzer Landrat Zeno Danner (parteilos) bestätigte, dass man in Gesprächen für die Einrichtung eines Medizinischen Versorgungszentrums oder eines Ärztezentrums in Radolfzell sei. Dabei wolle man mit der lokalen Ärzteschaft zusammen arbeiten, so der Landrat Zeno Danner. Was mit dem Krankenhausgebäude nach Schließung geschehe, wisse man derzeit nicht. Verschiedene Optionen würden geprüft.
Früher als gedacht: Schließung des Krankenhauses Radolfzell
Die Schließung des Hegau-Bodensee-Klinikums Radolfzell kommt viel früher als von den Betroffenen gefordert.
Für die Schließung Ende Juni gebe es drei Gründe, sagte der Konstanzer Landrat Zeno Danner. Erstens der Personalmangel. Nur weniger als die Hälfte der rund 150 Betten könnten aktuell in Radolfzell belegt werden. Zweitens bestehe ein immenser Sanierungstau mit Kosten in Millionenhöhe. Dringende technische Probleme gebe es vor allem im Bereich der Elektrik und des Brandschutzes. Und drittens senke eine Schließung des Krankenhauses Radolfzell das jährliche zweistellige Millionendefizit des Gesundheitsverbundes des Landkreises Konstanz (GLKN) um rund 4,5 Millionen Euro.
Zentren für Altersmedizin und Innere Medizin werden von Radolfzell nach Konstanz und Singen verlegt
Das Zentrum für Altersmedizin und die Physikalische Therapie sollen mit zusammen ungefähr 30 Betten nach Konstanz verlagert werden. Die Zentren für Innere Medizin sowie Diabetologie, Gefäßmedizin und Wundmanagement und die angeschlossene interdisziplinäre Fußstation sollen mit insgesamt rund 40 Betten nach Singen umziehen, hieß es.
Radolfzeller Mitarbeiter sollen im Verbund gehalten werden
Gemeinsam mit dem Betriebsrat arbeite der Gesundheitsverbund laut Geschäftsführer Bernd Sieber an einem Sozialplan und Interessensausgleich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hegau-Bodensee-Klinikum-Radolfzell. Ziel sei es, alle rund 200 Mitarbeitenden im Verbund zu halten, so Bernd Sieber. Sie würden in Konstanz und Singen gebraucht.
Zwei-Standort-Lösung für Kreis Konstanz
Der Konstanzer Kreistag hatte im vergangenen Jahr aufgrund eines aktuellen Strukturgutachtens für die Schließung der Klinik in Radolfzell gestimmt. Allerdings ohne genauen Zeitpunkt. Der Gemeinderat Radolfzell hatte gefordert, die Radolfzeller Klinik bis zur Eröffnung eines Neubaus in Betrieb zu lassen. Darüber hinaus stimmte der Kreistag für den Erhalt des Klinikstandortes Konstanz und den Neubau einer zweiten Klinik an zentraler Stelle im Landkreis.
Für Klinikneubau gibt es Grundstücksangebote aus Singen und Radolfzell
Für einen möglichen Neubau hat Singen bereits ein Grundstück angeboten, die Stadt Radolfzell zwei Grundstücke. Für den Neubau soll laut Konstanzer Landrat Zeno Danner bis zum Frühjahr ein medizinisches Konzept erstellt werden, danach ein Raumplan. Stehe der Raumplan könne man prüfen, ob die angebotenen Grundstücke für einen Neubau geeignet seien, so Danner.
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