Der Bauernverband Allgäu-Oberschwaben hat sich mit dem Vorwurf auseinandergesetzt, Kühe seien wegen hoher Methan-Emissionen Klimakiller. Eingeladen war ein Experte der TU München.
Die Kuh ein Klimakiller? Ja, weil die Kuh viel Methan ausstoße und damit das Klima belaste, behaupten immer wieder Kritiker der Landwirtschaft. Der Bauernverband Allgäu-Oberschwaben hat sich mit dem Vorwurf auseinandergesetzt und hatte dazu Wilhelm Windisch eingeladen. Er ist Professor für Tierernährung an der Technischen Universität München. Windisch, Verbandsvertreter und Landwirte haben unter anderem einen Biobetrieb im württembergischen Allgäu besichtigt.
Warum Wiederkäuer Methan ausstoßen
Immer wieder werden auch Milchbauern im Allgäu und in Oberschwaben mit dem Vorwurf konfrontiert, ihre Kühe seien Klimakiller. Wilhelm Windisch beschäftigt sich seit Jahren mit der Problematik. Denn eines steht fest: Wenn Kühe Gras oder Silage fressen und dieses im Pansen, einem ihrer Mägen, verdaut wird, dann entsteht Methan. Dieses setzen Kühe und Rinder frei, wenn sie "pupsen oder rülpsen", erklärt Christoph Stauber, Biobauer auf seinem Hof Untermatzen zwischen Wangen im Allgäu und Amtzell. Er hat rund 120 Milchkühe, die im Jahr rund eine Million Liter Milch produzieren.
Experte sieht nur geringe Klimabelastung
Methan wird den Treibhausgasen zugerechnet. Es sei schädlicher als CO2, und weil es in Deutschland Millionen von Rindern und Kühen gibt, die täglich Methan ausstoßen und damit das Klima belasten, sehen manche in einer Kuh einen "Klimakiller". Wilhelm Windisch relativiert diesen Vorwurf. Gegenüber dem SWR sagte er, der Wiederkäuer könne ein großes Klimaproblem werden, wenn es zu viele Rinder gebe oder einen wachsenden Bestand gebe. Aber das sei in Deutschland nicht der Fall: "In Deutschland haben wir sehr wenig Rinder. Und dieses Methan, das da freigesetzt wird, das ist klimamäßig kaum wirksam."
Immer weniger Kühe in der Region Allgäu-Oberschwaben
Der Bauernverband Allgäu-Oberschwaben verweist darauf, dass im Landkreis Ravensburg in den vergangenen 20 Jahren die Zahl der Rinder und Kühe um 25 Prozent zurückgegangen sei. Baden-Württemberg-weit habe sich der Bestand von 1979 bis 2023 halbiert auf 900.000 Tiere. Weniger sollten es aber nicht werden, um weiterhin effizient und sinnvoll arbeiten zu können, meint Franz Schönleber, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Allgäu-Oberschwaben.
Bauern produzieren Lebensmittel
Den Landwirten ist es ein Anliegen, darauf hinzuweisen, dass sie mit den Tieren wichtige Lebensmittel wie Milch und Fleisch produzierten. Und sie sorgten für eine gepflegte Kulturlandschaft, wenn die Kühe die Wiesen abweiden. Der Agrarexperte Windisch ergänzt, diese Aspekte würden viel zu oft vergessen in der Diskussion.
Windisch empfiehlt den Landwirten, eine Art Kreislaufwirtschaft zu betreiben. Sie sollten jeweils so viele Kühe halten, dass das Futter aus dem Betrieb ausreiche, ebenso das, was in der Region an Nebenprodukten der Lebensmittelverarbeitung erzeugt werden könne. "Das muss in einem Gleichgewicht stehen. Wenn es im Gleichgewicht steht, ist es klima- und umweltfreundlich. Wenn es außerhalb des Gleichgewichts steht, ist es klimaschädlich!" Solche Betriebe gebe es auch, fügt Windisch hinzu.
Konsens in vielen Punkten zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz
Der Wissenschaftler, die Bauern und der Umwelt- und Naturschutz seien da in ihrer Einschätzung nicht weit auseinander, heißt es. Auch Ulrich Miller vom BUND Ravensburg ist deswegen weit davon entfernt, in den oberschwäbischen Kühen Klimakiller zu sehen. Er fordert aber, die Kühe wieder "mehr mit dem Grünland zusammenbringen". Er wünscht sich weniger Futter vom Acker: "Also weniger vom Acker verfüttern, mehr vom Grünland. Und wenn Grünland, dann auch mehr Weidehaltung", sagt er. Das sei gut für das Tierwohl, den Klimaschutz und die Artenvielfalt.
Bauern sollen zeigen, wie sie arbeiten
Dass die meisten Bauern im Allgäu und Oberschwaben durchaus so arbeiten, das müssten die Landwirte den Verbrauchern auch zeigen und erklären, meint Franz Schönleber, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Allgäu-Oberschwaben. Es gehe auch darum zu verhindern, unfair behandelt zu werden: "Wir müssen die Themen, die uns betreffen, selber in die Hand nehmen und selber nach außen tragen, bevor das andere tun, die uns dann vielleicht an den Pranger stellen, wo wir einfach schlicht und ergreifend nicht mehr hingehören."
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